„Am Freitag fliege ich nach Russland“ – Trump-Patzer vor Gipfel mit Putin in Alaska
Vor dem Gipfel mit Putin in Alaska sorgt Trump mit einem geografischen Fehler für Aufsehen. Kritiker zweifeln an seiner Vorbereitung.
Washington, DC – Wenige Tage vor dem mit Spannung erwarteten Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin in Alaska sorgt eine verbale Entgleisung Trumps für Aufsehen. Gleich zweimal erklärte er während einer Pressekonferenz am Montag (11. August) fälschlicherweise, er werde „am Freitag nach Russland“ fliegen – obwohl das Treffen, bei dem es vornehmlich um den Ukraine-Krieg gehen soll, im US-Bundesstaat Alaska stattfinden soll.
Verhandlungen zum Ukraine-Krieg: Trump-Patzer vor Gipfel mit Putin in Alaska
„Sie wissen, ich werde Putin treffen. Am Freitag fliege ich nach Russland“, sagte Trump zunächst laut Mediaite, als er eigentlich den bevorstehenden Alaska-Besuch meinte. Später wiederholte er: „Wir fahren nach Russland. Das wird ein wichtiges Ereignis.“
Kritiker in den USA und Europa witzelten daraufhin in sozialen Netzwerken, ob Trump Alaska womöglich für russisches Territorium halte – eine Anspielung auf Moskaus historische Ansprüche auf den Bundesstaat, der 1867 von Russland an die USA verkauft wurde.
Putin fliegt rund zehn Stunden nach Alaska: symbolträchtiger Ort mit geopolitischer Brisanz
Das Treffen am 15. August gilt aus mehreren Gründen als heikel: Zum einen finden die Gespräche auf US-Boden, aber in einem früheren russischen Hoheitsgebiet statt – eine symbolische Kulisse, die in Moskau regelmäßig für Rückgabeforderungen genutzt wird. Zum anderen liegt Alaska strategisch günstig – nur 85 Kilometer Luftlinie trennen es an der Beringstraße von Sibirien.
Putins Präsidialamt begründete die Ortswahl als „logisch“, da beide Länder Nachbarn seien und die Delegationen den kurzen Luftweg über die Beringstraße nutzen könnten, schreibt The Guardian. Der Flug von Moskau nach Anchorage mit einem Regierungsjet dauert nonstop rund neun bis elf Stunden, von Washington aus benötigt die Air Force One etwa sechs bis sieben Stunden.

Streit um Selenskyj-Teilnahme und „Landtausch“-Pläne im Ukraine-Krieg
Trump hatte zunächst erwogen, auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einzuladen, rückte davon jedoch ab. „Er war bei vielen Treffen, drei Jahre lang, und nichts ist passiert“, sagte Trump gemäß Le Monde. Stattdessen kündigte er an, mögliche „Landtausch“-Optionen direkt mit Putin zu besprechen.
Selenskyj reagierte scharf: „Keine Entscheidungen über die Zukunft der Ukraine dürfen ohne unsere Beteiligung getroffen werden“, schrieb er auf X und warf Russland vor, lediglich Zeit gewinnen zu wollen.
Inhaltlich wird erwartet, dass Putin mindestens die Anerkennung russischer Kontrolle über die annektierte Krim sowie Teile des Donbass fordert, während Trump auf einen teilweisen Rückgewinn von Territorium für die Ukraine hofft – und zugleich Veränderungen der Kampf- und Grenzlinien ins Spiel bringt, mutmaßt der Thinktank Center for Strategic and International Studies (CSIS).
Trump trifft Putin in Alaska: Skepsis bei Experten und Diplomaten
Fachleute warnen, dass ein kurzfristig angesetztes Gipfeltreffen ohne vorbereitende Fachgespräche kaum Chancen auf ein belastbares Abkommen bietet. „Es wird ein Foto und eine Erklärung geben, aber keinen Frieden“, urteilt der frühere US-Diplomat Donald Heflin laut The Conversation.
CSIS-Analyst Seth Jones verweist darauf, dass nur ein kleiner Bruchteil zwischenstaatlicher Kriege der letzten Jahrzehnte mit dauerhaften Friedensverträgen endete. Ohne glaubwürdige Sicherheitsgarantien und harte Sanktionen bei Vertragsbruch sei ein stabiler Waffenstillstand unwahrscheinlich.
Putin hingegen profitiere schon von der symbolischen Aufwertung durch das Treffen – und das ohne größere Zugeständnisse, so Russland-Expertin Maria Snegovaya in einer CSIS-Analyse.
Vor dem Treffen zwischen den USA und Russland: Logistik und Sicherheitslage in Alaska
Der genaue Tagungsort, der sich gemäß dem Weißen Haus in Alaskas größten Stadt Anchorage befinden soll, bleibt derzeit noch geheim. Wahrscheinlich ist jedoch ein Ort mit hoher Sicherheitskontrolle wie der Militärstützpunkt Base Elmendorf AFB oder der Ted Stevens Anchorage International Airport, mutmaßt die Anchorage Daily News.
Alaskas Gouverneur Mike Dunleavy sieht seinen Bundesstaat als „Tor für Diplomatie, Handel und Sicherheit“ und betont die strategische Bedeutung in der Arktis, wie er gegenüber den High North News betont. Auch die beiden US-Senatoren des Staates begrüßen das Treffen, wenngleich mit unterschiedlicher Zurückhaltung.
Ob nun aber das Alaska-Gipfeltreffen am Freitag zu einem substanziellen Fortschritt im Ukraine-Krieg führt, ist offen. Trump selbst dämpfte die Erwartungen, wie Le Monde schreibt: „Vielleicht sage ich am Ende einfach ‚Viel Glück‘ – und das war’s.“ Fest steht: Schon vor dem ersten Händedruck hat das Treffen für Schlagzeilen gesorgt – nicht zuletzt wegen Trumps geografischer Patzer. Für Moskau mag das ein kleiner PR-Sieg sein. Für die Ukraine hingegen bedeutet es vor allem eines: Ihre Stimme droht am Verhandlungstisch zu fehlen. (chnnn)