Deutschlands Rente in der Krise – diese Länder machen es besser

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Das deutsche Rentensystem kriselt. Ein Blick aufs Ausland kann hilfreich sein: Wie regeln andere Länder ihre Ruhestand-Zahlungen?

München - Das deutsche Rentensystem steht vor erheblichen Herausforderungen. Zukünftig werden immer mehr Rentner auf immer weniger Beitragszahler treffen. Reformen sind daher dringend erforderlich. Doch wie wird die Rente von anderen Ländern gehandhabt, die mit einer alternden Bevölkerung zu kämpfen haben? Ein Überblick zeigt, dass einige Länder bereits Lösungen gefunden haben, während andere gezwungen sind, das Renteneintrittsalter zu erhöhen.

Rentensystem in der Schweiz: Drei Säulen sichern Rentner ab

In der Schweiz existiert ein dreisäuliges Rentensystem: die staatliche Rente, eine zweite Säule, die während des Berufslebens von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanziert wird, sowie die steuerbegünstigte Privatvorsorge. Die staatliche Rente wird durch Beiträge und Steuern finanziert, wobei es keine Beitragsbemessungsgrenze gibt. Personen mit hohem Einkommen leisten hohe Beiträge, ohne im Alter entsprechend hohe Bezüge zu erhalten. Die Rente aus der ersten Säule ist derzeit auf 2.450 Franken monatlich begrenzt.

Laut Statistikamt betrug die durchschnittliche Jahresrente aus der ersten und zweiten Säule im Jahr 2021 für Männer 52.735 Franken (etwa 56.116 Euro) und für Frauen 35.442 Franken. Diese Beträge erscheinen hoch, jedoch sind die Lebenshaltungskosten in der Schweiz ebenfalls höher als in Deutschland.

Frankreich: Umstrittene Reform der Rente hebt Renteneintrittsalter an

In Frankreich wurde im September 2023 eine umstrittene Rentenreform beschlossen, die das früheste Renteneintrittsalter für alle ab 1968 Geborenen auf 64 Jahre festlegt. Für ältere Jahrgänge wird das Renteneintrittsalter schrittweise von 62 auf 64 Jahre angehoben. Tatsächlich beginnt der Ruhestand jedoch oft später, da viele länger arbeiten, um eine volle Rente zu erhalten. Mit 67 Jahren gibt es dann unabhängig von der Einzahldauer eine Rente ohne Abschläge.

Frühere Renteneintritte sind für Personen möglich, die vor ihrem 20. Lebensjahr zu arbeiten begonnen haben, für Menschen mit Behinderungen sowie für jene, die an Berufskrankheiten leiden oder nach Arbeitsunfällen arbeitsunfähig sind. Auch mit Abschlägen kann ein früherer Renteneintritt erfolgen. Die Rentenzahlungen in Frankreich werden hauptsächlich durch Beiträge der Beschäftigten, Steuern und staatliche Ausgleichszahlungen finanziert, um demografische Effekte auszugleichen.

Rente in Schweden: Vorreiter mit Kapitalanlage, kein festgelegtes Rentenalter

In Schweden gibt es kein festes Renteneintrittsalter, sodass jeder selbst entscheiden kann, wann er in Rente geht. Frühestens ist dies ab 63 Jahren möglich. Die Rentenhöhe steigt mit dem Einkommen und dem späteren Renteneintritt. Alle, einschließlich Beamte und Selbstständige, zahlen in die Rente ein.

Senioren: Das Rentensystem in Deutschland kriselt - das machen andere Länder.
Senioren: Das Rentensystem in Deutschland kriselt - das machen andere Länder. © IMAGO/Michael Gstettenbauer

Ein wesentlicher Unterschied zu Deutschland besteht darin, dass Schweden stärker auf Kapitalanlagen setzt. Der Rentenbeitrag beträgt 18,5 Prozent, wobei 16 Prozent in Umlagen fließen und 2,5 Prozent in die sogenannte Prämienrente, die meist in Investmentfonds investiert wird.

Österreichisches Rentensystem: Kein Unterschied zwischen Pension und Rente

In Österreich wird nicht zwischen Pensionen und Renten unterschieden. Das Regelpensionsalter für Männer beträgt 65 Jahre. Seit vergangenem Jahr wird das Frauenpensionsalter von 60 Jahren schrittweise angehoben und bis 2033 dem Männerpensionsalter angepasst. Diese Änderung basiert auf einem Beschluss, der bereits vor Jahrzehnten gefasst wurde. Mit Abschlägen können Personen, die 40 Jahre gearbeitet und eingezahlt haben, mit 62 Jahren in Rente gehen.

Das Pensionssystem in Österreich gilt als reformbedürftig. Etwa ein Viertel des Budgets, rund 30 Milliarden Euro, wird benötigt, um die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben zu schließen. Die durchschnittliche Rente für Männer liegt bei etwa 2.000 Euro, für Frauen bei 1.250 Euro, und die Beträge werden 14 Mal im Jahr ausgezahlt. Die Erhöhungen orientieren sich an der Inflation, zuletzt wurden die Zahlungen um 9,7 Prozent angehoben.

OECD-Daten geben Aufschluss: Rente im internationalen Vergleich

Um die Höhe der Rentenzahlung international zu vergleichen, kann eine weitere Statistik hilfreich sein. Die sogenannte Nettoersatzrate der Rente. Sie beschreibt die Rentenzahlung als Anteil des letzten Gehalts. Die Werte wurden von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlicht und in drei Kategorien, Gering-, Normal- und Gutverdiener eingeteilt. In der folgenden Tabelle werden die Werte für männliche Rentenbezieher genutzt.

Land Nettoersatzrate der Rente
Deutschland 55,3
OECD Durchschnitt 61,4
EU Durchschnitt 68,1
Österreich 87,4
Frankreich 71,9
Schweden 65,3
Schweiz 45,3
Portugal 98,8
Litauen 28,9

Verdienstgruppen richten sich nach den Durchschnittsgehältern

In Deutschland bekommen Normalverdiener nach den OECD-Zahlen im Schnitt 55,3 Prozent ihres letzten Gehalts als Rentenzahlung. Das ist deutlich weniger als im OECD- oder EU-Durchschnitt. Extremwerte in den OECD-Daten weisen hingegen die Portugal und Litauen auf. In Portugal erhalten Senioren 98,8 Prozent ihrer letzten Gehaltszahlung als Rente. In Litauen hingegen erhalten sie nur 28,9 ihres letzten Gehalts als Rentenzahlung.

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