Wie steht es mit der Arbeitsmoral in Deutschland? Studie fällt klares Urteil
Der „Dienst nach Vorschrift“ unter Beschäftigten hat im vergangenen Jahr in Deutschland deutlich zugenommen, wie eine Studie deutlich macht.
Manche Beschäftigte erledigen in ihrem Job nur noch das Nötigste. Damit stehen sie längst nicht alleine da: Der sprichwörtliche „Dienst nach Vorschrift“ hat in Deutschland einer Studie zufolge im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Emotionale Bindung, Loyalität und Vertrauen in die finanzielle Zukunft des Arbeitgebers seien dagegen eingebrochen, fanden Wissenschaftler des Instituts Gallup für den Gallup Engagement Index 2024 heraus.
Immer mehr Beschäftigte machen „Dienst nach Vorschrift“
Der Anteil derer, die emotional an ihren Arbeitgeber hochgradig gebunden sind, sei auf ein Rekordtief von neun Prozent eingebrochen, berichtete die Deutsche Presse-Agentur (dpa) unter anderem zu den Ergebnissen der Studie – 2023 waren es noch 14 Prozent. Nur noch die Hälfte der Beschäftigten wolle mehr als ein Jahr beim aktuellen Arbeitgeber bleiben, nur etwas mehr als ein Drittel wolle mehr als drei Jahre bleiben. „Dienst nach Vorschrift“ machen der genannten jüngsten Untersuchung zufolge 78 Prozent der Arbeitnehmer, wie dpa berichtet. 2023 lag dieser Anteil noch bei 67 Prozent.
Seit 2001 wird der Engagement Index wird von Gallup jährlich erstellt. Für die jüngste Untersuchung wurden zwischen dem 18. November und 20. Dezember 2024 insgesamt 1.700 Beschäftigte telefonisch befragt. Die Ergebnisse seien repräsentativ für die Arbeitnehmerschaft in Deutschland ab 18 Jahren. „Bei den Beschäftigten in Deutschland herrscht zunehmende Gleichgültigkeit im Job: Mit 78 Prozent (2023: 67 %) erreicht der Anteil der emotional gering Gebundenen, die Dienst nach Vorschrift machen, einen historischen Höchststand“, heißt es in einer Mitteilung zur Studie.

„Schwach ausgeprägte emotionale Bindung“
„Die vorherrschende schwach ausgeprägte emotionale Bindung trägt zur Wechselwilligkeit bei, während sich die Einschätzung des Arbeitsmarktes zunehmend von der wirtschaftlichen Lage entkoppelt“, so Marco Nink, einer der Autoren der Studie, laut des Berichts von dpa. „Trotz der zahlreichen schlechten Nachrichten der letzten Monate scheinen die Beschäftigten in Deutschland ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt weiterhin positiv einzuschätzen, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass der Arbeits- und Fachkräftemangel täglich zu spüren ist.“ Unternehmen hätten es zwar geschafft, „innere Kündigung“ durch gezielte Maßnahmen wieder zu reduzieren – aber sie hätten es bisher nicht geschafft, Motivation zu wecken. Ziel müsse es sein, durch eine motivierende Führungskultur zu hoher emotionaler Bindung zu kommen und damit die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
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Der aktuelle Trend geht demnach jedoch in die komplett falsche Richtung, wie es im Bericht von dpa weiter heißt: Nur noch 21 Prozent der Beschäftigten vertrauen laut der Untersuchung ihrer jeweiligen Führungskraft – ein Absturz um 20 Punkte im Vergleich zum Vorjahr. 2019 lag dieser Anteil noch bei 49 Prozent. „Die Daten deuten auf tiefe Skepsis und ein Empfinden von Entfremdung in weiten Teilen der Arbeitnehmerschaft hin.“ (Mit Material der dpa)