Zweimal so groß wie der Central Park: Einer der größten Stadtwälder Deutschlands liegt in Niedersachsen

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Hannover gilt als Stadt mit ganz viel Natur, und der Stadtwald Eilenriede ist ein Grund hierfür. Mensch und Tier genießen die weitläufigen Anlagen.

Hannover – Als „größter Stadtwald Europas“ wird die Eilenriede in Hannover manchmal bezeichnet. Das ist aber wohl eine leichte Übertreibung. Mit 640 Hektar ist der Wald der Stadt in Norddeutschland zwar ungefähr doppelt so groß wie der berühmte Central Park in der US-amerikanischen Metropole New York City, doch allein in Deutschland gibt es deutlich ausgedehntere Waldgebiete in Städten. Wohl das größte liegt in der Hauptstadt Berlin, denn allein der Grunewald umfasst 3000 Hektar.

Hannovers grüne Lunge Eilenriede: Waldgebiet nur zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt

Die Eilenriede hat für Hannover dennoch einen ganz besonderen Stellenwert und gilt als grüne Lunge der niedersächsischen Landeshauptstadt. Schon 1241 gab es für das Waldgebiet ein Mitnutzungsrecht, und seit 1371 befindet sich die Eilenriede im Osten Hannovers im Besitz der Stadt, nur zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.

Der Wald war ein Geschenk der Herzöge Wenzeslaus und Albrecht von Sachsen, weil Hannover jenen im Lüneburger Erbfolgekrieg (1370-1388) zur Seite stand. Während des Krieges entstand eine Landwehr rund um die Stadt. Sechs Wehrtürme befinden sich immer noch in der Eilenriede, beispielsweise der Döhrener Turm von 1382. Aus den Türmen wurden später Förstereien.

Name Stadtwald Eilenriede
Stadt Hannover
Stadtteile Zoo (Nordteil), Kleefeld (Südteil)
Bundesland Niedersachsen
Fläche 640 Hektar
In Stadtbesitz seit 1371

Der Name des Stadtwaldes geht auf „Ellernried“, was „nasser Erlenwald“ bedeutet, zurück. Von einem Nutzwald zur Holzproduktion durchlief das Gebiet eine Verwandlung bis zum Erhohlungsgebiet, wie auch auf der Stadtwebiste Hannovers zu lesen ist. Der feuchte Boden war der Hauptgrund dafür, warum das Gebiet nie besiedelt wurde.

Ruinen von im Mittelalter erbauten Schiffgraben erinnern ebenfalls an die enge Bindung der Eilenriede zum Wasser. Durch die Nähe zur Stadt hat sich allerdings über die Jahre der Grundwasserspiegel gesenkt, was für eine veränderte Vegetation in der Eilenriede gesorgt hat.

Die herbstliche Eilenriede in Hannover, im Jahr 2021 aus der Luft aufgenommen.
Die herbstliche Eilenriede in Hannover, im Jahr 2021 aus der Luft aufgenommen. © Andre Germar via www.imago-images.de

Messeschnellweg in der Eilenriede: Hannoveraner protestieren vergeblich

In den 1950er Jahren wurde diskutiert, einen Messeschnellweg quer durch den Stadtwald Eilenriede zu bauen. Aus diesem Protest ging der Eilenriedebeirat hervor. Die Bürger aber scheiterten mit ihrem Protest: Der Messeschnellweg wurde gebaut und durchzieht die Eilenriede von Nord nach Süd. Das Waldgebiet lässt sich grob in einen Nord- und einen Südteil untergliedern, geteilt von der Kreuzung des Schnellwegs mit der Hans-Böckler-Alle.

Die Hannoveraner nutzen ihren Stadtwald zur Erholung und zum Sport. Spaziergänger, Fahrradfahrer und Jogger sind ständig dort anzutreffen, denn 130 Kilometer langes Wegenetz lädt zum Bewege in der Natur ein. In der Eilenriede gibt es nicht nur Bäume, Felder und Wege, sondern zahlreich Denkmäler, Bildungsangebote, Kunstprojekte, Spielplätze, Trimmpfade, einen Mountainbike-Parcours und eine Minigolfanlage. Auf 480 Sitzbänken lässt sich verweilen.

Eilenriede: Zahlreiche Tierarten in Hannovers Stadtwald heimisch

Obwohl die Menschen die Eilenriede gerne zum Sport und zur Erholung nutzen, wird sie auch von zahlreichen Tieren bewohnt. So leben dort beispielsweise Fledermäuse, Marder, Hasen, Rehe und Füchse. Auch viele Vögel wie Sperber und Buchfinken sind dort heimisch. Im Jahr 2004 nahm die „Waldstation Eilenriede“ als Umweltbildungseinrichtung ihren Betrieb auf.

Das Rasenlabyrith „Das Rad“ in der Eilenriede in Hannover.
Das Rasenlabyrith „Das Rad“ in der Eilenriede in Hannover. © imago stock&people

Das Jahr 2000 war mit der Weltausstellung EXPO ein besonderes für Hannover. Auch die Eilenriede war ein Teil davon, denn im Rahmen des kulturpolitischen Projektes „Balance-Artrail 2000“ befasste man sich mit Qualität und Quantität von Lebensräumen.

Einer der berüchtigtsten Hannoveraner steht übrigens auch mit dem Stadtwald Eilenriede in Verbindung: Der Räuber Jaspar Hanebuth trieb zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges im Wald sein Unwesen und gestand bei seiner Verhaftung 19 Morde. Eine schwere Zeit durchlebte der Wald auch während des Zweiten Weltkriegs, als ein Drittel der Fläche durch Bombeneinschläge vernichtet wurde. Davon ist heute nichts mehr zu sehen: Der Wald blüht und ist Hannovers ganzer Stolz.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.

Das höchste Gebäude Niedersachsens steht übrigens nicht in Hannover - sondern im Landkreis Leer. Der tiefste Punkt des Bundeslandes liegt dagegen in der kleinen Ortschaft Dollart. (cgsc)

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