VW befürchtet Menschenrechtsverletzungen in eigener Lieferkette
VW legte am Freitag seinen Menschenrechtsbericht vor: Im eigenen Geschäftsbereich werden keine Menschenrechte verletzt, sagt der Konzern. In der Lieferkette sehe man jedoch Risiken und Verdachtsfälle.
Wolfsburg - Durch ein neues Gesetz in Deutschland müssen bestimmte Unternehmen über die Einhaltung von Menschenrechten in ihren Lieferketten berichten. Der Volkswagen-Konzern hat nach dem Inkrafttreten dieses Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes Anfang des Jahres bei sich selbst bisher keine Menschenrechtsverletzungen festgestellt. Aber: In der gesamten Lieferkette - also einschließlich aller Zulieferer - habe man dagegen „Risiken und auch konkrete Verdachtsfälle identifiziert“, sagte die Menschenrechtsbeauftragte des Konzerns, Kerstin Waltenberg, am Freitag (17. November).
„Im eigenen Geschäftsbereich gab es seit Inkrafttreten des Gesetzes keine Menschenrechtsverletzungen“, sagte Waltenberg weiter. Mit Blick auf die gesamte Lieferkette gebe es noch „Verbesserungspotentiale“. Das Bestreben von VW sei es, „das Gesetz in diesem Jahr zunächst bestmöglich umzusetzen“, sagte Waltenberg. Im kommenden Jahr wolle man dann über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinausgehen.
Das steckt hinter dem Lieferkettengesetz
Zu Jahresbeginn war das deutsche Lieferkettengesetz in Kraft getreten. Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten haben die Pflicht, Sorgfalt für die Einhaltung von Menschenrechten bei der gesamten Produktion zu tragen und müssen darüber jährliche einen Bericht vorlegen.
VW-Werk in Xinjiang fällt nicht unter Lieferketten-Gesetz
Nicht unter das Gesetz fällt nach VW-Angaben das umstrittene Werk Urumqi in der chinesischen Provinz Xinjiang, weil es nicht von VW selbst, sondern von einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Hersteller Saic betrieben wird. „Es ist trotzdem nicht so, dass wir deswegen das Werk ausblenden“, betonte Waltenberg. „Wir schauen dort hin.“ Konzernchef Oliver Blume hatte im Sommer angekündigt, dort bis Jahresende eine unabhängige Prüfung durchführen zu lassen.
Der 2013 eröffnete Standort steht wegen möglicher Menschenrechtsverstößen in der Provinz in der Kritik. Internationale Kritik an der Lage in Xinjiang bringt die Wolfsburger - wie andere Firmen mit China-Geschäft - immer wieder in Erklärungsnot. Zwar sank der VW-Konzernabsatz in der Volksrepublik 2022 vor allem wegen neuer Covid-Lockdowns um 3,6 Prozent. Insgesamt bleibt das Land für das größte deutsche Unternehmen jedoch ein unentbehrlicher Markt. (row/dpa)