Als Kind von Russland entführt: Daniel erzählt, was danach mit ihm geschah

Russland hat seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine mutmaßlich zehntausende Kinder verschleppt, viele in sogenannte Umerziehungslager. Daniel war eines dieser Kinder. Mit 14 Jahren wurde er zusammen mit seinem Vater bei einem Krankenhausbesuch von bewaffneten Männern aufgegriffen, in einen Bus gesetzt und auf die annektierte Krim gebracht. Von dort konnten sie zweieinhalb Jahre lang nicht in die Heimat zurück.

Was nach der Entführung mit Daniel geschah

Daniel und sein Vater mussten Papiere abgeben, Fingerabdrücke hinterlassen, wurden in provisorische Unterkünfte gebracht. Später zwang man sie, russische Pässe anzunehmen. Mehrmals verlegten die Behörden die beiden innerhalb Russlands, zuletzt in die Region Krasnodar. Dort arbeitete Daniel auf Baustellen, zunächst als Hilfsarbeiter, später als Betonbauer. "Wir wollten nicht bleiben. Wir haben jeden Cent gespart, um zurückzukommen", sagt er.

Mit 16 soll Daniel der russischen Armee beitreten

Als Daniel 16 wurde, sollte er sich für den russischen Wehrdienst registrieren lassen. "Ich wollte nicht in die russische Armee, ich wollte nach Hause." Um der Musterung zu entgehen, zog er mit seinem Vater mehrfach um. Ein Versuch, über die besetzte Region Saporischschja in die Ukraine zu gelangen, endete gewaltsam: Soldaten nahmen die beiden fest, trennten sie, schlugen Daniel und brachten ihn "wie Müll" auf ein Feld. Schließlich mussten sie zurück nach Russland.

Daniels Rückkehr in die Ukraine

Erst mithilfe einer ukrainischen Kinderrechtsorganisation gelang die Flucht. Über Belarus und mit Unterstützung von Freiwilligen kam Daniel im Juni 2024 zurück zu seiner Mutter in die Ukraine. Die Wiedersehensfreude war groß: "Er ist nicht mehr der Junge, der damals ging. Er ist erwachsen geworden", sagt sie. Heute lebt Daniel in Kiew, versucht sich an ein normales Leben zu gewöhnen und denkt an die Zukunft. Er will eine Ausbildung machen und träumt davon, ins Ausland zu reisen. Über seine Zeit in Russland sagt er: "Es war hart, aber ich habe auch viel gelernt."