Christmette abgebrochen - Kirchenrechtler über Freiburg-Eklat: „Im Lobpreis Gottes kann es schonmal toxisch werden“

 

„In Freiburg ist die Lage nun eskaliert“, sagt Schüller

Er sagt, „in Freiburg ist die Lage nun eskaliert“. Dem von „seinen Chören offenkundig verehrten und geschätzten Domkapellmeister“ wurde von seinem kirchlichen Arbeitsgeber zum 1.2.2025 gekündigt. Augenscheinlich behält diese Kündigung vor den staatlichen Arbeitsgerichten Bestand, wenn auch noch kein endgültiges, d.h. rechtskräftiges Urteil vorliegt.

„Und das Kirchenvolk murrt und protestiert, vor allem die Eltern der vielen Kinder und Jugendlichen, die ihren musikalischen Nestor verlieren. Die Zeiten sind Gott sei Dank vorbei, dass Katholiken einfach zähneknirschend klerikale Entscheidungen akzeptierten. Vor allem, wenn der zuständige Weihbischof kommunikativ trotz bestem Bemühen augenscheinlich bei der Moderation und Klärung der Konflikte versagt hat. Kommunikation galt lange Zeit als Stärke kirchlicher Würdenträger. Dies scheint zumindest rund um das Freiburger Münster augenscheinlich vorbei zu sein. Das schürt den Protest und die Kritik“, so Schüller.

Protestler haben der „Kirchenmusik in Freiburg einen Bärendienst erwiesen“

Der Kirchenrechtler ordnet ein: „Was aber am Heiligen Abend in der Christmette geschehen ist, stellt die Kritiker in ein schlechtes Licht. Sie entern die Liturgie und den heiligen Raum des Domes, um in sehr weltlicher Weise mit Flugblättern und Zwischenrufen das zu verhindern, was ihnen doch wichtig zu sein scheint: eine gehaltvolle, auf höchstem musikalischem Niveau erlebte Feier des Lobes Gottes, der an Weihnachten Mensch wurde. Das demaskiert ihr Anliegen als augenscheinlichen Personenkult eines sicher geachteten und geschätzten Kirchenmusikers, für den alle Mittel recht zu sein scheinen. Damit haben sie der Kirchenmusik in Freiburg einen Bärendienst erwiesen und konsentierende Lösungen faktisch ausgeschlossen.“

Keine Angaben zu Gründen der Kündigung

Die von dem 60-Jährigen geleiteten vier Chöre am Dom kämpfen für den Verbleib des Kirchenmusikers, der seit 2003 Domkapellmeister in Freiburg ist. Sie kritisieren, dass sie weder vom Erzbischof noch vom Domkapitel zu der Entlassung gehört worden seien.

Ein Sprecher des Erzbistums sagte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), es sei nachvollziehbar, dass nach der Kündigung eines langjährigen Chorleiters Unruhe unter den Mitgliedern der Dommusik entstehe. Aufgrund von Daten- und Persönlichkeitsschutz dürften die einzelnen Gründe aber nicht öffentlich dargelegt werden. „Dies hat leider zu einer Schräglage in der Debatte geführt.“

Mehrere arbeitsgerichtliche Verfahren

Die Kündigung hat laut dem Sprecher eine lange Vorgeschichte. „In der Domsingschule herrschten zahlreiche Konflikte. Es gab immer wieder Versuche von Schlichtungen, die aber allesamt scheiterten.“ Die Entscheidung habe sich niemand leicht gemacht, aber sei der letzte Ausweg gewesen. Die Gründe für die Kündigung seien in mehreren arbeitsgerichtlichen Verfahren erörtert worden.

Wie die „Badische Zeitung“ berichtet, soll es zwischen Böhmann und seiner Stellvertreterin schon länger Streit gegeben haben. Die Leiterin der Mädchenkantorei habe ihm vorgeworfen, wichtige Entscheidungen zu verschleppen.

Die Erzdiözese kritisierte die wiederholte Störung des Gottesdienstes als ungeeignete Protestform. „Viele Besucherinnen und Besucher, die mit dem Konflikt nichts zu tun haben, wurden damit mutwillig in eine Auseinandersetzung hineingezogen“, sagte der Sprecher. Konflikte und Meinungsverschiedenheiten ließen sich nicht auf diese Weise lösen. „Die Situation macht umso mehr deutlich, dass ein Neuanfang in der Leitung der Dommusik dringend geboten ist“, so der Sprecher.

Eine Klage Böhmanns gegen die Kündigung hatte das Arbeitsgericht Freiburg abgewiesen. Der Richterspruch ist aber bislang nicht rechtskräftig.