Scheiterte der FC Bayern wegen Hoeneß-Satz an Inter Mailand?
FC Bayern scheitert erneut im Viertelfinale der Champions League. Defensivschwächen und Verletzungen sind zentrale Themen. Was bedeutet das für die Zukunft der Mannschaft?
Mailand – Max Eberl war eigentlich schon weg, als er sich entschied, den wartenden Journalisten doch noch Rede und Antwort zu stehen.
Nach dem 2:2 (0:0) gegen Inter Mailand hatte der Sportvorstand des Rekordmeisters die Mixed Zone bereits verlassen, kehrte jedoch zurück, da er die schreibenden Reporter übersehen hatte.
In der wenig einladenden Mixed Zone des ehrwürdigen San Siro erläuterte Eberl die Umstände, die dazu führten, dass der FC Bayern zum vierten Mal in fünf Jahren im Viertelfinale der Champions League scheiterte.
Vier Gegentore gegen Inter: Die Abwehr des FC Bayern wackelt schon länger
Die Frage nach der Defensive drängte sich bei vier Gegentoren gegen Inter auf. Eberl vertrat die Meinung, dass „Standardsituationen nicht zwingend etwas mit der Defensive zu tun“ haben.
Er erklärte weiter: „Wir bekommen zwei Gegentore nach ruhenden Bällen.“ Zum 2:1-Treffer sagte er: „Wir wissen, wie gut Hakan Çalhanoğlu die Ecken schlagen kann. Da war extrem schwer zu verteidigen, Minjae versuchte noch, an Pavard ranzukommen, aber hat’s nicht geschafft.“
Ob das die ganze Wahrheit ist? Fakt bleibt: Die Bayern kassieren zu viele Gegentore, unabhängig davon, ob der Gegner Bochum, St. Pauli oder Inter Mailand heißt.
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Die Verantwortlichen stellen sich diese Frage nicht erst seit gestern. Schon vor den langwierigen Verletzungen von Alphonso Davies, Hiroki Ito, Dayot Upamecano und Manuel Neuer war die Defensive der Münchner nicht ihre Stärke.
Defensive Schwächen des FC Bayern sind kein neues Phänomen
Es wäre einfach zu behaupten, die Bayern bräuchten besseres Personal. Doch Spieler wie Eric Dier, Konrad Laimer, Josip Stanisic und leider auch Minjae Kim entsprechen nicht der internationalen Spitzenklasse, die der FC Bayern anstrebt.
Vielleicht war es ein Fehler, im letzten Sommer auf einen erfahrenen Innenverteidiger wie Jonathan Tah zu verzichten, nur weil 5 Millionen Euro fehlten. Hätte Uli Hoeneß nicht den Transfer-Stopp verhängt, wäre Tah wohl nach München gewechselt.
Zur Erinnerung: Bayern und Tah waren sich einig, und man bot Leverkusen 20 Millionen Euro. Leverkusen forderte jedoch 25 Millionen. Nach der „Geldscheißer-Aussage“ von Hoeneß platzte der Deal. Nun steht Tah vor einem ablösefreien Wechsel zu Hansi Flick und dem FC Barcelona.
Tah spielt seine zweite herausragende Saison bei Bayer Leverkusen und hat sich im DFB-Team unter Julian Nagelsmann einen Stammplatz neben Antonio Rüdiger erkämpft.
Ein Spieler, der bei der WM 2026 im Nationalteam gesetzt ist, hätte den Bayern im Sommer gutgetan. Sowohl auf dem Platz als auch abseits davon, da Tah Verantwortung übernimmt und vorangeht.
Hat Hoeneß-Aussage den Bayern das Weiterkommen gegen Inter gekostet?
Trainer Vincent Kompany setzte vor der Saison auf Upamecano und Kim, doch möglicherweise erkennt er nun den Bedarf an Verstärkungen. Dies deutete er am Freitag auf der Pressekonferenz vor dem Heidenheim-Spiel an: „Wir müssen unsere Spieler unterstützen, aber am Ende der Saison werden wir ehrliche Gespräche haben.“
Vielleicht dachte Eberl am späten Mittwochabend an den geplatzten Tah-Transfer, als er sagte: „Die besten acht Mannschaften in der Champions League bewegen sich auf Augenhöhe, wenn du da natürlich den besten Kader zur Verfügung gehabt hättest, dann hätte man sagen können: Wir sind mit ‘unserem Kader’ ausgeschieden. Aber das ging nicht, weil die Jungs verletzt waren. Doch das ist ein Learning für die neue Saison und dann werden wir auch weiter kommen als in dieser.”
Es scheint, als sei dem Sportvorstand klar, dass die Abwehr des FC Bayern Verstärkung benötigt. Nicht nur in der Breite, sondern vor allem in der Spitze.
Um in der kommenden Saison wieder an die Spitze zurückzukehren. (smk)
Aus Mailand berichtet Florian Schimak