Große Gefahr für kleine Fische: WWF untersuchte 60 000 Wehre - und fordert Rückbau an Zeller Bach

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Geretsried-Wolfratshausen
  4. Dietramszell

Kommentare

Das alte Wehr am Zeller Bach wurde im Rahmen einer Studie der Umweltorganisation WWF genau untersucht. © WWF 2024

Die Umweltorganisation WWF hat im Rahmen einer Studie fast 60 000 Querbalken im Wasser untersucht. 16 von ihnen wurden besonders genau analysiert. Eines davon ist das alte Wehr im Zeller Bach.

Dietramszell - Gut 200 000 Querbauwerke wie alte Wehre, Abstürze oder Sohlschwellen sind in deutschen Fließgewässern verbaut. Viele wurden errichtet, um etwa die Wasserversorgung für die Industrie zu sichern, Mühlen zu betreiben oder Energie zu erzeugen. Umweltschützern sind sie allerdings ein Dorn im Auge.

Besagte Bauwerke würden Gewässern ihre natürliche Dynamik nehmen, den ökologischen Zustand verschlechtern und Fischen den Weg zu ihren lebensnotwendigen Laichgründen versperren, argumentieren sie. Im Rahmen einer Fallstudie hat die Umweltorganisation WWF Deutschland zwei Jahre lang fast 60 000 Querbalken im Wasser untersucht. 16 Bauwerke wurden deutschlandweit letztendlich besonders genau analysiert. Eines davon ist das alte Wehr im Zeller Bach.

WWF-Studie zeigt: Zeller Wehr könnte man „verhältnismäßig einfach“ abbauen

„Der Zeller Bach ist ökologisch wertvoll. Das Wehr darin ist eines der 16, das nicht mehr in Benutzung ist, bei dem wenig gegen einen Rückbau spricht – und das verhältnismäßig einfach abgebaut werden könnte“, sagt Dr. Ruben van Treeck, Referent Gewässerschutz beim WWF Deutschland, auf Nachfrage unserer Zeitung.

Das Dietramszeller Gewässer entspringt nördlich des Naturschutzgebiets Klosterfilz. Anschließend fließt der Bach in westliche Richtung, bis er über eine Umleitung als Mühlbach bei Einöd in die Isar mündet. Das Gewässer wird am besagtem Wehr in den Mühlbach ausgeleitet.

Früher wurden mit dem Wasser des Mühlbachs zwei Wasserkraftanlagen in Einöd betrieben. Die Wehrkonstruktion und die aktuell geschlossenen Durchlässe an den Anlagen bleiben für die dortigen Wasserlebewesen nicht ohne Folgen. „Das Gewässer ist nicht mehr ökologisch durchgängig. Heißt: Fische und andere kleine Lebewesen kommen den Bach nicht mehr hoch und runter“, erklärt WWF-Referent van Treeck. „Viele von ihnen müssen aber wandern, sind dadurch stark eingeschränkt.“

WWF fordert: „Querbalken müssen raus“ - Wasserwirtschaftsamt kennt „Problemstelle“

Für den WWF ist klar: Ein Rückbau würde nicht nur zu einer deutlichen Verbesserung der Gewässerstruktur führen, sondern sich auch positiv auf umliegende Naturschutzgebiete auswirken. Solche Flächen gibt es unweit des Zeller Bachs mehrere. Allein oberhalb von Bairawies liegt das etwa 130 Hektar große Zellbachtal mit artenreichen Streuwiesen.

Die Umwelt-Experten raten dazu, den Anschluss an die Isar über den alten Verlauf des Zeller Bachs wieder herzustellen. „Die Querbalken müssen raus. Und im Idealfall wird der Bach zurück in seine ursprüngliche Form gebracht, frei und schlängelnd“, bilanziert van Treeck.

(Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim ist die Dietramszeller „Problemstelle“ nicht unbekannt. „Der Zeller Bach gilt als organisch geprägter, nicht erheblich veränderter Bach und weist Defizite beim ökologischen Zustand und der Qualitätskomponente Fische auf“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Behörde.

Für Umbauten an dem Wehr ist das Amt allerdings nicht zuständig. Es stehe jedoch „im regen Austausch mit dem WWF und unterstützt weiterhin gerne Überlegungen zu ökologischen Verbesserungen am Zeller Bach“.

Konkret empfiehlt die Behörde an dem Gewässer die Untersuchung und Bewertung verschiedener Varianten zur Herstellung der Durchgängigkeit, „um eine zielführende Lösung zu finden“. Das Wasserwirtschaftsamt weist darauf hin, dass der Freistaat Bayern Unterhaltungspflichtigen an vielen kleineren Gewässer Förderprogramme zur finanziellen Unterstützung anbietet.

Mit neuer Fallstudie: WWF möchte lokale Umweltschützer motivieren

Die Organisation WWF wird an diesem Freitag ihre komplette Studie bundesweit veröffentlichen. „Wir hoffen, dass das Ganze eine lokale Wirkung entfaltet“, so van Treeck gegenüber unserer Zeitung – dass lokale Initiativen motiviert würden, an den Gewässern vor Ort etwas zu verbessern. „Genauso möchten wir überregional und politisch ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie schlecht es um viele unserer Gewässer steht – und wie einfach man oft etwas dagegen tun kann.“ kof

Auch interessant

Kommentare