Massenschließungen bei Banken: Hier hat jede dritte Filiale dicht gemacht
Droht auch Ihrer Bankfiliale das Aus? Wir haben Zehntausende Standorte untersucht – mit teils alarmierenden Ergebnissen. Wo Sie noch offene Schalter finden.
Berlin – Eine Schließungswelle rollt durch die deutsche Bankenlandschaft. Tausende Geschäftsstellen sind seit 2017 verschwunden. Vor allem Berlin erlebt ein Banken-Beben: Fast ein Drittel der Filialen schloss seine Pforten. Das zeigt unsere umfangreiche Datenauswertung des Kartendienstes OpenStreetMap.
Deutschlands Metropolen sind besonders betroffen: In Städten mit mindestens 100.000 Einwohnern ist das Filialsterben doppelt so groß wie anderswo. So hat allein die Berliner Commerzbank die Hälfte ihrer Filialen aufgegeben. Den größten Rückgang pro Einwohner verzeichnet Erlangen, vor allem durch die Schließung jeder dritten Sparkassenfiliale. Hier setzt man dafür auf ein schickes Design für die verbleibenden Standorte.
Online-Filiale boomt sogar schon bei den Senioren
Doch ob frisch renoviert oder nicht – die Filiale sinkt in der Gunst der Deutschen, wie eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom ergab. Auch ältere Menschen wenden sich zunehmend vom Gang zur Kasse ab. Fast die Hälfte der Deutschen ab 65 Jahren erledigt ihre Bankgeschäfte inzwischen im Internet. Ein Trend, der sich deutlich beschleunigt: In nur vier Jahren hat sich die Zahl der Senioren im Online-Banking mehr als verdoppelt – und die Mehrheit von ihnen nutzt auch das Handy für Bankgeschäfte. Doch der in den Karten zu erkennende schleichende Tod der Filiale begann lange vor dem Smartphone-Zeitalter. Seit drei Jahrzehnten schrumpft die Zahl laut Bundesbank stetig. In den 1990er-Jahren drehte sich alles um Kostensenkung: Unrentable Standorte wurden aufgelöst, Geldhäuser verschmolzen, zwei benachbarte Filialen waren teilweise eine zu viel.
Schonfrist für Postbank ist inzwischen abgelaufen
Damals wollte die Postbank mit schriller Werbung für Gratis-Konten die Sparer in die Filialen holen. Doch diese Zeiten sind vorbei: In den nächsten zwei Jahren soll fast die Hälfte der Zweigstellen wegfallen. Unsere Analyse zeigt: Zwar hat die Postbank seit 2017 den kleinsten Einschnitt der fünf größten Banken vorgenommen. Aber nur dank alter Verträge mit der Deutschen Post blieben verlustbringende Standorte bisher offen.
Die Deutsche Bank, die Muttergesellschaft der Postbank, hat ihr Filialnetz ebenfalls bereits deutlich ausgedünnt. Ein Viertel aller Geschäftsstellen wurde in knapp sieben Jahren geschlossen. Noch radikaler ging die Commerzbank vor. Nicht ganz so dramatisch ist die Situation abseits der Geschäftsbanken: Die Sparkassen haben jede achte Dienststelle verloren, die Volksbanken Raiffeisenbanken nur jede elfte. Sie sind mit vier von fünf untersuchten Filialen die Platzhirsche auf der Bankenlandkarte.

Im Süden sind Sparkassen und Volksbanken noch sehr stark
Die Volksbanken Raiffeisenbanken sind nach dem Genossenschaftsgesetz ihren Mitgliedern verpflichtet. Die Sparkasse wiederum hat den gesetzlichen Auftrag, die gesamte Bevölkerung landesweit zu versorgen. Dies wird insbesondere von den Sparkassen in den ländlichen Regionen Bayerns und Baden-Württembergs immer noch sehr stark gelebt: Hier liegen beispielsweise 15 der 20 Landkreise mit den meisten Sparkassenfilialen pro Einwohner. Das macht Süddeutschland zu einer Bankenhochburg.
Gleichzeitig hat Bayern in unserer Analyse von Open-Street-Map-Daten mehr als jede zehnte Sparkasse verloren. Die Verbraucherzentrale in Bayern reagierte erst diesen Sommer auf den Rückgang und fordert eine gesetzliche Mindestzahl von Sparkassenfilialen – gemeinsam mit den Kollegen aus Brandenburg, dem Flächenland mit der geringsten Filialdichte pro Kopf. Inzwischen setzen sich deswegen mehrere Potsdamer Abgeordnete sogar für deutlich mehr sogenannte Sparkassen-Busse ein. Das Konzept der mobilen Filiale ist nicht neu: Vor allem in den 1950er Jahren gab es diese rollenden Banken in Deutschland.
Unsere Daten, Quellen, Methoden
Wir haben mehr als 50.000 Karteneinträge von deutschen Bankfilialen in der OpenStreetMap (OSM) analysiert. OSM ist eine Geodatenbank, die von Zehntausenden Freiwilligen gepflegt wird. Die OSM bietet oft die besten Daten, jedoch können die Datensätze nicht immer zu 100 Prozent vollständig sein. Der umfangreichste OSM-Datensatz zu Bankfilialen in Deutschland stammt vom 1. Januar 2017 und dient als Vergleichsbasis für den Datensatz vom 23. Oktober 2023. Die Daten zu Bundesländern, Kreisen und Gemeinden inklusive Einwohnerzahlen zum 31. Dezember 2021 stammen vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie.