Vermissten-Suche: Forensiker erklärt, vor welcher neuen Methode der Maddie-Entführer jetzt zittern muss

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Die Suche nach der vermissten Maddie McCann geht weiter. Forensiker Benecke erklärt, warum auch nach 18 Jahren noch verwertbare Spuren gefunden werden können.

München – Neue Hoffnung im Fall Madeleine McCann: Bei der aktuellen Suchaktion kommen moderne Methoden zum Einsatz, um neue Hinweise auf den Verbleib der 2007 verschwundenen Maddie zu finden. Ein renommierter Forensiker erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion, welche Technologien den Ermittlern heute helfen könnten.

Deutsche und portugiesische Ermittler suchen nach neuen Hinweisen im Fall Maddie McCann. © afp; James Manning/dpa

Suche nach vermisster Maddie McCann – Forensiker: „Es gibt viele Techniken“

Portugiesische und deutsche Polizisten durchkämmen das circa 50 Hektar große, abgesperrte Gebiet unweit des Algarve-Badeortes Praia da Luz in Portugal. Bislang wurden verlassene Häuser sowie Wasserbrunnen und Zisternen untersucht. Dabei kam auch ein Bodenradar zum Einsatz.

Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke geht davon aus, dass die Ermittler auf neue Spuren hoffen – „Haare, Blut, Hautzellen, Speichel oder Sperma“, erklärt der Experte bei IPPEN.MEDIA. Also Material, das entscheidende DNA-Hinweise liefern könnte. Auch nach 18 Jahren können nach verwertbare Spuren gefunden werden, sofern „die Spuren trocken gelagert waren oder sich durch Luft-Abschluss erhalten“, so Dr. Benecke.

„Es gibt viele Techniken, die nicht immer nagelneu sind, aber jetzt erst erschwinglich. Dazu gehört unter anderem das vollständige Auslesen (Sequenzieren) aller Erbgut-Stückchen.“ Möglich sei aber auch, dass noch einmal geschaut werden soll, ob in der Vergangenheit etwas übersehen wurde, „beispielsweise Blut oder Haare oder Haut-Schuppen, die nur mit viel Aufwand unter dem Vergrößerungs-Gerät zu sehen sind“, erklärt der Forensiker.

Vermisstenfall Maddie McCann: Kriminalbiologe über neue Methode bei Suche in Portugal

Dabei könne ein Bodenradar erkennen, ob Erde bewegt wurde. „Die Schichtung und ‚Dichte‘ der Erde in gegrabenen Löchern ist anders als in der Umgebung. Manchmal ist das ein Hinweis auf ein Grab, weil beim Schaufeln eines Grabes immer Erde bewegt wird“, führt der Experte aus. Erst kürzlich machte Ex-Mordermittler Axel Petermann Hoffnung bei IPPEN.MEDIA im Fall Maddie.

Dr. Mark Benecke ist deutscher Kriminalbiologe und seit Jahren als Forensiker aktiv. Zu seinen bekanntesten Untersuchungen gehört die Analyse von Adolf Hitlers Schädelfragmenten. Inzwischen ist er auch Spiegel-Bestsellerautor.
Dr. Mark Benecke ist deutscher Kriminalbiologe und seit Jahren als Forensiker aktiv. Zu seinen bekanntesten Untersuchungen gehört die Analyse von Adolf Hitlers Schädelfragmenten. Inzwischen ist er auch Spiegel-Bestsellerautor. © Horst Galuschka/imago

Immer wieder werden Fälle erst nach Jahren oder Jahrzehnten aufgeklärt, weiß Dr. Benecke aus eigener Erfahrung. „Die ‚Akte‘ darf halt nie ‚zugeklappt‘ werden oder in Vergessenheit geraten“, betont er. Dabei räumt der Forensiker aber auch ein: „In der Spurenkunde ist Zeit das kleinere Problem — die Frage ist, ob Spuren gesucht, gefunden und aufbewahrt werden.“

Wende im Fall Maddie? Ermittler entdecken mysteriöse Kiste

Noch bewahren die Behörden Stillschweigen darüber, ob bei der erneuten Suchaktion im Fall Maddie neue Hinweise zutage gefördert wurden. Nach Angaben der Zeitung Correio da Manhã wurde am Mittwoch (4. Juni) eine Kiste aus der Ruine eines Hauses getragen. Über den Inhalt ist jedoch zunächst nichts bekannt.

Maddie ist im Alter von drei Jahren am 3. Mai 2007 aus einer Ferienanlage in Praia da Luz im Bezirk Lagos verschwunden. Seitdem fehlt jede Spur von dem britischen Mädchen. Die Behörden in Deutschland gehen davon aus, dass Maddie entführt und ermordet wurde. Im Verdacht steht der deutsche Christian B., der aktuell wegen der Vergewaltigung einer Frau in Praia da Luz im Gefängnis sitzt– dem Ort, in dem auch das damals dreijährige Kind verschwand. Eine Anklage gegen ihm im Vermisstenfall Maddie gibt es nicht. Es gilt die Unschuldsvermutung. (kas/dpa)

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