Neues Gaskraftwerk in Holzkirchen sorgt im Bauausschuss Debatten

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In der Halle der Geothermie in Holzkirchen wird als Redundanz ein Gaskraftwerk mit 32 Megawatt Leistung gebaut. © Helmut Hacker

Holzkirchen debattierte im Bauausschuss über die immissionsschutzrechtliche Genehmigung für eine geplante Heißwasserkesselanlage am Geothermie-Standort Alten Au.

Holzkirchen – Eine Information zur immissionsschutzrechtlichen Genehmigung des bei der Geothermie in der Alten Au geplanten Gaskraftwerkes, dass, wenn nötig, als Redundanz und zur Abdeckung von Spitzenlasten anspringen soll, führte in der jüngsten Bauausschusssitzung zu einem völlig neben der eigentlichen Thematik geführten Diskurs.

Momentan müssen bei einem Ausfall der Geothermie drei kleinere Heizzentralen aus den 1990er Jahren am Hallenbad, der Krankenhausstraße und der Rosenheimer Straße einspringen. Weil diese aber in die Jahre gekommen sind, wurde beschlossen, am Standort der Geothermie eine Heißwasserkesselanlage mit einer Leistung von 32 Kilowatt zu bauen. Befeuert werden deren zwei Kessel mit Gas.

Dazu müssen die Gemeindewerke, wie eine Mitarbeiterin der Bauverwaltung den Holzkirchner Bauausschuss informierte, bei der Regierung von Oberbayern eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung einholen. Weil, wie Bürgermeister Christoph Schmid ergänzend sagte, das Verfahren in die sitzungsfreie Zeit fiel, hatte die Gemeinden dazu bereits ihr Einvernehmen erklärt.

Aber nicht das immissionsschutzrechtliche Verfahren brachte daraufhin Hans Putzer (SPD) in Rage, sondern das Kraftwerk an sich: „Höre ich richtig, als Redundanz soll ein riesiges, 32 Megawatt Gaskraftwerk gebaut werden, wo alle sagen, wir müssen weg vom Russengas und dem verflüssigten Erdgas aus Amerika? Das ist für mich unerklärlich.“

Immissionsschutzrechtliche Prüfung für Geothermie-Standort Alten Au

Diese Entscheidung wurde aber, wie Schmid erinnerte, bereits vor längerer Zeit und wohl überlegt getroffen, weswegen auch die Halle der Geothermie schon in einer Größe geplant wurde, die das Kraftwerk aufnehmen kann: „Wir haben rauf und runter diskutiert. Fakt ist, dass, wenn es darauf ankommt, keine andere Energieform so startreversibel ist wie Gas.“

In der Sache „komplett unverdächtig“ sprang dem Rathauschef Robert Wiechmann (Grüne) zur Seite: „Da darf jetzt aber nicht der Zungenschlag reinkommen, dass wir ein Ersatzkraftwerk für die Geothermie bauen, sondern einzig und allein eines für dessen Redundanz.“ Wie Wiechmann sagte, wurde dabei natürlich auch geprüft, ob eine Befeuerung mit Hackschnitzeln möglich wäre: „Davon haben uns aber alle Fachleute und Experten aus technischen und Kostengründen abgeraten. Wenn ich auf deren Meinung nichts mehr geben möchte, könnte ich auch eine Münze werfen.“

Planung einer 32-kW-Gas-Heißwasserkesselanlage

Putzer ließ sich indes von seiner Meinung nicht abbringen: „32 Megawatt für unsere paar Meter Fernwärme hat mit Redundanz nichts mehr zu tun.“ Martin Taubenberger (FWG), der wie Wiechmann im Aufsichtsrat der Gemeindewerke sitzt, stellte dazu fest, dass diese Größe für den Endausbau des Fernwärmenetzes zu Grunde gelegt wurde und sehr wohl notwendig ist: „Wenn bei minus 15 Grad die Geothermie ausfällt, brauche ich diese Leistung, und zwar sofort.“

Ungeachtet dessen ließ Putzer nicht locker und monierte schließlich, dass der Marktgemeinderat kürzlich Gasbohrungen ablehnte, aber nun selber Gas verfeuern will. „Das sind zwei voneinander völlig unabhängige Sachverhalte. Ich erinnere, dass uns auch geraten wurde, den neuen Bauhof mit Gas zu heizen, wir ihn aber an die Fernwärme angeschlossen haben“, platze Schmid schließlich der Kragen: „Ich halte fest, wir haben jemand im Bauausschuss, der schlauer ist, als alle Experten die uns unabhängig beraten haben.“

Politische Diskussionen im Bauausschuss

Seinem Zorn zum eigentlich behandelten Immissionsschutz-Verfahren machte abschließend aber noch Grünen-Sprecher Wiechmann Luft: „Was mich wirklich ärgert ist, dass wir für enorme Kosten zwei über 40 Meter hohe Schornsteine bauen müssen, obwohl wir alle wissen, dass es sich um ein Redundanzkraftwerk handelt, dass nur selten laufen wird und aus dem eh so gut wie keine Schadstoffe herauskommen.“

Das, so Wiechmann weiter, stoße jeden vor den Kopf der sich mit der Materie befasst und führe dazu, dass wirklich vernünftige Umweltregelungen in Frage gestellt werden: „Was für ein Wahnsinn.“ Helmut Hacker

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