Russlands Wirtschaft kämpft mit hartnäckigem Problem – Zentralbank unter Druck

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Russlands Zentralbank hält die Leitzinsen konstant hoch. Im Bankensektor sorgt das für Probleme. Diese sind jetzt auch dem Kreml bewusst.

Moskau – Gute Nachrichten für den Kreml-Diktator Wladimir Putin: Russlands Wirtschaft soll auch 2024 deutlich gewachsen sein. Aktuell vorliegende Wirtschaftszahlen zeigen, dass das Wachstum im vergangenen Jahr rund 4,1 Prozent betragen hatte. „Das übertrifft die Erwartungen“, hatte der russische Regierungschef Michail Mischustin bei einer Präsentation zu dem Thema gesagt. Allerdings kann sich auch der Kreml nicht mehr vor den Problemen verschließen, die innerhalb von Russlands Wirtschaft heranwachsen. Eines davon sind riskante Unternehmenskredite – aber auch die hohe Inflation schadet dem Land.

Preisdruck schadet Russlands Wirtschaft – Zentralbank geht von massiver Inflation aus

Russlands Zentralbank glaubt, dass die Preissteigerungen innerhalb des Landes im Jahr 2025 deutlich höher ausfallen werden als bislang gedacht. Am Freitag (14. Februar) hatte die Notenbank ihre Inflationsprognose von 4,5 bis fünf Prozent auf 7,0 bis 8,0 Prozent angehoben. Außerdem befinden sich die Leitzinsen weiter auf einem hohen Niveau von 21 Prozent.

Bildmontage aus der Gouverneurin von Russlands Zentralbank, Elvira Nabjullina (links) und dem Kreml-Chef Wladimir Putin (rechts). Russlands Zentralbank hält die Leitzinsen konstant hoch. Im Bankensektor sorgt das für Probleme. Diese sind jetzt auch dem Kreml bewusst. © IMAGO / SNA & IMAGO / ITAR-TASS

„Der Preisdruck ist nach wie vor beträchtlich“, zitierte die Nachrichtenagentur AFP die Gouverneurin der Zentralbank, Elvira Nabjullina. Trotz einer „leichten Verlangsamung“ der Inflationsdaten von Januar und Februar solle der schnelle Preisanstieg anhalten. „Wir sprechen noch nicht von einer Trendwende.“ Die massive Inflation kommt vorrangig aus den deutlich gestiegenen Staatsausgaben für das Militär, der westlichen Sanktionen und aus dem Arbeitskräftemangel. Hunderttausende Männer befinden sich wegen des russischen Angriffskriegs an der Front oder sind ins Ausland geflüchtet. Um Personal zu finden, müssen die Unternehmen höhere Gehälter anbieten als zuvor.

Seit 2003 waren die Leitzinsen nicht mehr so hoch. Angesichts der hohen Staatsausgaben glauben Analysten jedoch nicht daran, dass Zinserhöhungen die richtige Lösung dafür sind, die Inflation in den Griff zu kriegen. Normalerweise bauen Notenbanken darauf, dass eine hohe Inflation für eine Abkühlung der Wirtschaft sorgt und die Nachfrage sinkt – allerdings ist hier der russische Staat extrem involviert und der reagiert nicht im selben Maße auf höhere Kreditkosten als die Privatwirtschaft.

Kreditkosten erdrücken Privatwirtschaft – Russlands Wirtschaft vor Insolvenzwelle?

Innerhalb der Privatwirtschaft sorgen die hohen Leitzinsen für eine andere Krise. Diese sorgen dafür, dass viele russische Unternehmen mit höheren Schulden und massiv gestiegenen Kreditkosten kämpfen – die Zahlungsunfähigkeit droht. Ökonomen haben bereits wiederholt vor einer Welle von Unternehmensinsolvenzen gewarnt.

Laut der Wirtschaftszeitung Vedomosti haben Ende 2024 mehr als 20 Prozent der Unternehmen Zinsen in Höhe von über zwei Dritteln ihres Vorsteuergewinns (EBIT) gezahlt. Im Vorjahr waren es zehn Prozent der Unternehmen. Das hatte ein Bericht des „Zentrum für makro-ökonomische Analysen und kurzfristige Prognosen“ (CMASF) offengelegt.

„Toxische Schulden“ in Russlands Wirtschaft – Fährt Putin zweigleisig?

Ein wesentlich größeres Problem ist jedoch eine besondere Strategie Russlands zur Kriegsfinanzierung. Westliche Ökonomen hatten lange gerätselt, wie Russlands Wirtschaft bei diesen massiven Kriegsausgaben so resilient bleibt – der Ökonom Craig Kennedy will eine Antwort darauf gefunden haben. Ihm zufolge hatte der Kreml-Herrscher Wladimir Putin neben dem regulären Haushalt auch die Banken angezapft, um die Kriegswirtschaft auf Hochtouren zu bringen.

Im Detail sieht das so aus: Neben dem Geld aus dem regulären Haushalt sei in den Banken ein System entstanden, das sie dazu zwingt, günstige Kredite an Unternehmen der Kriegswirtschaft zu vergeben. „Dieses Konzept führt dazu, dass der offizielle Staatshaushalt auf einem soliden Niveau bleibt“, hatte das Finanzmagazin Capital.de Kennedy zitiert. „Damit entsteht der falsche Eindruck, dass Russlands Kapazitäten zur Kriegsfinanzierung auf Dauer belastbar sind.“

Die Banken finanzieren also die Rüstungsunternehmen zu viel billigeren Bedingungen als der Markt es eigentlich hergibt. Insgesamt soll diese Strategie der hauptsächliche Treiber für die hohe Inflation und die Leitzinserhöhungen der russischen Zentralbank sein, führte Kennedy aus. Mittlerweile habe sich ein „Grundstock an toxischen Schulden“ entwickelt, „der sich im Markt für Unternehmenskredite ausbreitet“. (Laernie mit AFP)

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