Gemeindewerke Peißenberg stoßen ambulante Reha ab
Der Deal hatte sich bereits angekündigt, nun ist er fix: Die Peißenberger Gemeindewerke verkaufen ihr ambulantes Therapiezentrum PRO an die Firma „f+p gesund bewegen“. Das seit vielen Jahren in der Reha-Branche tätige Unternehmen aus Kempten war bereits vor ein paar Monaten in die Geschäftsführung des Therapiezentrums eingestiegen.
„Man muss Dinge, die nicht wie gewünscht laufen, auch mal stoppen. Man kann ein Geschäftsfeld nicht dauerhaft subventionieren“, sagt Stefan Ziegler, der Vorstand der Peißenberger Gemeindewerke. Getreu diesem betriebswirtschaftlichen Credo haben die Gemeindewerke nun die Reißleine gezogen und ihr ambulantes Therapiezentrum PRO (Prävention-Rehabilitation-Oberland) verkauft. Am Dienstag fand der Notartermin statt, gestern wurden die Mitarbeiter über den „Share-Deal“ informiert. Die bisherige Tochtergesellschaft der Gemeindewerke, an der auch die Krankenhaus-GmbH des Landkreises strategisch beteiligt war, wird demnach nicht zerschlagen, sondern geht rückwirkend zum 1. Juli mit den kompletten Anteilen auf das Kemptener Reha-Unternehmen „f+p“ von Ralf Fetzer und Robert Pfund über. Fetzer war bereits seit ein paar Monaten als externer Geschäftsführer in der Reha tätig.
Die 2019 mit viel Vorschusslorbeeren im Rigi-Rutsch‘n-Betriebsgebäude eröffnete Reha war für die Gemeindewerke im Nachhinein ein finanzieller Rohrkrepierer. Ursprünglich sollte die Tagesklinik 500 000 Euro pro Jahr in die Kassen spülen und das Bäderpark-Defizit auffangen. Doch statt Gewinne produzierte die Reha nur Verluste. Die Corona-Pandemie und die zunächst nicht erteilte Anerkennung durch die Rentenversicherung schlugen voll ins Kontor. Die Gemeindewerke mussten unter ihrem neuen Chef Stefan Ziegler (seit November 2022 im Amt) Darlehenswertberichtigungen in Höhe von 3,3 Millionen Euro vornehmen. Die Reha war einfach nicht in der Lage, die Tilgungen an den Mutterkonzern zu leisten. Das heißt, die für den Start des Reha-Betriebs bereitgestellten Gelder mussten abgeschrieben werden.
Schwarze Null angepeilt
Im Frühjahr 2024 war man noch optimistisch, die Reha auf Kurs zu bringen. Strukturell und organisatorisch wurde viel verändert. „Die Mitarbeiter haben supergut performed“, betont Ziegler. 2023 konnte man das Defizit von 700 000 Euro im Jahr 2022 auf 360 000 Euro fast halbieren. Für 2024 peilt man eine schwarze Null an – aber: „Es ist nicht so, dass das Ganze durch die Decke geht.“ Das „Chancen-Risiko-Verhältnis“, wie es Ziegler formuliert, sei für die Gemeindewerke unter dem Strich ungünstig – zumal das Geschäftsfeld nicht die Kernaufgaben des Kommunalunternehmens zur Daseinsvorsorge (u.a. Strom und Wasser) betrifft. Bei den Gemeindewerken wurde viel überlegt – auch über eine „kontrollierte Schließung“ der Reha. Aber das war eine Option, die man nicht wirklich anstrebte. Der medizinische Standort und die Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben. „Und dann wäre auch noch die Frage gewesen, was wir mit einer leerstehenden Immobilie machen“, gibt Ziegler zu bedenken.
Die Gemeindewerke werden mit dem Verkauf der Tagesklinik nun vom Reha-Betreiber zum Anbieter von Reha-Infrastruktur. Ziegler spricht von einer „vernünftigen Lösung“ und einem „guten Deal“. Der Wermutstropfen: Unter dem Strich kostete dem Kommunalunternehmen der Ausflug ins Reha-Geschäft abzüglich der „Ausgleichszahlung“ durch „f+p“ rund vier Millionen Euro. Die Werke müssen dem neuen Betreiber eine schuldenfreie Einrichtung übergeben. „f+p“ steigt dann in den laufenden Pachtvertrag ein. Auch bei einer Schließung wären übrigens noch einmal Kosten in ähnlicher Höhe angefallen: „Bei einem Sozialplan wären wir mit 800 000 Euro dabei gewesen“, sagt Ziegler. Mit „f+p“ habe man einen „guten Käufer“ gefunden, der ein nachhaltiges Geschäftskonzept verfolge. Im Vergleich zu den Werken verfüge „f+p“ über Branchenkenntnisse und könne mit seinen bisherigen zehn Standorten im Allgäu Synergieeffekte in der Verwaltung einbringen. Das Leistungsspektrum, so Ziegler, werde „deckungsgleich“ sein und sich vermutlich sogar um Bereiche wie „Fitness“ und „Ernährung“ erweitern. „Wir haben einen guten Käufer gefunden“, sagt Ziegler – und: „Dicht machen, wäre einfach gewesen. Wir haben uns aber für den anspruchsvolleren Weg entschieden.“
Erweiterungsbau soll bis 2026 stehen
Die Deutsche Rentenversicherung hat ihre Anerkennung für das Therapiezentrum in der Rigi-Rutsch‘n an die Zusage gekoppelt, dass die Reha ausgebaut wird. An dieser befristeten Auflage hat sich auch durch den Verkauf nichts geändert. Standort für den Erweiterungsbau soll der marode Eisstadion-Kabinentrakt sein. Laut Gemeindewerksleiter Stefan Ziegler wird der Neubau ein „reiner Zweckbau“ werden. Als Investitionsvolumen gehe man derzeit von rund zwei Millionen Euro aus. „Bauherr werden die Gemeindewerke sein“, erklärt Ziegler. Der neue Reha-Besitzer „f+p“ werde über den Mietpreis am Kapitaldienst beteiligt. Im Frühjahr 2026 soll der Neubau bereits stehen: „Die Konsequenz daraus ist, dass nun Druck auf den TSV Peißenberg entsteht“, erklärt Ziegler unmissverständlich. Das heißt: Der TSV muss die Kabinen in absehbarer Zeit räumen. Der Verein plant bekanntlich als Alternative einen Containerbau am ehemaligen Rollschuhplatz. „Wir wollen so schnell wie möglich mit dem Erweiterungsbau beginnen“, kündigt Ziegler an: „Wir werden auf die Tube drücken und deshalb müssen auch die Planungen des TSV beschleunigt werden.“