Grundwasser bremst Luxushotel-Bau am Tegernsee aus
Das Grundwasser ist stärker als das Gel-Kissen: Das Neubau-Projekt eines Lusuxhotels in der Rottacher Seestraße hat weiter Verzug. Noch scheitert die Trockenlegung des Baufelds.
Rottach-Egern – Beim ersten Spatenstich fürs Luxushotel Severin‘s im Januar 2023 kündigte Investor Kurt Zech, eigens aus Bremen angereist, eine Eröffnung Ende 2024 an. Doch bis heute hat der eigentliche Bau gar nicht begonnen. Das Problem: Wasser dringt ein. Nach Lösungen wird immer noch gesucht.
Geplant ist ein Fünf-Sterne-Superior-Hotel an der Rottacher Seestraße, mit 56 Zimmern und Suiten, großzügigem Wellnessbereich, dazu eine Ladenzeile. Damit die Gäste bequem parken können, hatte sich die Zech Group eine zweistöckige Tiefgarage genehmigen lassen. Gutachten bescheinigten die Machbarkeit, vor allem, was die Hochwasserproblematik angeht. „Es hieß immer, das haben sie im Griff“, erinnert sich Bürgermeister Christian Köck.
Doch in der Realität hat das Grundwasser bis jetzt die Oberhand. Im Februar dieses Jahres hatte die Zech Group noch gehofft, dass ein Gel-Kissen das Baufeld trockenlegt (wir berichteten). „Aber das hat nicht funktioniert“, berichtet Holger Römer, Sprecher der Zech Group. Das Grundwasser habe eine andere Fließgeschwindigkeit als im Bodengutachten prognostiziert, merkt er an. Zusätzlich hätten Starkregen und Sturm die Arbeiten erschwert. Aktuell versuchten die Spezialisten, das Grundwasserproblem mit einem anderen Verfahren zu lösen. Für den Betrachter entstehe vielleicht der Eindruck, dass auf der Baustelle kaum gearbeitet werde, so Römer. „Aber es finden viele Pegelmessungen und Tests statt, die man nicht sieht.“ Klar ist: Bis das Wasserproblem nicht gelöst ist, können die eigentlichen Arbeiten nicht beginnen. „Sonst würden wir ein Schwimmbad produzieren.“
Realität übertrifft die Befürchtungen
Bürgermeister Köck hatte mit einer schwierigen Bauzeit gerechnet, schließlich ist die schmale Seestraße die Prachtmeile des Ortes und das Baugrundstück mit 6000 Quadratmetern ziemlich groß. Doch die Realität übertrifft die Befürchtungen. „Uns geht es auch darum, die umliegenden Betriebe zu schützen“, sagt Köck. Für die Nachbarn der Baustelle ist nach einem harten Sommer 2023 – die Zech Group musste viel mehr Betonwerk aus dem Boden holen als erwartet – kein Ende der Belastung in Sicht. Zuletzt, weiß Köck, habe in seiner Urlaubszeit sein Stellvertreter Josef Lang Gespräche zum Fortgang der Baustelle geführt. Nach dem Rosstag, so Köck, sollen demnach neue Tests auf einem Probefeld stattfinden.
„Das geht schon alles sehr schleppend“, seufzt Köck. Grundsätzlich hatte die Gemeinde die Übernahme des Grundstücks in Bestlage durch die Zech Group sehr begrüßt. Zuvor verrottete dort die Seeperle, eine absolute Problem-Immobilie. 2019 wurden die Altbauten abgerissen. Lange fand sich kein Investor für das gewünschte Hotel an dieser Stelle, bis Kurt Zech, der als größter Immobilienentwickler Deutschlands gilt, 2020 entschied, dort ein weiteres Seve㈠rin‘s zu bauen. Weitere Hotels dieser Gruppe stehen auf Sylt und in Lech. Auf der Website kündigt das Unternehmen eine Eröffnung der Luxusherberge am Tegernsee aktuell für 2026/27 an.
Einen konkreten Bauzeitenplan gibt es derzeit nicht. Erst, so Sprecher Römer, muss das Wasser-Problem auf der Baustelle gelöst sein. Aktuell sei die Baustelle neun Monate in Verzug, stellt er fest. „Das ist für alle Beteiligten unschön“, weiß Römer. Für die Zech Group bedeute die Verzögerung eine deutliche Erhöhung der Kosten. Die Nachbarbetriebe wiederum sehen kein Licht am Ende des Tunnels. Anders als 2023 macht die Baustelle zwar derzeit wenig Lärm. Aber nachdem der weitere Zeitplan offen ist, können die Hoteliers schlecht planen – und haben Stress. Gäste sagen ab, und auch, wenn andere nachrücken, ist der Aufwand viel größer. „Leider ist es nicht zu ändern“, bedauert Römer. Die Zech Group halte die Nachbarn aber mit einer eigenen Baustellen-Website stets auf dem Laufenden und versuche, die Belastung so gering zu halten wie nur möglich: „Wir haben nichts zu verstecken.“