Weniger Geld für Integrationskurse: Bund plant Kürzungen –Volkshochschulen warnen

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. München Landkreis

Kommentare

Im Bundeshaushalt für 2025 sind finanzielle Kürzungen für Integrationskurse vorgesehen. Das wäre eine „Katastrophe“, warnen Volkshochschulen im Landkreis München. (symbolbild) © Arifoto Ug/dpa

Im Bundeshaushalt für 2025 sind finanzielle Kürzungen für Integrationskurse vorgesehen. Das wäre eine „Katastrophe“, warnen Volkshochschulen im Landkreis München.

Stellt der Bund künftig deutlich weniger Geld für Integrationskurse bereit? In den Beratungen des Bundeshaushalts gibt es den Vorschlag, die Finanzierung der Integrationskurse deutlich zu reduzieren. Mit der im Haushaltsentwurf eingeplanten Summe könnten 2025 keine neuen Angebote gestartet werden. Die Mittel würden lediglich ausreichen, um die in diesem Jahr begonnenen Kurse zu Ende zu führen. Zehntausende Menschen würden keine Chance haben, die für Beruf und Alltag unentbehrlichen Sprachkenntnisse zu erwerben. Mit dem Ampel-Aus hängt die Finanz-Planung zwar in der Schwebe, die Volkshochschulen (VHS) im Landkreis blicken dennoch bang nach Berlin. Sie berichten, was die möglichen Kürzungen bedeuten würden.

„Es steht im Raum, dass die Mittel für die Integrationskurse um die Hälfte gekürzt werden“, sagt Lothar Stetz, Direktor der VHS im Norden des Landkreises München. „Das wäre ein riesiges Problem. Die Nachfrage ist sehr groß, die Kurse voll.“ Im Jahr 2023/2024 hat die VHS im Norden des Landkreises rund 100 Sprachkursmodule angeboten, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert werden. Jeder Integrationskurs ist in sechs Module, die aufeinander aufbauen, unterteilt. Außerdem gibt es einen Orientierungskurs, in dem Kenntnisse über die deutsche Rechtsordnung, Geschichte und Kultur vermittelt werden.

Das wäre ein riesiges Problem. Die Integrationskurse sind zu einem der wichtigsten Bereiche der VHS geworden.

„Die Integrationskurse sind in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Bereiche der VHS geworden“, erklärt Stetz. Die Volkshochschulen bieten rund die Hälfte aller Integrationskurse an. „Doch ohne Planungssicherheit gibt es erst einmal keine weitere Planung“, sagt Stetz. Er ist jedoch optimistisch, dass die Politik wieder einen Schritt zurückrudert und die Kurse weiterhin angeboten werden können.

„Es wäre eine Katastrophe, wenn die Mittel für die Kurse so deutlich gekürzt werden – für die Teilnehmer, aber auch für uns“, sagte Barbara Sporrer, Leiterin und Geschäftsführerin der VHS Unterhaching. „Ich wunder mich über diese Überlegung der Politik. Integration ist in aller Munde und dann soll die Grundlage der Integration eingestampft werden. Das macht keinen Sinn.“

Pro Kurs bis zu 20 Teilnehmer

In den vergangenen zwei Jahren hat die VHS Unterhaching doppelt so viele Integrationskurse angeboten wie davor. 350 Teilnehmer waren es im Jahr 2023, etwa 60 Prozent aller Sprachkursteilnehmer. Den Großteil der Kursteilnehmer kommt laut Sporrer aus der Ukraine, aber es sind auch Menschen aus den Balkanstaaten wie Serbien, Kosovo oder Bosnien dabei, sowie Inder, Afghanen und Syrer. Pro Kurs lernen zwölf bis 20 Menschen die deutsche Sprache. Derzeit laufen etwa sieben Integrationskurse an der VHS Unterhaching.

„Wir planen weiter und schauen, was passiert. Im Februar starten die neuen Kurse“, sagt Jenny Kraja-Prieser, stellvertretende Geschäftsführerin in Unterhaching. Sie ist zuständig für die Programmbereiche Sprachen, Deutsch und Integration. „Wenn wir keine Kurse anbieten würden, hätten wir auch keine Teilnehmer, wenn die Politik die Gelder doch genehmigt.“ Den Stress und die Ungewissheit um die Integrationskurse kommen für die VHS Unterhaching zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, steckt sie doch mitten in den Umzugsvorbereitungen in das neue „Kinderhaus plus“. Kraja-Prieser: „Wir warten und hoffen, dass sich der Bund anders entscheidet.“

Auch die VHS in Haar plant die Integrationskurse erst einmal weiter ein. „Der Bund will den Fachkräftemangel mit den Geflüchteten entgegenwirken, doch dafür braucht es Integrationskurse, die sind das A und O“, sagt Leiterin Lourdes María Ros de Andrés. Doch die Kürzungen vom Bund in Bezug auf die Integrationskurse wären nicht die einzigen Einsparungen, mit denen die VHS Haar derzeit zu kämpfen hat: Die Gemeinde senkt ihre Zuschüsse, darunter leide vor allem der Kulturbereich. „Es wird etwa ein Drittel weniger angeboten“, sagt Ros de Andrés.

Auch interessant

Kommentare