Glasfaser: Grafinger werden weiter vertröstet

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Farbige Leerrohre, in die später die Glasfaserkabel verlegt werden. In Grafing wird’s noch dauern. © DPA

Die Deutsche Glasfaser freut sich über erfolgreiches Quorum in Grafing, verweist aber auf mangelnde Tiefbaukapazitäten: Es wird also dauern mit dem schnellen Internet.

Grafing – Zwei Monate herrschte Ungewissheit. Baut die Deutsche Glasfaser in Grafing das Netz jetzt aus oder nicht? Die Akquise war abgeschlossen. Die Vertreter vor Ort waren fleißig gewesen. Aber die Quote von 33 Prozent wackelte trotzdem. Unter dieser Prozentzahl von Anschlusswilligen wollte das Unternehmen das Projekt nicht anpacken und informierte seine Kunden entsprechend, die bereits einen Vertrag unterschrieben hatten: „Leider müssen wir Sie noch um Geduld bitten, da wir das Projekt zum jetzigen Zeitpunkt noch einmal ganzheitlich betrachten und prüfen“, hieß es noch Mitte Februar.

Jetzt kommt aber Bewegung in das Vorhaben – wenn auch etwas holprig. Ende vergangener Woche hatten die Kunden eine Mail im Postfach. Die Botschaft lautete: „Es freut uns, dass die Prüfung aller eingegangenen Vertragsabschlüsse ergeben hat, dass die Quote der Nachfragebündelung von 33 Prozent knapp erreicht worden ist. Mit der positiven Vorvermarktung und Ihrem Interesse ist ein wesentlicher Schritt gemacht, das Glasfasernetz in Grafing mit privaten Investitionsmitteln auszubauen. Auf dieser Grundlage starten wir nun in die Verhandlung mit möglichen Baupartnern.“

Deutsche Glasfaser deutet Verzögerungen an

Das scheint aber nicht so einfach zu sein. Denn es gibt offensichtlich Probleme. Das aktuelle gesamtwirtschaftliche Marktumfeld mit hohen Zinsen, gestiegenen Kosten und knappen Ressourcen stelle derzeit die Telekommunikationsbranche vor Herausforderungen, teilt die Deutsche Glasfaser ihren Kunden mit. Das Unternehmen hatte im Februar schon angedeutet, dass es Verzögerungen geben könnte. Damals hieß es: Die Deutsche Glasfaser setze aufgrund der aktuellen Marktlage ihren Fokus noch stärker auf die Priorisierung von Projekten, in denen die Aktivierung von Kundenanschlüssen kurzfristig erfolgen kann. Und weiter wurde etwas kryptisch mitgeteilt: „Diese Umplanung von Kapazitäten im Ausbau, die auch bei Ihnen benötigt werden, führt zu Implikationen für das Projekt, die derzeit noch in Prüfung und noch nicht absehbar sind. Dieser Schritt ist erforderlich, da in den letzten Jahren die Nachfrage nach leistungsstarken Glasfaseranschlüssen die Baukapazitäten in diesem speziellen Tiefbausegment bei Weitem überstiegen.“

Die Bundespolitik habe indirekt das Nadelöhr sogar noch verstärkt, wird den Kunden aktuell mitgeteilt. „Aufgrund der Förderpolitik der Bundesregierung sind die ohnehin schon knappen Baukapazitäten am Markt derzeit zudem noch stärker nachgefragt. Trotzdem plant Deutsche Glasfaser vor diesem Hintergrund den Ausbau in Grafing in Abhängigkeit eines verfügbaren Baupartners bereits für das Jahr 2025. Sobald die weiteren Rahmenbedingungen für das Projekt in Grafing feststehen, wird sich Deutsche Glasfaser wieder bei Ihnen sowie der Gemeinde melden.“

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Je effizienter das Tiefbaumanagement ist, desto kostengünstiger wird die Investition für die Deutsche Glasfaser. Der Hausanschluss umfasst die Leitungen auf dem eigenen Grundstück, die Hauseinführung und die entsprechenden Geräte im Hausinneren. Dabei sind aber erhebliche Erdarbeiten erforderlich. Bevor das Glasfaser-Kabel das Haus des jeweiligen Kunden erreiche, müsse es unter dem Gehweg und unter dem jeweiligen Vorgarten verlegt werden. „Damit hierbei keine Schäden entstehen, setzen wir auf spezielle, minimalinvasive Verfahren, wie Fräsen und Erdraketen. Letztere ermöglichen es, Leerrohre unterirdisch zu verlegen und Ihren Glasfaser-Anschluss so effizient wie schonend zu realisieren – Garten und Gebäude bleiben intakt.“ Für die eigentliche Hauseinführung werde am Tag der Aktivierung lediglich ein münzgroßes Loch in die Hauswand gebohrt, durch welches das Glasfaserkabel für den jeweiligen Hausanschluss nach innen geführt werde. Die Bohrung werde anschließend durch einen Monteur wieder wasserdicht versiegelt.

Nachdem das Quorum anfänglich nicht erreicht wurde, war Bürgermeister Christian Bauer (CSU) schon in Sorge, dass der Glasfaserausbau scheitern könnte. Zwischenzeitlich hatte die Stadt sogar überlegt, ob sie mit eigenen Investitionen dem Projekt auf die Sprünge helfen sollte. Das wurde im Stadtrat zwar angesprochen, ist gesetzlich jedoch nicht erlaubt.

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