Hunde aus Spanien gerettet vor dem sicheren Tod

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Vier bunte Farbkleckse im Schnee: Verena Wiegand beim Gassigehen im Landschaftspark Unterhaching mit ihren Galgos Frida (rot), Jule (fuchsia), Simon (grün) und Levi (gelb). © Cornelia Schönhardt

Am 1. Februar endet in Spanien die Jagdsaison. Es ist der Tag, an dem das Leid beginnt – für unzählige Galgos, Podencos und andere spanische Jagdhunderassen. Sie werden ausgesetzt, misshandelt und sogar getötet. Eine Hündin konnte Andalusien verlassen und kam in einer Pflegestelle in Neubiberg unter.

Frida war erst vier Jahre alt, als sie im Herbst 2020 in einer Tötungsstation in San Anton in Villamartin in Andalusien abgegeben wurde. Mit einer vollen Milchleiste, das heißt, sie muss kurz vorher noch Welpen gesäugt haben. Laut ihrem Heimtierausweis hatte die spanische Windhündin zu diesem Zeitpunkt bereits drei Vorbesitzer hinter sich. „Das lässt stark vermuten, dass sie als Gebärmaschine herumgereicht und ausgebeutet wurde“, sagt Verena Wiegand. Ein Schicksal, das erfahrungsgemäß viele Galgas teilen (Anm. der Red.: weibliche Form der Hunderasse Galgo Español). Wiegand weiß, wovon sie spricht. Sie ist die Initiatorin des Münchner Galgomarschs, der kürzlich zum dritten Mal stattgefunden hat. Dass diese Protestbewegung, die in mehreren Städten in Deutschland veranstaltet wird, den Weg in unsere Region gefunden hat, ist übrigens Frida zu verdanken.

Und das kam so: Frida gelangte durch eine glückliche Fügung im November 2020 über den Verein Galgo-Hilfe nach Deutschland. Auf der Pflegestelle in Neubiberg lernte sie bei Martina Fuchs alles, was ein Hund braucht, um den Alltag in einer Familie gut meistern zu können. Nach rund vier Wochen war Frida fit für die Zukunft und wurde kurz vor Weihnachten von Verena Wiegand adoptiert, deren Herz sie sofort im Sturm eroberte.

Die traurige Geschichte der Galgos

Galgos, also Hunde der Rasse Galgo Español, sind eine sehr alte Jagdhunderasse. Einst den spanischen Adeligen vorbehalten, wurden sie in der neueren Zeit von vielen Privatzüchtern in Spanien zum reinen Wegwerfprodukt degradiert. Unkontrolliert in Massen gezüchtet werden sie zur Hasenjagd, einer jahrhundertealten Tradition in Spanien, eingesetzt. Die meisten Hunde werden auf grausame Weise zur Jagd abgerichtet und gnadenlos – oft schon im Alter von zwei bis vier Jahren – getötet oder in Tötungsstationen abgegeben. Immer dann, wenn sie krank oder verletzt sind oder einfach nicht mehr die geforderte Leistung bringen. Geschätzt werden jedes Jahr in Spanien zum Ende der Jagdsaison über 50 000 Galgos umgebracht.

Da Wiegand beim Gassigehen immer wieder auf die hübsche Hündin angesprochen wurde und dabei bemerkte, wie wenig die Leute über Galgos und ihr trauriges Schicksal wissen, holte sie den Galgomarsch nach München. Wie die 55-Jährige, die ursprünglich aus Ostwestfalen stammt, erzählt, war bereits die Auftaktveranstaltung ein voller Erfolg: „Am Ende des Marschs konnten wir rund 500 Teilnehmer zählen.“ Fernsehteams, unter anderem vom Bayerischen Rundfunk, waren ebenfalls vor Ort.

Sinn und Zweck des Galgomarschs war es, auf das Leid der spanischen Wind- und Jagdhunde aufmerksam zu machen (siehe Kasten links). Verena Wiegand erzählt von den traurigen Schicksalen ihrer eigenen Hunde, aber auch von der großen Zahl leidgeprüfter Artgenossen, die ihr täglich in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit begegnen. Sei es nun bei der Galgo-Hilfe, für die sie als Pflegestelle fungiert und deren Homepage samt Facebook-Auftritt sie betreut. Außerdem fährt die Hundefreundin einmal im Jahr in die staatliche Tötungsstation nach San Anton in Villamartin. Dort, wo alle ihre Hunde herkommen. Dann hilft sie beim Reinigen der Zwinger, beim Füttern, bei der Versorgung kleinerer Wunden und bei der Betreuung der Welpen.

Viele Tiere werden nach der Jagdzeit entsorgt

Laut Wiegand ist das Leid der spanischen Jagdhunde unermesslich. Viele Tiere werden nach der Jagdzeit entsorgt – vor allem, wenn sie nicht die gewünschte Leistung erbracht haben. Wiegand spricht von Hündinnen, die als Gebärmaschinen missbraucht werden, von halb verhungerten, verletzten und schwer misshandelten Tieren. Wenn sie Glück haben, landen die Hunde bei einer Tierhilfsorganisation. Die meisten unerwünschten Hunde werden allerdings ausgesetzt und sogar getötet – und das oft genug auf brutale Weise. Einfach so. Weil sie nicht mehr gebraucht werden.

Wiegand hat 2023 eine Protestbewegung, den Münchner Galgomarsch, ins Leben gerufen. Der Termin für den mittlerweile dritten Marsch steht bereits fest: Samstag, 25. Januar, um 14 Uhr. Treffpunkt ist die Münchner Freiheit.

Tötungsstation

San Anton in Villamartin ist eine sogenannte Perrera, eine Tötungsstation in Andalusien. Das Besondere: Innerhalb dieser speziellen Perrera gibt es ein Adoptionsprogramm, das von der durch ihren unermüdlichen Einsatz weltweit in den Medien bekannt gewordenen Niederländerin Saskia Rinia van Nauta ehrenamtlich betreut wird. Dadurch wird vielen spanischen (Jagd-)Hunden, auf die sonst der sichere Tod warten würde, ein neues Leben im Ausland geschenkt.

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