Landkreis Ebersberg mietet neue Asylunterkunft an: Hier ziehen 120 Geflüchtete ein
Ein ehemaliges Firmengebäude in Markt Schwaben soll im Frühjahr Platz für bis zu 120 Flüchtlinge bieten. Bis dahin ist nicht nur baulich viel zu tun.
Markt Schwaben – In der Gemeinde Markt Schwaben schafft der Landkreis eine Aufnahmemöglichkeit für bis zu 120 Geflüchtete. Das teilte Bürgermeister Michael Stolze (parteifrei) am Freitag gegenüber der Ebersberger Zeitung mit. Demnach habe das Landratsamt die ehemaligen Büroräume eines Unternehmens in der Straße „Am Ziegelstadel“ angemietet. In der Firma hätten sich Veränderungen ergeben, durch die die Räume nicht mehr gebraucht würden. Ende November hatte Landrat Robert Niedergesäß Entsprechendes angedeutet, ohne die betreffende Gemeinde zu nennen.
Bis in den gelben Riegel unweit des Bahnhofs die ersten geflüchteten Menschen einziehen, werden noch einige Monate vergehen. Der Bürgermeister vermutet, dass es im Mai soweit sein könnte. „Ein Bürogebäude kann nicht nahtlos anders genutzt werden.“ Es stünden umfangreiche Umbaumaßnahmen an, etwa was Brandschutz und Sanitärinstallation angehe.
Zeitlicher Vorlauf als Chance für Integration
„Das sehe ich als große Chance“, sagt Stolze über den zeitlichen Vorlauf. Sein Rathaus wolle nicht nur die baulichen, sondern auch die sozialen Voraussetzungen für eine gute Unterbringung der Flüchtlinge schaffen. Schließlich sei die Stimmung im Land eine andere als noch vor einigen Jahren. „Die Willkommenskultur von 2015 ist nur noch schwach ausgeprägt“, sagt Stolze im Gespräch mit der Redaktion in seinem Büro im Rathaus. Wie in den meisten Orten ist auch in Markt Schwaben die Helferkreis-Struktur nur noch rudimentär vorhanden.
„Wir haben als Kommune eine Verpflichtung und ich will mich nicht wegducken“, sagt er dort aber auch. Markt Schwaben habe bislang nicht viele Immobilien oder Grundstücke auftreiben können, um den Kreis bei der Pflichtaufgabe Asyl angemessen unterstützen zu können. Derzeit wohnten in Markt Schwaben 80 staatlich untergebrachte Flüchtlinge; der Löwenanteil, aus der Ukraine, in einem sanierungsbedürftigen Wohngebäude der GWG. „Gemessen am Zustrom in den Landkreis ist das zu wenig“, betont der Bürgermeister. „Es ist ein Miteinander.“ Gerade mit Blick auf Orte, wo bereits zahlreiche Geflüchtete wohnen, wie Ebersberg mit dem Sparkassengebäude. Die Alternative sei, das Versprechen des Landrats zu brechen, keine Turnhallen zu belegen. Das wolle auch Stolze nicht, im Sinne des sozialen Friedens.
Ich werde volle Transparenz schaffen
Stolze spricht davon, dass der soziale Friede im Ort Teil seines Rollenverständnisses als Rathauschef sei. In diesem Sinne werde die Gemeinde die Bevölkerung umfassend informieren, sobald mehr Informationen zu der Unterkunft und ihrer Belegung vorliegen. Es werde etwa eine Infoveranstaltung geben. Termin noch unklar, schließlich stehe die Gemeinde bei dem Thema noch eher am Anfang. „ Ich werde volle Transparenz schaffen!“, verspricht der Bürgermeister und erklärt so, weshalb er sich an die Redaktion gewandt habe.
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Nun gelte es, sich so aufzustellen, dass die Menschen, die am Ziegelstadel wohnen sollen, nicht nur „verwahrt und abgeschottet“ würden. „Vielleicht fällt uns mehr ein als ein Bauzaun und ein patrouillierender Sicherheitsdienst.“ Man wisse noch nicht, wer kommendes Frühjahr komme, ob Familien oder alleinreisende Männer. Die Kinderbetreuungseinrichtungen in der Gemeinde seien jedenfalls jetzt schon am Limit. „Wir müssen um die Ecke denken“, kündigt der Bürgermeister an.
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Fragezeichen etwa bei möglicher Kinderbetreuung: „Müssen um die Ecke denken!“
Dazu gehöre, das Deutschlernen zu erleichtern. Aber vor allem, eine Integration in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Markt Schwabens Rathauschef spricht betont nicht nur von Problemen, sondern auch von Chancen in Sachen Zuwanderung. Schließlich giert der hiesige Arbeitsmarkt nach helfenden Händen. „Unbürokratisch entbürokratisieren“ wolle er, wo es geht, auch wenn die Kommune „am Ende der Nahrungskette“ stehe.
Fraglos müsse das Asylsystem in Deutschland von oben reformiert werden, was Anreize und bürokratische Hürden für die Arbeitsaufnahme von Geflüchteten angehe. Unabhängig davon will Markt Schwabens Rathaus nicht nur mit den Gegebenheiten hadern, sondern damit überlegt umgehen.
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