Viele Überraschungen: In diesen zehn deutschen Städten stiegen die Mieten 2024 am stärksten an

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Neue Zahlen der Bundesregierung zeigen, dass Mieten auch in ländlichen Regionen kräftig anziehen. Die Opposition warnt vor einer „Überlastung, bis in die Mittelschicht“.

Berlin – Wohnen wird immer öfter zum Luxus. Die Mieten steigen in etlichen Regionen Deutschlands deutlich schneller als die Löhne. Neue Zahlen der Bundesregierung zeigen, wo die Mieten im vergangenen Jahr am kräftigsten angezogen haben. Im Fokus stehen nicht etwa die üblichen Metropolen München, Hamburg oder Berlin. Stattdessen zeigen die Zahlen: auch abseits der großen Städte verschärft sich die Mietenkrise zunehmend.

Die stärksten Mieterhöhungen: Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen weit vorne

In Zweibrücken in der Pfalz, Deutschlands kleinster kreisfreien Stadt, sind die Mieten im vergangenen Jahr am stärksten gestiegen. Ganze 15,9 Prozent betrug die Teuerung. Es folgen Schweinfurt und Pirmasens mit je 13,4 Prozent. Das geht aus Zahlen der BBSR-Wohnungsmarktbeobachtung, IDN ImmoDaten und microm Wohnanlagen hervor, die alle Erst- und Wiedervermietungen von im Internet angebotenen Wohnungen von 2023 bis 2024 betrachten. Den von der Bundesregierung veröffentlichten Zahlen, die der Frankfurter Rundschau von IPPEN.MEDIA exklusiv vorliegen, ging eine kleine Anfrage der Linken Bundestagsabgeordneten und Mietenpolitischen Sprecherin ihrer Fraktion, Caren Lay, zuvor.

Stadt Nettokaltmiete/qm 2023 Nettokaltmiete/qm 2024 Entwicklung in Prozent
Zweibrücken (RLP) 6,59 7,63 15,9
Schweinfurt (BAY) 8,13 9,22 13,4
Pirmasens (RLP) 6,13 6,96 13,4
Kaiserslautern (RLP) 9,32 10,49 12,6
Rosenheim (BAY) 12,58 14,14 12,3
Schwabach (BAY) 9,87 11,04 11,9
Offenbach am Main (HE) 11,65 12,97 11,3
Leipzig (SA) 8,68 9,66 11,3
Frankfurt am Main (HE) 14,57 16,19 11,1
Brandenburg an der Havel (BB) 7,77 8,61 10,9

Was durch die Zahlen deutlich wird: Steigende Mieten beschränken sich längst nicht mehr nur noch auf die Metropolen. Mit kleineren Städten in Rheinland-Pfalz, Bayern oder Brandenburg sind ebenso ländliche Regionen betroffen. Sie ziehen in der Teuerung nach.

Linke über hohe Mieten: „Überlastung, bis in die Mittelschicht hinein“

Das weiß auch die Linke Lay: „Die Mietenkrise betrifft nicht nur die Ballungszentren. Wer heute eine Wohnung mieten will, muss bis zu 16 Prozent mehr zahlen als noch ein Jahr zuvor“, so die Abgeordnete. „Da Löhne nicht in gleichem Maße steigen, bedeuten die Mietsteigerungen die Verarmung von Mieterinnen und Mietern mit geringen Einkommen und eine Überlastung bis in die Mittelschicht hinein. Zudem treffen die Mietsteigerungen auch den Staat, der bei Wohn- und Bürgergeld immer höhere Mieten an Vermieter bezuschussen muss.“

Die Mieten steigen in fast allen deutschen Regionen stärker als die Löhne – keine gute Entwicklung. © Panthermedia (Montage)

Lay fordert deshalb einen Kurswechsel von der schwarz-roten Bundesregierung: „Um den Mietsteigerungen Einhalt zu gebieten, braucht es einen bundesweiten Mietendeckel mit kommunalen Mietobergrenzen und einer ortsbezogenen Deckelung bei der Wiedervermietung.“ Insgesamt sind die Mieten deutschlandweit um knapp sechs Prozent gestiegen.

Bundesregierung will „Bauturbo“ zünden und verpasste Neubauziele nachholen

Erkundigt hat sich die Linkenpolitikerin zudem nach der Entwicklung von Mieten in Deutschland, abhängig von der Bevölkerungszahl und der Bevölkerungsdichte. Dabei wird klar: Wohnen wird überall teurer, am meisten steigen die Mieten jedoch in großen kreisfreien Städten mit mindestens einer halben Million Einwohnerinnen und Einwohnern.

Siedlungsstruktureller Typ Nettokaltmiete/qm 2023 Nettokaltmiete/qm 2024 Entwicklung in Prozent
große kreisfreie Großstädte 13,88 14,91 7,4
kleine kreisfreie Großstädte 9,71 10,16 4,6
städtische Kreise 9,82 10,32 5,1
ländliche Kreise (zunehmend) 8,22 8,66 5,3
dünn besiedelte Kreise 8,02 8,48 5,7
Deutschland gesamt 10,55 11,17 5,9

Auf kurzfristige Entlastungen dürfen Mieterinnen und Mieter derweil kaum hoffen. Zwar möchte die Bundesregierung die Mietpreisbremse verlängern, und so übermäßige Erhöhungen verhindern – jedoch dürfen die Preise mit der Bremse weiter kräftig steigen. Fachleute sind sich einig, dass langfristig nur deutlich mehr Neubau den angespannten Wohnungsmarkt entspannen kann. Doch sowohl die Privatwirtschaft als auch die Bundesregierung kommen den für eine sich bessernde Situation nötigen Neubauzielen seit Jahren nicht hinterher. Das liegt nicht zuletzt an zu hohen Baukosten und Auflagen. Bauministerin Verena Hubertz (SPD) hat mit dem „Bauturbo“ im Juni eine Maßnahme durchgesetzt, die Genehmigungsprozesse entschlacken soll.

Auch interessant

Kommentare