„Loneliness Scale“ - Harvard-Studie: Wer ständig einsam ist, hat ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko

  • Kommentare
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Soziale Einsamkeit soll Risikofaktor für Schlaganfälle sein.
Wer einsam ist, wird krank und das nicht nur psychisch. Auch körperliche Schäden können folgen. Eine neue Studie zeigt: wer chronisch sozial isoliert ist, hat ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall.

Rund elf Prozent der Menschen in Deutschland fühlen sich einsam. Sie haben weniger soziale Kontakte, als sie es sich wünschen würden, und empfinden dies als belastend. Studien belegen, dass ein Gefühl der Isolation mit einer erhöhten Anfälligkeit für zahlreiche psychische und physische Erkrankungen zusammenhängt – von Depressionen über einen beschleunigten kognitiven Abbau bis hin zu Herz-Kreislauf-Leiden oder Schlaganfall. Wie stark das Risiko für einen Schlaganfall bei chronischer Einsamkeit steigt, zeigt nun die Studie eines Forschungsteams der Harvard T.H. Chan School of Public Health.

Mehr zum Thema Schlaganfall

Wie Sie Schlaganfall-Symptome erkennen, die richtigen Konsequenzen ziehen und das Risiko eines Hirninfarkts minimieren können.

Lesen Sie unsere Titelgeschichte in der aktuellen FOCUS-Ausgabe

Befragt nach der „Loneliness Scale“

Es untersuchte Daten von 12.161 Teilnehmenden einer zwölf Jahre andauernden Langzeitstudie in den USA, die zu Studienbeginn mindestens 50 Jahre alt waren und noch keinen Schlaganfall erlitten hatten. Sie beantworteten Fragen zu ihrem Einsamkeitsempfinden, die auf der überarbeiteten „UCLA Loneliness Scale“ beruhen. Hierbei werden die Betroffenen unter anderem gefragt, wie oft sie das Gefühl haben, dass ihnen Gesellschaft fehlt, sie Teil einer Gruppe sind oder sie Ansprechpartner im Alltag haben.

Vier Jahre später stellten die Forscherinnen und Forscher diese Fragen erneut 8936 der zuvor befragten Personen und ordneten die Teilnehmer basierend auf ihren Antworten in vier Gruppen ein: „konstant niedrig„ (geringe Einsamkeitswerte zu beiden Zeitpunkten), „rückläufig„ (hohe Einsamkeitswerte zu Beginn, niedrige Werte später), „neues Auftreten“ (geringe Einsamkeitswerte zu Beginn, hohe Werte später) und “konstant hoch“ (hohe Einsamkeitswerte zu beiden Zeitpunkten).

Risikofaktor: Einsamkeit und Isolation „konstant hoch“

Unter den Studienteilnehmern, deren Einsamkeit nur zu Beginn gemessen wurde, traten 1237 Schlaganfälle auf, während sich bei jenen, die über die Zeit hinweg zwei Einsamkeitsbewertungen abgaben, 601 Schlaganfälle ereigneten. Die Forscher analysierten das Schlaganfallrisiko jeder Gruppe im Kontext ihrer Einsamkeitserfahrungen und kontrollierten dabei andere gesundheitliche und verhaltensbezogene Risikofaktoren, darunter Körpergewicht, depressive Symptome und soziale Isolation.

Letztere ist nicht gleichzusetzen mit Einsamkeit, denn soziale Isolation entsteht, wenn eine Person nur wenige bedeutungsvolle Kontakte hat. Einsamkeit hingegen bezeichnet die subjektive Erfahrung von jemandem, der mit seinen bestehenden Beziehungen unzufrieden ist.

Großer interaktiver Schlaganfall-Guide

Unsere Redaktion hat für Sie einen interaktiven Ratgeber zum Thema Schlaganfall erstellt. Klicken Sie auf den nachfolgenden Button und tauchen Sie ein! Anschauliche Grafiken zeigen, was bei einem Schlaganfall im Gehirn passiert und wann Sie den Notruf wählen sollten.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Personen, die zu beiden Zeitpunkten hohe Werte aufwiesen (“konstant hoch“), ein um 56 Prozent höheres Schlaganfallrisiko hatten als jene, die durchgehend niedrige Werte hatten (“konstant niedrig“) – und zwar im Gegenteil zu bisherigen Studienergebnissen weitestgehend unabhängig von anderen verhaltensbezogenen Risikofaktoren und Gesundheitszuständen.

Bei Teilnehmern, die entweder rückläufige oder neu auftretende Einsamkeit erlebten, war das Risiko nicht erhöht. Dies deutet laut den Forscherinnen und Forschern darauf hin, dass die Auswirkungen von Einsamkeit auf das Schlaganfallrisiko langfristig sind und die gefühlte Isolation ein eigenständiger Risikofaktor dafür ist. Weitere Studien seien jedoch notwendig, um die genauen Mechanismen zu verstehen und zu ermitteln, ob die Ergebnisse auch auf jüngere, einsame Menschen übertragbar sind.

Spektrum.de