Das Frautag-Fieber ist ausgebrochen
Beim Frautag an Maria Himmelfahrt werden in Jetzendorf 15 000 Besucher erwartet. Wie sich der Ort auf den größten Jahrmarkt Bayerns vorbereitet und woher der Brauch stammt.
Jetzendorf – Man merkt es jetzt so richtig, dass in Jetzendorf das Frautag-Fieber ausgebrochen ist. Der Frautag ist in Jetzendorf das, was in größeren Orten die Volksfeste sind. In Jetzendorf handelt es sich aber um den größten eintägigen Jahrmarkt Bayerns, der am Donnerstag, 15. August (Mariä Himmelfahrt), tausende Besucher anzieht. So kommen jedes Jahr mindestens 15 000, oft auch bis zu 20 000 Besucher ins obere Ilmtal, wo ab 8 Uhr die rund 200 Händler und Fieranten aus weit über Bayern hinaus ihre Stände aufschlagen. Bei so einem Besucheransturm sind natürlich umfangreiche Vorbereitungsarbeiten notwendig, ob in der Gemeindeverwaltung, beim Bauhof oder den Betreibern der Bierhochburgen und den Essensständen. Der Frautag, der sowohl für die Jugend als auch für die älteren Besucher besondere Zugkraft hat, geht auf das Jahr 1713 zurück und war ursprünglich ein rein kirchliches Fest. Damals wurde an Mariä Himmelfahrt eine Jetzendorfer-Altöttinger Bruderschaft gegründet.
Diese Marien-Bruderschaft blieb nicht auf den Ort Jetzendorf beschränkt, auch aus den umliegenden Orten ließen sich viele Familien in diese Bruderschaft eintragen und kamen jedes Jahr aufs Neue am 15. August nach Jetzendorf, um den Festgottesdienst zu besuchen, zu beichten und die heilige Kommunion zu empfangen. Geschäftstüchtige Jetzendorfer merkten bald, dass die Pilger nicht nur seelsorgerische, sondern auch leibliche Betreuung schätzen. So wurden im Laufe der Jahre am Kirchberg immer mehr Stände und Buden aufgebaut, denn das Wirtshaus allein hätte dem Andrang der Gläubigen nicht gerecht werden können. Große Bierburgen, in denen Musiker aufspielen, wie das schon seit Jahrzehnten beim Frautag der Fall ist, gab es damals freilich noch nicht.
Der religiöse Ursprung soll nicht vergessen werden
Die Dorfchronik schreibt lediglich, dass für die Kinder die Leckerl und für die Frauen der Met nicht fehlen durfte. In der Neuzeit entwickelte sich aus dem vorwiegend religiösen Fest ein mehr und mehr weltlicher, eintägiger Jahrmarkt, zum mittlerweile größten in Bayern. Der religiöse Ursprung des Frautags soll aber auch heutzutage im Trubel des Frautags nicht ganz in Vergessenheit geraten. Eine große Lichterprozession anlässlich des Frautags findet bereits am Sonntag, 11. August, um 20.30 Uhr statt.
Treffpunkt für alle Marienverehrer ist am Rathaus. Im Pfarrverband Jetzendorf hofft man, dass an dieser Lichterprozession viele Kinder und Jugendliche mit ihren Tauf-oder Kommunionkerzen teilnehmen. In der Jetzendorfer Pfarrkirche erinnert links vom Altar ein Strahlenkranz mit der Altöttinger Madonna an die Ursprünge des Frautags. Der Katholische Frauenbund Jetzendorf macht es sich schon seit vielen Jahrzehnten zur Aufgabe, für den Frautag Kräuterbüschel zu binden, die am Frautag beim Festgottesdienst (Beginn 10.30 Uhr) dann gesegnet und gegen Spenden abgegeben werden. Die Gemeindeverwaltung muss natürlich auch heuer wieder für Sicherheit und Ordnung bei dieser Großveranstaltung sorgen. Das geht schon los bei der Ausweisung von Marktständen, Pkw-Parkplätzen in allen Himmelsrichtungen bis zum Bereitstellen der notwendigen WC-Anlagen, die leider nicht alle barrierefrei sein können.
Ein teures Sicherheitskonzept
Heuer wurde das Frautag-Sicherheitskonzept in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und weiteren Rettungsorganisationen neu geschaffen, wofür die Gemeinde rund 8000 Euro hinblättern musste. Tobias Endres, der ein gebürtiger Jetzendorfer ist, erlebt den Frautag heuer erstmals als Bürgermeister und hofft daher besonders, dass alles unfallfrei abläuft.
Schon am Vorabend des Frautags ist in Jetzendorf die Hölle los, wenn gegen 17 Uhr der große Abend-Flohmarkt des TSV Jetzendorf im Beck-Hof seine Pforten öffnet. Der Flohmarkt findet dann am Frautag seine Fortsetzung. Ebenfalls schon am Vorabend geht es in der Weinlaube des örtlichen Tennisclubs hoch her, und auch beim Postwirt sorgt im Biergarten eine Live-Band für die Unterhaltung der Gäste. Am Frautag geht es aber auch beim Postwirt, beim Ottilinger, vor der Metzgerei Häuserer, im Zelt des Tennisclubs und im Biergarten des Öttl-Hofes an der Hauptstraße 17 groß her.
Dort wird Bayerns Bierkönigin Linnea Klee, die in Jetzendorf zu Hause ist, um 12 Uhr ein Fass Bier anzapfen und den Frautag-Gästen beste Unterhaltung wünschen. Hier spielt auch die Blaskapelle Langenpettenbach auf. Nicht zu kurz kommen sollen die Kinder auf dem Vergnügungspark hinter der Volksbank-Raiffeisenbank. Hier gibt es eine Schiffsschaukel, ein Kinderkarussell, einen Schießstand, Bungee-Jumping und viele Süßigkeiten. Das Angebot an den vielen Marktständen entlang der Ortsdurchfahrt sowie in der Indersdorfer- als auch der Schulstraße wird vielseitig sein. Von Geschenkartikel über Kleidung, Schuhe, Haushaltswaren und Spielzeug bis hin zu Obst und den neuesten Messeschlagern wird alles angeboten. Wenn dann abends der Markt sich dem Ende nähert, geht es bei der Disco am Maibaum und an einer Cocktail-Bar nahe Kirchberg erst richtig los. Am Maibaum darf bis 3 Uhr früh gefeiert werden.