Rentner sind die großen Verlierer der Teuerung des Lebens
Eine neue Untersuchung ergab, wen die hohe Inflation der vergangenen Jahre am härtesten getroffen hat. Vor allem Ruheständler hatten die hohen Preise zu spüren bekommen. Doch das ändert sich gerade.
München - Die Inflationsrate in Deutschland lag im November bei 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat - ein Tiefpunkt seit 2021. In der Eurozone ist die Inflation auf 2,4 Prozent gesunken, im November 2022 lag sie noch bei 10,6 Prozent. Erste Untersuchung haben jetzt herausgefunden, wen dieses Jahr mit hoher Teuerung am härtesten getroffen hat: An vielen Orten in Europa wurden Rentner stärker belastet als junge Menschen.
Insgesamt hat ein einkommensschwacher Rentnerhaushalt in Italien in den letzten Jahren Einkommenskürzungen von bis zu 20 Prozent hinnehmen müssen. Hingegen musste ein Haushalt mittleren Alters in der Eurozone mit einer Einkommenskürzung von fünf Prozent zurechtkommen. Das legt ein Bericht des Finanznachrichtendiensts Bloomberg und eine Studie der Nonprofitorganisation „National National Bureau of Economic Research“ nahe.

Ältere Menschen von hohen Heizkosten getroffen
Warum Rentner stärker von der Inflation getroffen sein könnten, liegt an ihrer Lebenssituation. Ältere Menschen verfügen in der Regel über höhere Ersparnisse als junge Menschen. Wenn die Ersparnisse auf dem Sparbuch liegen, sind sie besonders stark von der Geldentwertung durch die Inflation betroffen. Ältere Menschen haben dann aber weniger Zeit, um diese Inflationsverluste durch Zinseszins-Effekte in der Zukunft auszugleichen. Außerdem haben sie nicht mehr die Möglichkeit, ihren Arbeitsplatz zu wechseln und so ein höheres Gehalt zu verhandeln. Ein weiterer Aspekt, warum ältere Menschen stärker betroffen sind: Sie haben häufiger Wohneigentum - und waren damit von rasant angestiegenen Heizkosten stärker betroffen.
In Deutschland weist das Statistische Bundesamt zwar keine genauen Inflationsdaten für beispielsweise Rentnerhaushalte aus. Trotzdem kann man aus den vorhandenen Inflationsdaten Rückschlüsse ziehen. „In den vergangenen beiden Jahren waren die meiste Zeit Single-Haushalte mit geringen Einkommen besonders von der Inflation betroffen“, sagte Sebastian Dullien, Direktor am gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Welt. In der Kategorie der „Single-Haushalte mit geringen Einkommen“ sind einerseits junge Menschen, aber eben auch Rentner überproportional vertreten, berichtet die Berliner Tageszeitung.
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Rentenerhöhung kann Inflation nicht ausgleichen
„Lebensmittel und Haushaltsenergie machen hier einen größeren Anteil des Warenkorbs aus“, erklärt Ökonom Dullien. Daher sei klar davon auszugehen, dass Ruheständler auch in Deutschland stärker von der Inflation betroffen waren als die Durchschnittsbevölkerung, zitiert ihn die Welt. Zwar gab es im Juli dieses Jahres eine Rentenerhöhung – im Westen stiegen die Pensionen um 4,39 Prozent und im Osten um 5,86 Prozent an. Trotzdem dürfte das weder in Ost- noch in Westdeutschland die Preissteigerung der Inflation ausgeglichen haben.
Auf der einen Seite bleiben die Lebensmittelpreise hoch und sind immer noch Inflationstreiber. Andererseits gehen mittlerweile die Energiekosten für deutsche Haushalte wieder zurück. So hätten sich die Inflationsraten einzelner Bevölkerungsgruppen wieder angenähert, sagt Sebastian Dullien vom IMK: „Die höhere Inflationsbelastung der Single-Haushalte mit niedrigeren Einkommen schwindet daher nach und nach“, erklärt er in der Welt.