„Hatte Schnappatmung“: Unterhachinger Sportvereine fassungslos über Idee, Fördermittel zu streichen

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Volle Zuschauerränge gibt es in Unterhaching unter anderem beim Fußball, aber auch beim Volleyball und Handball. Gemeinderatsmitglieder kommen ab sofort nicht mehr in den Genuss von Gratis-Tickets. © Robert Brouczek

Sparen, sparen, sparen: Das ist und bleibt die Devise im finanzknappen Unterhachinger Rathaus. Nun kam, im Ferienausschuss des Gemeinderats, eine neue Idee auf. Nämlich, den sechs größten Sportvereinen im Ort die Sportfördermittel zu kürzen.

Unterhaching - Eine heftige Diskussion entbrannte im Unterhachinger Ferienausschuss, als es um den Vorschlag ging, den sechs größten Sportvereinen im Ort die Sportfördermittel im laufenden Spiel- und Trainingsbetrieb um insgesamt 51 000 Euro zu kürzen. Nach einer teils hitzigen Debatte ließen die Kommunalpolitiker diese Radikallösung letztlich fallen, sparen jetzt aber quasi bei sich selbst: Für die Saison 2024/25 verzichtet die Gemeinde darauf, jeweils zehn Dauerkarten für die 3. Liga im Fußball (SpVgg Unterhaching), für die Bundesliga im Volleyball (TSV Unterhaching) und für die Bayernliga im Handball (HT München) zu erwerben. Diese Tickets dienten bislang dazu, dass Gemeinderatsmitglieder im Rahmen von Sportveranstaltungen Kontaktpflege zu Vereins- und Wirtschaftsvertretern betreiben. Das Sparpotenzial beträgt 19 000 Euro.

TSV Unterhaching wäre massiv betroffen gewesen

Nicht aufgeweicht werden, und genau darum ging es, sollen dagegen die Sportförderrichtlinien. Die Sportvereine hatten die Gelder beantragt und diese, nach erfolgreicher Prüfung, im Januar zugesagt bekommen. Allerdings mit einem Zusatz: „sofern es die Haushaltslage zulässt“. Die ist offenbar so angespannt, dass statt 211 000 nur noch 160 000 Euro hätten ausgezahlt werden sollen an den TSV Unterhaching (106 816 statt 145 860 Euro), die Fortuna (31 839/38 600), die SpVgg (16 323/17 845), den Skiclub (2152/2610), den Schachclub1614/2610) und die Schützengesellschaft (1256/2510).

Harte Einschnitte, die vor allem den auf 4500 Mitglieder gewachsenen TSV Unterhaching massiv getroffen hätten. „Der TSV wäre der größte Verlierer“, warnte Sportamtsleiter Michael Trautwein. Auf den Zuhörerbänken grummelten TSV-Präsident Knut Nikolaus und Vize Robert Langwieser vor sich hin. Einerseits soll der TSV Unterhaching bekanntlich ins künftige Ganztagsangebot der Gemeinde mit eingebunden werden, andererseits mangels kommunaler Förderung nach den Ferien irgendwelche Übungsleiter abziehen? „Ich hatte Schnappatmung und wäre fast geplatzt, weil ich als Beobachter ja nichts sagen darf“, kommentierte Langwieser später die kommunalpolitische Debatte.

Einsparungen auch bei anderen Vereinen

Die Meinungen gingen weit auseinander. Auf „Gerechtigkeit gegenüber VHS und Musikschule“ verwies Max Heiland (Grüne): „Wenn alle sparen müssen, dann eben auch die Sportvereine.“ Bernard Maidment plädierte ebenfalls „für den radikaleren Vorschlag“, auch Christa Helming (FWU) fand: „Wir müssen Flagge zeigen.“ In die Sportsprache übersetzt: die Gelbe Karte bei Fördermitteln.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Wöstenbrink indes schnaubte empört: „Was ist hier eigentlich los? Es geht um Planungssicherheit – wir können doch nicht schnell mal die Fördergrundlage ändern und Planungsfehler der Verwaltung auf dem Rücken der Sportvereine austragen.“ Genauso sah es Korbinian Rausch, der CSU-Chef fand: „Eine Saison im Sport und ein Haushaltsjahr der Gemeinde sind nicht deckungsgleich. Planungssicherheit ist ein höheres Gut als unsere Einsparungen.“ Rathaussprecher Simon Hötzl mahnte zudem die „Glaubwürdigkeit unserer Förderrichtlinien“ an. Zumal, Rechenschieberei am Rande, die fehlenden 51 000 Euro für die Sportförderung problemlos durch einen Überschuss bei den Freibad-Energiekosten gedeckt werden können.

Knappe Mehrheit zugunsten der Sportförderung

Die Fördermittel ganz oder anteilig kürzen? Am Ende kam einstimmig heraus: Die kompletten 211 000 Euro werden ausgezahlt – aber 2025 neu verhandelt. Bei der Frage, ob die Gemeinde an den insgesamt 19 000 Euro teuren Dauerkarten für die ehrenamtlichen Gemeinderäte festhalten soll, waren nur CSU und SPD dafür: Eine knappe 8:7-Mehrheit (Grüne, FDP, FWU, Neo) kappte die VIP-Tickets.

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