Zunächst friedliche Proteste eskalieren: Drei Tote und brennende Geschäfte in Agadir und Rabat. Das Auswärtige Amt aktualisiert seine Empfehlungen für Marokko.
Rabat – Das Auswärtige Amt aktualisierte unlängst seine Reise-Hinweise für beliebte Urlaubs-Städte in Marokko. Laut den neuen Empfehlungen sollen deutsche Urlauber Menschenansammlungen weiträumig umgehen und sich nach Einbruch der Dunkelheit möglichst nicht mehr in der Öffentlichkeit bewegen. Zudem solle man sich über die regionalen Geschehnisse informiert halten, sich mit politischen Meinungsäußerungen zurückhalten.
Grund für diese Reisewarnungen für Urlauber sind die Proteste einer Jugendbewegung in Marokko, die mittlerweile seit über einer Woche täglich in dem nordafrikanischen Land stattfinden. Begonnen hatten die Demonstrationen friedlich. Seit Ende September gehen junge Menschen der Bewegung „GenZ 212“ auf die Straße. Der Name steht für die Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010) und die Ländervorwahl +212.
Marokko-Urlauber zur Vorsicht angemahnt: Proteste eskalieren gewalttätig
Was friedlich begann, artete mittlerweile teilweise in Gewalt aus. Banken, Postfilialen und Geschäfte gingen in Flammen auf. In der Stadt Lqlia bei Agadir wurden drei Demonstranten erschossen, als diese offenbar eine Polizeiwache stürmen wollten. Nach Regierungsangaben wurden sie von der Gendarmerie in Notwehr getötet. Das marokkanische Innenministerium meldet 300 verletzte Sicherheitskräfte und 409 Festnahmen.
Von den Unruhen betroffen sind auch beliebte Urlaubsziele wie Agadir, Casablanca und die Hauptstadt Rabat. Wer seine Marokko-Reise absagen will, wird voraussichtlich auf den Kosten sitzen bleiben. Eine Stornierung ist laut ADAC nur bei „außergewöhnlichen Umständen“ möglich, etwa wenn Sehenswürdigkeiten komplett gesperrt sind. Die bloße Angst vor Unruhen reiche rechtlich nicht aus. Pauschalreisende sollten sich bei ihrem Veranstalter über die aktuelle Lage erkundigen. Das Auswärtige Amt hatte zuletzt auch Türkei-Urlauber vor Gefahren gewarnt.
Auswärtiges Amt aktualisiert Marokko-Hinweise: Unruhen könnten für Urlauber zur Gefahr werden
Die Demonstrierenden in Marokko organisieren sich nach Informationen der Tagesschau und der Agence France-Presse (afp) über die Plattform Discord. Die Nutzerzahl verdreifachte sich binnen weniger Tage und stehe aktuell bei 180.000. „Wir Jugendlichen fordern Schulen und Krankenhäuser. Was wir fordern, ist nicht unmöglich, sondern eine Notwendigkeit in Marokko. Wie können die Behörden das nicht verstehen? Wo bleibt die Regierung in dieser ganzen Angelegenheit?“, so die Demonstrantin Souha laut Tagesschau.
„Wir sind auf die Straße gegangen, um unsere legitimen Rechte einzufordern, aber wir wurden zurückgewiesen und unterdrückt“, sagte die 23-jährige Hajar aus Rabat. Die Proteste richten sich gegen Korruption innerhalb Marokkos und fordern bessere Bildung und Gesundheitsversorgung statt millionenschwerer Investitionen in die Fußball-WM 2030. (Quellen: ADAC, afp, Auswärtiges Amt, Tagesschau) (nana)