Polizei-Chef wird zu Schockanrufen deutlich: Warum die Masche trotz aller Prävention klappt
Polizeichef Andreas Czerweny warnt in Bürgerversammlung vor Schockanrufen. Jüngst gab es eine Festnahme. Der Polizei-Chef erklärte, warum die Masche immer wieder klappt.
Wolfratshausen - Aufgrund von Rechenschaftsberichten, Debatten und Abstimmungen über zahlreiche Anträge zog sich die Bürgerversammlung in der Loisachhalle (wir berichteten) am Dienstagabend weit über drei Stunden. Nachdem Rathauschef Klaus Heilinglechner gegen 22.15 Uhr die Veranstaltung offiziell beendet hatte, trug jedoch CSU-Stadtrat Wolfgang Weichlein noch ein Anliegen vor: Angesichts des jüngsten Fahndungserfolgs der Wolfratshauser Polizei, die nach einem Schockanruf bei einem Wolfratshauser (80) einen 29-jährigen Geldabholer festnehmen konnte, bat Weichlein um eine Stellungnahme von Wolfratshausens Polizeichef Andreas Czerweny.
Polizei-Chef wird zu Schockanrufen deutlich: „Der Geldabholer ist der kleinste Wurm!“
Der Erste Polizeihauptkommissar ließ sich trotz fortgeschrittener Stunde nicht lange bitten. „Der Geldabholer ist der kleinste Wurm in einer langen Kette“, sagte Czerweny. Die Schockanrufe würden von Callcentern im Ausland inszeniert. „Die Aufgabe ist es, Angst zu verbreiten.“ Während die Anrufer perfekt Deutsch und in einigen Fällen sogar bayerischen Dialekt sprechen, würden die Abholer meist schweigen. Als Treffpunkte für die Geldübergabe würden mit den Opfern „vertrauenserweckende Orte“ wie der Hof vor dem Wolfratshauser Amtsgericht vereinbart. Czerweny warnte ausdrücklich davor, vermeintlichen Polizisten oder Staatsbeamten Geld beziehungsweise Wertgegenstände zu übergeben: „Kein echter Kommissar würde das verlangen.“
Drohkulisse wirkt: Telefonbetrug funktioniert trotz Präventionskampagnen
Wer die Opfer als dumm bezeichne, verkenne die Wirksamkeit der von den Anrufern aufgebauten Drohkulisse. Die vorgetäuschte Notlage eines Familienmitglieds und der emotionale Druck verführe die Menschen zu falschen Kurzschlussreaktionen. „Wählen Sie im Zweifelsfall die Nummer 110 und vergewissern Sie sich, ob der Anruf echt war“, lautete der Rat des Dienststellenleiters. Das professionelle Vorgehen der Straftäter funktioniere ähnlich wie die gut geplanten Streiche in der ARD-Sendung „Verstehen Sie Spaß“.