Bundeswehr „kriegstüchtig“ machen: Diese Herausforderungen warten auf Pistorius
Jahrelange Sparmaßnahmen haben die Bundeswehr geschwächt. Mit einer Reform will sie Pistorius wieder kampftauglich machen – doch das wird Zeit brauchen.
Berlin – Der Ukraine-Krieg hat deutlich gemacht, dass die Bundeswehr erheblichen Verbesserungsbedarf hat. Es geht um Regierungsflugzeuge, die wegen geplatzter Reifen oder ausgefallener Kommunikationssysteme nicht abheben konnten. Aber auch um Panzer, wie das Modell Puma, die im letzten Jahr komplett ausgefallen sind.
Die Bundeswehr hat sich zu lange auf Auslandseinsätze konzentriert, lautet der Vorwurf. Jetzt soll sie wieder in Schuss gebracht werden, um das eigene Land und die Verbündeten verteidigen zu können. Eine gewaltige Herausforderung für Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD).
Pistorius‘ Reform der Bundeswehr: Diese Hürden müssen genommen werden
Es ist das erste Mal seit zwölf Jahren, dass die Bundeswehr konsequent auf den Schutz Deutschlands und seiner Verbündeten ausgerichtet werden soll. Pistorius hat dafür erstmals seit 2011 neue verteidigungspolitische Leitlinien vorgelegt. „Wir müssen Rückgrat der Abschreckung und kollektiven Verteidigung in Europa sein. Unsere Bevölkerung, aber auch unsere Partner in Europa, Nordamerika und der Welt erwarten von uns, dass wir uns dieser Verantwortung stellen“, stand in einem Dokument von Pistorius und Generalinspekteur Carsten Breuer, wie die dpa berichtete. Die Bundeswehr müsse „in allen Bereichen kriegstüchtig sein“, hieß es weiter.
Die Truppen müssten so organisiert werden, wie man einen Kampf führen würde, sagte der ehemalige Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Hans-Peter Bartels (SPD), gegenüber t-online. „Es geht nicht mehr um überschaubare, maßgeschneiderte Kontingente von 1000 oder 5000 Soldaten, sondern um die Einsatzfähigkeit der ganzen Bundeswehr“, so der Experte. Um Pistorius‘ Ziele zu erreichen, wird dringend qualifizierter Nachwuchs benötigt. Es bräuchte „weniger Stäbe und Kommandos, mehr Truppen“, sagte Bartels.
Mehr Geld für die Umgestaltung der Bundeswehr – Ausrüstung schrumpft „ungebremst weiter“
Ein Faktor, der immer wieder für den schlechten Zustand der Bundeswehr genannt wird, sind die jahrelang durchgeführten Sparmaßnahmen. Erst mit dem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr, das 2022 freigegeben wurde, konnte begonnen werden, die Ausrüstungsmängel zu beheben. Damit die Streitkräfte weiterhin funktionieren können, ist die langfristige Finanzierung über das Sondervermögen hinaus wichtig.

„Es wurde in den letzten Jahren, um Geld zu sparen, aufgespalten und überproportional geschrumpft. Logistik, ABC-, Fernmelde- und Sanitätstruppen wurden in neue Organisationsbereiche ausgegliedert, die Heeresflugabwehr ganz aufgegeben“, erklärte Bartels. Ein Teil der von Pistorius angekündigten Strukturreform sei es, dies rückgängig zu machen.
„Das Schrumpfen der Bundeswehr [geht] gerade ungebremst weiter“, sagte Bartels dazu. Dies liege daran, dass die Bundeswehr derzeit viel an die Ukraine abgebe – was richtig sei, fügte er hinzu. Dennoch mache sich dies innerhalb der Bundeswehr bemerkbar, da neue Geräte und Munition viel zu langsam nachgeliefert werden. Die Wartezeit beträgt teilweise Jahre. Auch Pistorius wird für diese Mammutaufgabe viel Zeit benötigen. (vk)
Für diesen von der Redaktion geschriebenen Artikel wurde maschinelle Unterstützung genutzt. Der Artikel wurde vor Veröffentlichung von Redakteur Lukas Rogalla sorgfältig überprüft.