Hat es 1487 in Mittenwald Kaffee gegeben? Oder gar Turnschuhe oder Plastik-Ständer? Sicher nicht. Um solche Auswüchse von Teilnehmern des Bozner Markts 2026 zu unterbinden, soll ein Kuratorium ins Leben gerufen werden. Auch ein Pfandsystem soll abgeschafft werden – stattdessen hatten die Arbeitsgruppen eine andere Idee.
Mittenwald – Ein Cappuccino im Mittelalter? Selbst bei jenen, die nicht an einer Universität Geschichte studiert haben, dürften alle Alarmglocken leuten, dass da was keinesfalls stimmen kann. Und Turnschuhe oder gar Plastik-Planen hat es freilich auch nicht gegeben, da braucht man gar nicht erst anfangen. Derlei neuzeitliche Dinge, die die Authentizität eines Mittelalter-Spektakels völlig untergraben, waren beim letzten Bozner Markt, mittlerweile schon vor fast sieben Jahren, allerdings häufig zu sehen. Davon können Hanna Veit und Hermann Baier ein leidiges Liedlein singen. Oft mussten sie damals den Finger heben, weil sich Teilnehmer null komma null an historische Vorgaben gehalten haben. Als Dank erhielten sie oftmals nur Spott und Häme. Das soll sich ändern für die geplante Neuauflage 2026.
Christoph Szonn, Katharina Neuner und Professor Axel Barwich, die drei Köpfe von middlewood, die sich bekanntlich um das Konzept des Bozner Markts kümmern, haben nun die ersten Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen dem Gemeinderat vorgestellt und darüber abstimmen lassen. Im Januar hat die Konzeptionsphase begonnen.
Diskussion übers Pfandsystem für Bozner Markt 2026
„Es soll ein historisches Kuratorium gegründet werden“, teilte Christoph Szonn bei der Vorstellung im Rathaus mit. „Dieser Wunsch kam aus den Arbeitsgruppen heraus.“ Ihm ganz wichtig: „Es handelt sich dabei nicht um ein Organisationskomitee.“ Das historische Kuratorium ist ein Gremium, das sich um eine bestimmte Aufgabe zu kümmern hat. Im Falle Mittenwalds sollten drei bis sieben Personen die Authentizität des Marktes bewahren – und bei Nichtbefolgen auch durchaus Strafen aussprechen können. „Eine Regelung für Streitfälle ist noch zu erarbeiten“, sagte Szonn. Welche historischen Grundsätze gelten, bestimmt der Ausschuss.
Wer in diesen aufgenommen werden darf, sollen die Gemeinderäte bestimmen. Sie sollen in den kommenden Sitzungen festlegen, welche Anforderungen es für einen Sitz im Kuratorium braucht. Franz Lipp (FW) hatte eine Idee, wie passende Leute für das geplante Kuratorium gefunden werden könnten. „Der Kopf sollte geeignete Personen direkt ansprechen und fragen, ob sie sich vorstellen könnten mitzuarbeiten“, schlug er vor.
In welcher Epoche soll der Bozner Markt spielen? Zeitspanne umfasst fast 200 Jahre
Eine wichtige Frage, die im Raum steht: In welcher Zeit soll das Spektakel angesiedelt werden? Schließlich ging der historische Bozner Markt fast 200 Jahre lang. Er begann 1487 noch im Mittelalter und endete 1679 in der frühen Neuzeit. Beide Epochen unterscheiden sich natürlich deutlich an Kleidung, Handwerkszeug und Accessoires.
Weiteres Thema ist das Pfandsystem. Bekanntlich gab es 2017 enorme Probleme für manchen Schankbetreiber, weil einige selbstständig ein Pfandsystem einführten, andere nicht. Die Folge: Viele blieben nicht nur auf zahllosen Tonbechern hocken – sie mussten auch noch gehörig blechen beim Auszahlen des Pfandpreises.
Hier sei laut Szonn aus der Arbeitsgruppe heraus der Vorschlag gemacht worden, zur Gänze auf ein Pfandsystem zu verzichten. Stattdessen sollte der Tonbecher gleichzeitig als „Eintrittskarte“ dienen. Sprich: Wer einen Becher kauft, dem gehört er und der hat damit gleichzeitig das Eintrittsgeld beglichen. Etwa 10 bis 20 Euro könnte man verlangen, meinte Szonn. „Damit er besser getragen werden kann und nicht kaputt geht, sollen Tragetaschen dazu verkauft werden“, schlug Szonn vor. Dabei sollte die Inschrift und das Logo bei jedem Bozner Markt, der künftig alle vier Jahre stattfinden soll, individuell gefertigt werden.