Früher in Rente? Studie zeigt: Wer länger arbeitet, ist glücklicher

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Eine aktuelle Studie legt nahe, dass Menschen, die im frühen Rentenalter noch arbeiten, häufig glücklicher sind. (Symbolbild) © Bernd Leitner Fotodesign/Panthermedia/Imago

Viele ältere Erwerbstätige zählen die Tage bis zum Rentenbeginn. Eine aktuelle Studie legt jetzt aber nahe, dass Menschen, die im frühen Rentenalter noch arbeiten, häufig glücklicher sind.

Köln – Viele Deutsche wollen lieber früher als später in Rente gehen. Doch eine neue Studie legt nun nahe, dass Menschen, die im frühen Rentenalter noch arbeiten, häufig glücklicher sind. Die Analyse wurde von dem arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) durchgeführt.

Früher in Rente: „Unsere Zahlen zeigen, dass der frühe Erwerbsausstieg keine Garantie für eine hohe Lebenszufriedenheit ist“

Demnach gebe es besonders in der Altersgruppe zwischen 60 und 70 Jahren große Unterschiede bei der Lebenszufriedenheit, die mit der Beschäftigungssituation korreliere, erklärten die Kölner Forscher. Besonders zufrieden sind der Studie zufolge erwerbstätige 66- bis 70-Jährige – die sogenannten Silver Worker. „Vor allem soziale Kontakte spielen eine wichtige Rolle für die Weiterarbeit im Alter und können so zu einer höheren Zufriedenheit beitragen“, erklärte das IW. Finanzielle Gründe spielten hingegen keine große Rolle.

„Ein Arbeitsplatz gibt den Menschen die Möglichkeit, sich auszutauschen, in der Pause einen Kaffee zu trinken und gemeinsam etwas zu generieren“, führten die Forschenden aus. Im Ruhestand fehle dieses soziale Netz hingegen. „Auch ein strukturierter Tagesablauf und Routinen fallen weg, ein neuer Alltag muss bei Renteneintritt erst aufgebaut werden.“

In der Folge ist die Lebenszufriedenheit in der Gruppe der erwerbslosen 61- bis 65-Jährigen am niedrigsten. „Unsere Zahlen zeigen, dass der frühe Erwerbsausstieg keine Garantie für eine hohe Lebenszufriedenheit ist“, erklärte Jennifer Potthoff vom IW. Die Daten stammen aus dem „Sozioökonomischen Panel“ des Instituts: Zwischen 1995 und 2021 wurden Menschen regelmäßig gefragt, wie zufrieden – auf einer Skala von null bis zehn – sie mit ihrem Leben sind.

Rente, Arbeit, Zufriedenheit: Nicht alle Studien kommen zum gleichen Ergebnis

Die Studie kommt zu einer Zeit, in der die Debatte um ein späteres Renteneintrittsalter wieder an Fahrt aufnimmt. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat erst vor kurzem eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit durch ein späteres Renteneintrittsalter und mehr finanzielle Anreize für längeres Arbeiten gefordert. „Bei der Rente ist offensichtlich, dass wir die Lebensarbeitszeit verlängern müssen, idealerweise durch einen individuellen Renteneinstieg und finanzielle Anreize für längeres Arbeiten“, sagte Lindner der Düsseldorfer Rheinischen Post.

Allerdings warnen andere Studien auch vor katastrophalen Folgen, wenn Menschen im Seniorenalter weiterarbeiten müssen, obwohl dies zu hart für sie wird: Eine ein Jahr ältere Studie des Forschungsteams der Universitäten Barcelona und Mannheim hat nach der Auswertung von Sozialversicherungsdaten aus Spanien nahe gelegt, dass ein späterer Eintritt in die Rente zu einer geringeren Lebenserwartung führen kann

Demnach steige mit der Verschiebung des Renteneintrittsalters von 60 auf 65 Jahren das Sterbe-Risiko mit jedem Jahr, das länger gearbeitet werde. Dies gilt aber nicht für alle, sondern vor allem für bestimmte Gruppen: „Wir konnten zeigen, dass der Anstieg der Sterblichkeit bei denjenigen stärker ist, die in Branchen mit einer sehr hohen Anzahl von Arbeitsunfällen gearbeitet haben. Zum Beispiel im Bausektor. Und wir haben festgestellt, dass die Sterblichkeit bei Personen in Berufen mit hoher psychosozialer Belastung stärker ist – also bei denen, die im Beruf ein hohes Maß an psychischem und sozialem Stress erleben“, sagt Han Ye von der Universität Mannheim gegenüber dem SWR. Die Forscher warnen dem Bericht zufolge, dass vor allem Erwerbstätige mit schwerer körperlicher Belastung und hoher psychischer Belastung leiden, wenn ihnen das Recht auf eine Frühverrentung genommen wird.

Mit Material der AFP und dpa

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