Gericht schmettert Antrag der Verteidiger ab - Der Doppelgänger-Mord: Ein Fall, zu verrückt, um ihn sich auszudenken

Hat eine junge Frau eine ihr ähnlich sehende Doppelgängerin mit einem Komplizen brutal ermordet, um ein neues Leben zu beginnen? Bislang haben die beiden Angeklagten im Prozess geschwiegen. Nun soll es einen neuen Anlauf für die Aussage der Beschuldigten geben.

Worum geht es in dem Fall?

Die angeklagte Frau soll geplant haben, ihren Tod zu simulieren. Dafür soll sie über Instagram versucht haben, Kontakt zu ihr optisch ähnelnden Frauen aufzunehmen, um so ein Opfer zu finden. Im August 2022 wurde eine 23-Jährige bestialisch mit 56 Messerstichen getötet. Dafür sollen die Angeklagte sowie ein ebenfalls beschuldigter Mann verantwortlich sein.

Es soll versucht worden sein, diese Doppelgängerinnen zu treffen. Das Opfer, eine 23-Jährige aus Eppingen (Landkreis Heilbronn), soll darauf eingegangen sein.

Daraufhin sollen die Angeklagten nach Eppingen gefahren sein und das Opfer unter einem Vorwand von zu Hause abgeholt haben. Dann soll die junge Frau in einem Wald umgebracht worden sein. Später soll das Auto der Angeklagten mit der Leiche darin in Ingolstadt abgestellt worden sein.

Nach der Entdeckung der Toten war zunächst tatsächlich vermutet worden, dass die später angeklagte Ingolstädterin getötet wurde, weil sich beide Frauen so ähnlich sahen. Doch schon am nächsten Tag wurde das vermeintliche Opfer als Tatverdächtige festgenommen, ebenso der beschuldigte Mann.

Im vergangenen Sommer war gegen die damals beide 24 Jahre alten Beschuldigten, eine Deutsch-Irakerin und einen Kosovaren, Anklage erhoben worden. Die beiden Verdächtigen haben laut Staatsanwaltschaft den Mordvorwurf bestritten und dann während der Ermittlungen geschwiegen.

Was ist im Prozess bisher passiert?

Die Verteidiger der Angeklagten versuchten, die Aussetzung des Verfahrens zu erreichen. Sie bemängelten in einem bereits am Montag bei Gericht vorab eingereichten Antrag, dass kein faires Verfahren möglich sei. Da auch noch in den vergangenen Wochen von der Staatsanwaltschaft umfangreiche zusätzliche Ermittlungsakten vorgelegt worden seien, werde weitere Zeit zur Einarbeitung benötigt, erklärten die Verteidiger.

Das Landgericht Ingolstadt lehnte die Aussetzung des Prozesses ab. Die Strafkammer sah keinen Grund, den Prozess vorläufig auszusetzen.

Die vier Verteidiger der angeklagten 24-Jährige hatten gerügt, dass bis kurz vor Beginn des Prozesses Mitte Januar von der Staatsanwaltschaft neue Akten vorgelegt worden seien. Ein faires Verfahren sei daher nicht möglich, weil die Anwälte diese Unterlagen prüfen müssten. Der Vorsitzende Richter Konrad Kliegl lehnte den Aussetzungsantrag ab. Er verwies unter anderem darauf, dass bis zum geplanten Prozessende im Mai noch ausreichend Zeit sei.

Wie geht es jetzt weiter?

Am 30. Januar, dem dritten Verhandlungstag, werden nun die Erklärungen der beschuldigten Frau und des mitangeklagten 25 Jahre alten Mannes erwartet.

Da das Verfahren durch die langwierige Diskussion um eine Aussetzung bereits zu Beginn in Verzug geraten ist, plant die Strafkammer nun schon weit über die ursprünglichen 28 Termine hinaus weitere Verhandlungstage. Kliegl sagte, dass eine Prozessdauer bis in den September hinein möglich sei.