Die besten Seiten im Schumann‘s: Sara Klatt stellt ihren Debütroman „Das Land, das ich dir zeigen will“ vor

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Sie legte einen der faszinierendsten deutschen Debütromane des Jahres vor: Sara Klatt am Samstagabend im Schumann’s. © Klaus Haag/Münchner Merkur

Sara Klatt hat mit „Das Land, das ich dir zeigen will“ einen faszinierenden Debütroman veröffentlicht. Nun stellte sie das Buch im Gespräch mit Rachel Salamander im Schumann’s am Hofgarten vor.

Es wäre albern, darum herumzureden. Daher also: „Das Land, das ich dir zeigen will“ ist der wohl spannendste, aufregendste und literarisch eindrücklichste Debütroman des Jahres. Gewiss, Sara Klatt erzählt autofiktional, wie das so viele Autorinnen und Autoren machen. Doch während die anderen oft ermüden, unterhält diese Schriftstellerin nicht nur ausgezeichnet, sondern hat eine in vielerlei Hinsicht bereichernde Lektüre vorgelegt. Inhaltlich und stilistisch. Klatt schreibt schnörkellos, verzichtet auf Girlanden und erzeugt gerade deshalb eine faszinierende, im besten Sinne geerdete Poesie. Man liest dieses Buch gerne und folgt neugierig den Typen und Gestalten, die sich da zwischen Tel Aviv, Jerusalem und Deutschland tummeln.

Israel ist der Zufluchtsort für die Familie von Sara Klatt

Die Autorin, 1990 geboren und in Hamburg aufgewachsen, begleitet ihre Protagonistin, die sie schlicht S. nennt, durch Israel, beobachtet ihren Alltag, schildert die Menschen, die sie kennt und neu kennenlernt, und verwebt all dies mit Geschichte und Geschichten, etwa jenen ihres Großvaters. Hier treffen sich Roman und Realität: Die Schriftstellerin selbst ist Enkelin eines nach Israel ausgewanderten Berliner Juden, ihr Vater flüchtete 1944 aus Königsberg. Mit 21 lebte sie ein Jahr in Tel Aviv, studierte danach in Hannover Fotojournalismus sowie Jüdische Studien in Potsdam und Haifa.

„Ich muss dieser jungen Autorin ein Forum bieten“, sei ihr erster Gedanke nach der Lektüre gewesen, berichtet Rachel Salamander am Samstagabend (26. Oktober 2024). Und daher hat die Publizistin und Gründerin der Literaturhandlung – gemeinsam mit der Monacensia – Klatt nach München eingeladen. Und Charles Schumann hat für diesen besonderen Abend seinen samstäglichen Ruhetag gekippt – und seine Bar am Hofgarten aufgesperrt. Ein Glücksfall, denn der Raum ist ideal für Lesung und Gespräch.

Sara Klatt und Rachel Salamander sprechen im Schumann‘s über den Roman „Das Land, das ich dir zeigen will“.
Intensives Gespräch über Literatur und die (israelische) Wirklichkeit: Rachel Salamander und Sara Klatt (li.). © Klaus Haag/Münchner Merkur

Im gut gefüllten Schumann’s geht es in diesen kurzweiligen rund 90 Minuten also um Literatur und die (israelische) Gegenwart – und damit um ein Land, dem seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 Rachel Salamanders „ununterbrochene Sorge“ gilt, wie die Gastgeberin erklärt. Sara Klatt wiederum entführe in ihrem Buch „in ein Land weit weg vom Meinungskampf der sogenannten Experten und Besserwisser“. Tatsächlich hat die Autorin ihre Arbeit am Manuskript vor der Attacke vollendet. Allerdings schildert sie im Nachwort den Bericht einer Überlebenden des 7. Oktober. Das Massaker sei schließlich ein Ereignis, schreibt Klatt in Anlehnung an den Shoah-Überlebenden Elie Wiesel, „über das man unmöglich sprechen kann, aber über das man auch nicht schweigen darf“.

Im Roman entfaltet sie das pulsierende Panorama einer Gesellschaft der Gegensätze, und sie zeichnet das Porträt einer jungen Generation, deren Alltag durchwirkt ist von den Geistern der Vergangenheit. Dieses Schweben zwischen dem Heute und der Historie, zwischen Techno-Club und (Foto-)Archiv, zwischen Zeitzeugen und Trampern macht ihren Roman besonders. „Ich wollte kein Buch schreiben, das die Situation schönredet“, sagt Klatt. Das hat sie nicht – „Das Land, das ich dir zeigen will“ (der Titel zitiert einen Vers aus dem ersten Buch Mose) ist ein aufrichtiges Werk. Auch in den Fragen, die es aufwirft. Doch wenn Verzweiflung, Sorge, Ratlosigkeit überhandzunehmen drohen, bleiben uns Buchhandlungen als „Orte der Hoffung und Zuflucht“.

Informationen zum Buch: Sara Klatt: „Das Land, das ich dir zeigen will“. Penguin-Verlag, München, 400 Seiten; 24 Euro.

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