„Unser Sorgenkind bleibt Deutschland“: Familienunternehmen hofft auf Impulse nach Bundestagswahl

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Beim Kabelkonzern Lapp ist der Umsatz 2024 leicht gesunken, wobei vor allem der deutsche Heimmarkt Probleme bereitet. CEO Matthias Lapp hofft auf Impulse aus der Politik.

Stuttgart - Die wirtschaftlichen Herausforderungen haben sich im vergangenen Jahr auf die Umsätze vieler Unternehmen ausgewirkt. Beispielsweise verzeichnete der weltgrößte Autozulieferer Bosch ein deutliches Minus, weshalb erneut Sorgen um einen drastischen Personalabbau laut werden. Von der Wirtschaftsschwäche blieb auch der Stuttgarter Kabelkonzern Lapp nicht verschont, wie das Familienunternehmen in einer Mitteilung erklärt. Insgesamt sank der Umsatz zwar nur leicht, Wachstum gab es im vergangenen Geschäftsjahr aber nur im Ausland.

Bereits früh im Jahr 2024 musste Lapp am Stammsitz in Stuttgart Kurzarbeit anmelden und zum Start des Ausbildungsjahres im September bot das Unternehmen zwar eine Vielzahl an Möglichkeiten, konnte aber dennoch nicht alle Stellen besetzen.  „Unser Sorgenkind bleibt Europa, insbesondere Deutschland“, sagt CEO Matthias Lapp laut der Mitteilung. Dass der Konzern dennoch nur einen geringen Umsatzrückgang verbuchen musste, konkret ein Minus von 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, ist dem Wachstum in Asien und der Erholung in den USA geschuldet.

Lapp wächst vorrangig im Ausland, CEO erhofft sich Impulse aus der deutschen Politik

Die Lapp-Gruppe ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für integrierte Lösungen und Markenprodukte im Bereich der Kabel- und Verbindungstechnologie und damit in einer Branche tätig, die weltweit immer wichtiger wird. Obwohl sich die Märkte stark unterschiedlich entwickelt haben, hält Lapp an dem weltweiten Investitionsprogramm fest; für Deutschland hofft Matthias Lapp allerdings konkret auf neue Impulse nach der Bundestagswahl am 23. Februar. „Was wir von der Politik jetzt dringend brauchen: verlässliche Rahmenbedingungen, ein Ende der Überreglementierung und mehr Vertrauen in die heimischen Unternehmen“, macht er deutlich.

Name Lapp Holding SE
Gründung 1959
Sitz Stuttgart, Baden-Württemberg
Branche Kabel, Leitungen, Systeme
Mitarbeiter 5.700 (September 2024)
Umsatz 1,82 Milliarden Euro (2024)

Für das angebrochene Geschäftsjahr geht Lapp von einem weiteren Wachstum aus, allerdings eben vorrangig in Asien und den USA. „Durch die drohende Deindustrialisierung schwindet auch die Nachfrage nach unseren Verbindungslösungen“, beschreibt der Konzernchef die Situation für Europa und Deutschland. Dennoch hält das Familienunternehmen unmissverständlich am Heimatmarkt fest. „Deutschland ist unsere Heimat“, so Lapp. „Es ist ein attraktives Land mit vielen Talenten und Erfindergeist. Und wir übernehmen hier gerne Verantwortung für unsere Mitarbeitenden und deren Familien.“

Matthias Lapp (l-r), Vorstandsvorsitzender von Lapp, zeigt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Jonas Gahr Støre, Ministerpräsident von Norwegen, eine Datenleitung aus einem nachhaltigen, biobasierten Mantelmaterial für industrielle Anwendungen.
Dem Kabelkonzern Lapp macht der deutsche Heimatmarkt Sorgen. CEO Matthias Lapp erhofft sich Impulse aus der Politik. © Michael Matthey/dpa

Lapp-Chef wird deutlich: „Politik muss Familienunternehmen vermitteln, dass sie wirklich willkommen sind“

Dennoch sieht der Unternehmer gerade die Politik in Deutschland in der Pflicht. „Die Politik muss den Familienunternehmern auch vermitteln, dass sie in Deutschland wirklich gewollt und willkommen sind“, machte er deutlich. „Eine stabile Regierung, die schnelle und pragmatische Entscheidungen herbeiführt, wäre dafür ein erstes wichtiges Signal. Nur so können wir in Deutschland und Europa wettbewerbsfähig bleiben.“ Zuletzt hatte auch Stihl-Beiratschef Nikolas Stihl der neuen Regierung ein Ultimatum gesetzt und mit einer Verlagerung ins Ausland gedroht.

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