Zwei Jahre nach Beginn des Ukrainekriegs: Bewegende Gedenkfeier in Weilheim
Die Töne der Klarinette von Musikschullehrer Jakob Lakner untermalten die Stimmung auf dem Weilheimer Marienplatz treffend: Trauer, Machtlosigkeit, aber auch Solidarität und Hilfsbereitschaft. Anfangs waren es etwa 30, am Ende knapp 100 Menschen, die sich am Samstagmittag an der Mariensäule zu einer Gedenkfeier versammelt hatten, darunter viele Teilnehmer der montäglichen Mahnwachen.
Weilheim - Die Feier fand genau an dem Tag statt, an dem Russland vor zwei Jahren am 24. Februar 2022 um 4 Uhr früh mit einem Angriff auf ein Kiewer Hochhaus die Ukraine überfallen hatte. „Es gibt nur einen Weg, diesen Krieg zu beenden. Die Diktatur in Russland muss besiegt werden“, sagte Myroslava Schimke-Klubuk, die inzwischen in Weilheim lebt. Die ukrainische Kinderärztin hielt ihre Rede in ihrer Muttersprache: Der Osten ihres Landes ist besetzt, „dort ist es nun lebensgefährlich ukrainisch offen zu sprechen“. Es sei nicht das erste Mal, dass Russland versuche, „unsere Sprache, unsere Kultur und uns Menschen auszurotten“. Sie spreche ukrainisch „als Beweis dafür, dass es nicht gelungen ist“. Und auch deshalb, weil in Europa Freiheit herrsche und „jeder Mensch das Recht hat auf seine eigene Kultur, und niemand das vernichten will“.
Ihr Mann Felix Schimke und Mahnwachen-Mitorganisatorin Brigitte Gronau erinnerten in ihren Beiträgen an die Demonstrationen auf dem Kiewer Maidan, bei denen die Ukrainer schon 2014 für Freiheit und Demokratie in ihrem Land und für eine Annäherung an die EU kämpften. Schimke: „Wir haben zwei Jahre Krieg vor Augen, für die Ukrainer herrscht aber schon zehn Jahre Krieg.“ Gronau: „Dass kurz nach den Maidan-Protesten Russland die Krim annektierte und eine weitgehend verdeckte Kriegsführung im Donbass stattfand, hatten wir leider verdrängt. Wie fatal.“
Seit zwei Jahren Mahnwachen
Die Mahnwache „Für Demokratie und Menschenwürde“ war Anfang 2022 in Corona-Zeiten von einigen Weil-heimern gegründet worden, um den öffentlichen Raum in der Innenstadt nicht den Querdenkern und Montags-Spaziergängern mit ihren Corona-Aktionen zu überlassen.
Beim fünften montäglichen Treffen Ende Februar wurde sie wegen des russischen Angriffskrieges in „Weilheim für Frieden, Demokratie und Solidarität“ umbenannt. Stadträtin Gronau: „Inzwischen nähern wir uns der 100. Mahnwache.“ Aus ihr heraus entstanden zahlreiche Hilfsaktionen.
Dass die Solidarität ungebrochen ist, betonte der Pollinger Eckhard Zimmermann. Der Koordinator der Hilfstransporte war früh der von Pollings Bürgermeister Martin Pape gegründeten Initiative „Solidarität Ukraine“ beigetreten: Denn gebraucht würden, so Zimmermann, nicht nur Solidarität, sondern auch praktische Hilfe.
„Die Initiative gibt es bis heute und sie ist zu Beginn des dritten Jahres ihres Bestehens so stark wie nie zuvor.“ Dank eines Zusammenschlusses mit drei anderen Organisationen wird alle zwei Monate ein 40-Tonner mit Hilfsgütern in die Ukraine geschickt. Zu Beginn der Feier hatten die Teilnehmer den Menschen in der Ukraine und den Opfern des Krieges still gedacht. Der evangelische Pfarrer Michael Hinderer: „Denn für das Geschehen fehlen die Worte.“
Ralf Scharnitzky