3 Fragen beantworten - Neue Wege nach der Trennung – wie ein Neustart im Alter gelingen kann
Welche speziellen Herausforderungen können bei einer Trennung im höheren Alter auftreten?
Eine Trennung im höheren Alter stellt den gesamten bisherigen und den geplanten gemeinsamen Lebensentwurf in Frage. Dabei geht es um die Rollenverteilung in der gelebten Beziehung – wer war erwerbstätig, wer hat häusliche Care-Arbeit geleistet? Oft stellt sich die Frage nach einem Umzug. Oder ob es gelingt, in höherem Alter an einem neuen Ort Fuß zu fassen. Der Erhalt des über die Jahre gewachsenen Freundes- und Bekanntenkreises wird mit zunehmendem Alter für beide Partner wichtiger. Und schließlich spielen finanzielle Fragen wie bei jeder Trennung eine Rolle: Was ist mit Unterhaltsansprüchen, wie sieht es mit der Rente aus?
Bewältigen lassen sich diese Themen, wenn es beiden Partnern gelingt, auch über die Trennung hinweg im Gespräch zu bleiben. Das ist oft eine Balance zwischen Geben und Nehmen. Klar sehen, was geregelt werden muss und was dem jeweiligen Partner rechtlich und tatsächlich zusteht - dabei offen bleiben für Kompromisse mit Augenmaß gerade wegen der langen, gemeinsam erlebten Zeit.
Welche Rolle spielt das Älterwerden bei der Entscheidung für eine Trennung und wie kann man damit umgehen?
Wir werden heute häufig fitter alt als die Generationen vor uns. Dennoch bringt das Älterwerden Themen mit sich, die vielen präsent sind. Wer älter wird, wird schwächer, weniger belastbar, erkrankt vielleicht oder ist körperlich weniger flexibel. Das Älterwerden kann verletzlicher oder abhängiger von der Hilfe anderer machen. Da ist ein langjähriger Partner, eine langjährige Partnerin Schutz und Trost, wenn die Kräfte nachlassen. So kann das Wissen um das Älterwerden die Entscheidung für eine Trennung verhindern.
Der oder die Trennungswillige sollte sich diesen Gedanken und Gefühlen bewusst stellen und die folgenden drei Fragen beantworten:
- Welche Rolle spielt das Älterwerden bei meiner Entscheidung für oder gegen eine Trennung?
- Auch wenn alle Zeichen auf Trennung stehen: habe ich Angst oder Sorge davor, alleine älter zu werden?
- Wenn das so ist, die Trennung aber gewünscht wird: Wie kann ich die Unterstützung eines Partners, einer Partnerin beim Älterwerden ausgleichen, zum Beispiel durch medizinische, karitative oder ehrenamtliche Unterstützung?
Wie kann man seinem langjährigen Partner auf eine schonende Weise mitteilen, dass man sich trennen möchte?
Nach einer langjährigen Beziehung ist eine Trennung kaum schonend zu vermitteln. Zu viel steht auf dem Spiel. Als kommunikative Grundregel hilft es, „Ich-Botschaften“ auszusprechen: „Ich schätze dich sehr, als Menschen und als meinen langjährigen Partner, aber ich habe mich in eine andere Richtung entwickelt. Ich möchte noch einmal durchstarten, mich individuell weiterentwickeln. Ich habe viel nachgedacht und ich möchte diesen Schritt allein gehen und mich von dir trennen.“
Aber auch mit „Ich-Botschaften“ ist der Ausspruch der Trennung hart. Es hilft, wenn sich der/die Trennende vorher darüber klar geworden ist, ob oder wie er/sie seinem/ihrem langjährigen Partner noch freundschaftlich unterstützend zur Seite stehen will. Auch das kann in einem solchen Gespräch gesagt werden: „Ich werde dir weiterhin als Freund, als Freundin zur Seite stehen, wenn du meine Unterstützung brauchst.“
Wenn die Kinder aus dem Haus sind, welche Tipps gibt es für eine gute Trennung und den Beginn eines neuen Lebensabschnitts?
Wenn gemeinsame Kinder erwachsen und aus dem Haus sind, ist das oft der Zeitpunkt für Trennungen. Manchmal liegt das daran, dass einer oder beide Partner schon länger unzufrieden war und genau auf diesen Zeitpunkt gewartet hat. „Durchhalten für die Kinder“ ist der wichtigste Grund, warum Eltern sich nicht trennen. Manchmal erkennen Paare aber auch erst bei Auszug der Kinder, dass ihnen über die Jahre eine gemeinsame Basis verloren gegangen ist.
Auch hier gilt: Beide sollten sich schnell über ihre Gefühle und Motive klar werden. Gute Kommunikation mit „Ich-Botschaften“ ist eine Hilfe. Außerdem sollte alles überdacht und geregelt werden, was einen neuen Lebensabschnitt unabhängig voneinander ermöglicht. Dazu zählen alle rechtlichen Fragen wie Regelungen des Unterhalts, des Versorgungsausgleichs, mögliches Eigentum. Hinzu kommen alle alltäglichen Fragen wie Umgang mit dem Freundeskreis, Begegnungen bei Familienfeiern und das Begehen von Feiertagen. Eine bewusste, friedliche Trennung kann all dem einen guten Weg bereiten, so dass Paare sich im sozialen Leben nicht meiden müssen.