Hass, Verachtung, Abscheu: Das denkt Medwedew über den neuen Befehlshaber der Ukraine
Spitzname „Metzger“: Medwedew poltert gegen neuen Ukraine-Armeechef – „Verachtung und Abscheu“
Der russische Ex-Präsident giftet gegen den ukrainischen Oberbefehlshaber Syrskyj. Dabei bedient er alle Narrative der Kreml-Propaganda.
Moskau – Der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, bezeichnete den neuen Armeechef der Ukraine als Verräter. „Wenn man sich die Biografie des neuen Oberbefehlshabers der Ukraine Olexsandr Syrskyj anschaut, kommt Hass, Verachtung und Abscheu auf“, schrieb der Putin-Vertraute auf Telegram, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Syrskyj wurde am Donnerstag (9. Februar) zum Oberbefehlshaber berufen. Er wurde 1965 in der russischen Region Wladimir geboren. Er studierte an der Moskauer Militärschule und diente fünf Jahre bei der Artillerie der Sowjetarmee. Seit den 1980er Jahren lebt er in der Ukraine, die bis 1991 ebenfalls zur Sowjetunion gehörte.

Bevor er seinen Vorgänger Walerij Saluschnyj ersetzte, kommandierte der 58-Jährige seit 2019 die ukrainische Armee. Er war ab 2014 Kommandeur bei der ukrainischen Verteidigung gegen die von Russland unterstützte Separatisten im ostukrainischen Donbass. Mit seiner auch gegenüber eigenen Truppen rücksichtslosen Kriegsführung in Bachmut habe sich Syrskyj den Beinamen „Metzger“ verdient, berichtet Militärexperte und Oberst a. D. Ralph D. Thiele gegenüber dem Focus. Syrskyj ist ethnischer Russe. Laut der russischen Staatsnachrichtenagentur Tass nannte Medwedew Syrskyj einen „Bandera-Verräter“, der seinen „Eid gebrochen“ habe. „Bandera-Verräter“ spielt auf ein zentrales russisches Propagandanarrativ im Ukraine-Krieg an: Die Behauptung, der angeblich von Faschisten regierten Ukraine.
Expertin: Russland übertreibt Banderas Rolle um „ideologische Begründung“ für Ukraine-Krieg zu schaffen
Die historische Figur Stepan Bandera, Anführer des rechtsextremen Flügels der Organisation Ukrainischer Nationalisten während des Zweiten Weltkrieges kollaborierte tatsächlich zeitweise mit den Nationalsozialisten. Seine Organisation verübte Massaker in Polen, mit dem Ziel einen ethnisch gesäuberten ukrainischen Nationalstaat zu erschaffen. Allerdings schrieb die Politikwissenschaftlerin Maryna Shetsova im Central European Journal of International and Security Studies, dass die russische Propaganda die Rolle Banderas in der ukrainischen Erinnerungspolitik systematisch übertrieben instrumentalisiere, um eine „ideologische Begründung für den Einmarsch“ zu schaffen.
Medwedew atmet den Putinschen Geist des großrussischen Nationalismus
Den großrussischen Nationalismus des russischen Präsidenten Wladimir Putins projizierte Medwedew ebenfalls auf Syrskyj. Medwedew schrieb laut Tass: Er verspüre „Hass“ für alle, „die am Zusammenbruch der Sowjetunion (und im Wesentlichen des Russischen Reiches) beteiligt waren“. 2021 breitete Putin in einem Aufsatz seine verquere Sicht historischer Tatsachen aus. Er sprach der Ukraine in imperialistischer Manier die Eigenstaatlichkeit ab und postulierte eine historische Einheit beider Staaten in einem „vereinten russischen Volk“. Wenige Monate später folgten seinen Worten dann auch Taten. Putins Truppen überfielen die Ukraine undmassakrierten Zivilisten in der Stadt Butscha. (kb mit rtrs)