Extreme Hitzewelle - Ungewöhnliches Phänomen in der Antarktis: „Wirklich erstaunt, was wir da sehen“

Forscherinnen und Forscher sorgen sich vor allem um die globalen Konsequenzen dieses beunruhigenden Phänomens. Denn es ist möglich, dass es in zukünftigen Wintern häufiger zu derartigen Hitzewellen kommt. Die Antarktis könnte dadurch für den Sommer weniger gewappnet und bei nachfolgenden Hitzewellen anfälliger für das Schmelzen der Eismassen sein. Das erklärte David Mikolajczyk, Meteorologe am Antarctic Meteorological Research and Data Center der University of Wisconsin-Madison, gegenüber dem US-Nachrichtensender CNN .

Ein verstärktes Schmelzen der Antarktis würde nicht nur den Meeresspiegel stark ansteigen lassen, sondern könnte möglicherweise auch die globalen Meeresströmungen verändern, so Mikolajczyk weiter. Diese Strömungen spielen jedoch eine wichtige Rolle dabei, das Klima des Planeten bewohnbar zu machen.

Globale Auswirkungen

„Ich bin sicher, dass mit der Zeit mehr [Auswirkungen] auftreten werden, wenn wir [diese Hitzewelle] besser verstehen, aber im Moment ist es wirklich erstaunlich, was wir da sehen“, sagte Thomas Bracegirdle, stellvertretender wissenschaftlicher Leiter des Atmosphären-, Eis- und Klimateams der British Antarctic Survey. Er führte im Gespräch mit CNN weiter aus, dass die Temperaturen bei diesem Ereignis rekordverdächtig seien und ein wichtiges Signal dafür sind, was uns langfristig bevorstehen könnte.

Bereits im März 2022 hatte die die Antarktis eine extreme Hitzewelle ertragen müssen. Damals kam es zu den extremsten Temperaturabweichungen, die jemals in diesem Teil des Planeten verzeichnet wurden. Ted Scambos, einem Glaziologen der University of Colorado Boulder zufolge, hat die aktuelle Hitzewelle bisher zwar keine Temperaturabweichungen auf dem Niveau von 2022 erreicht. Sie sei aber viel ausgedehnter und lang anhaltender. Außerdem liege der bedeutende Unterschied zwischen den beiden Hitzephänomen darin, was in der Atmosphäre passiert.

Zusammenbruch des südlichen Polarwirbels

Denn die atmosphärischen Bedingung, die größtenteils für die jetzige anhaltende Hitzewelle verantwortlich ist, nämlich der Zusammenbruch des südlichen Polarwirbels, tritt Bracegirdle zufolge im Durchschnitt nur einmal alle zwei Jahrzehnte auf. „Aus dieser Perspektive ist dies ein sehr ungewöhnliches Ereignis“, fügt der Forscher hinzu.

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Diese Störung des Polarwirbels begann in der zweiten Julihälfte und könnte bis in die erste Augusthälfte andauern. Dabei herrschen in der Ostantarktis die kältesten Bedingungen der Erde und sie ist laut Mikolajczyk normalerweise vor dieser Art extremer Wärme geschützt. Aber das war weder beim momentanen Ereignis noch bei dem von 2022 der Fall.

„In den letzten Jahren hatte man das Gefühl, dass die Arktis der Ort ist, an dem alle schnellen Veränderungen stattfinden, während [Veränderungen] in der Antarktis ziemlich langsam vor sich gehen“, berichtet Mikolajczyk. „Aber dies ist nur ein weiteres Ereignis, das zeigt, dass [Veränderungen] auch in der Antarktis schnell passieren können.“

Von Véronique Fritsche