„Taco“ Trump: Zickzackkurs bei Zöllen rächt sich – Anleger flüchten aus den USA
In den vergangenen Jahren floss sehr viel Geld in die US-Finanzmärkte. Das Blatt hat sich inzwischen zugunsten Europas gewendet.
Washington, D.C. – „Make America great again“: Seit Donald Trump Mitte 2015 den Entschluss fasste, US-Präsident zu werden, ist das sein Leitsatz. Amerika wieder großartig zu machen, gilt bis heute. Doch von dem Ziel ist der Republikaner weit entfernt. Der Schuldenberg der Vereinigten Staaten wächst schnell, die Wirtschaft taumelt einer Rezession entgegen, das Vertrauen schwindet. Kapitalanleger kehren den USA inzwischen in Scharen den Rücken.
Anleger kehren US-Finanzmärkten zugunsten Europas den Rücken
Nach Angaben von Investment-Managern und Ökonomen haben internationale Investoren hohe Milliardenbeträge aus den USA abgezogen und nach Europa verlagert. Erstmals seit vielen Jahren sind die europäischen Börsen Mitte 2025 an den US-Märkten sogar vorbeigezogen.
„Zahlreiche Indizien deuten auf eine deutliche Bewegung von Investorengeldern aus den USA in Richtung Europa, aber auch in andere Regionen wie Japan hin“, sagte Ludovic Subran, der bei der Allianz als Hauptverantwortliche für die Geldanlagen tätig ist, der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor waren noch immense Summen an die US-Finanzmärkte geflossen.
Anleger ziehen nach Trumps Zoll-Hammer viel Kapital ab
„Dies hat sich jetzt geändert“, erklärte Vincenzo Vedda, Global Chief Investment Officer bei DWS, dem Vermögensverwalter der Deutschen Bank. Aus einer „kräftigen Übergewichtung der USA“ sei eine „deutliche Untergewichtung geworden“. Als Grund für die Kapitalflucht nannte Vedda die politische Entwicklung in Washington.
Zahlen des US-Finanzinformationsdienstleisters Morningstar zufolge, strömten im ersten Quartal 2025 26 Milliarden Euro in europäische Aktienfonds. Das ist insofern bemerkenswert, als es in den drei Jahren zuvor in Europa Nettoabflüsse gegeben hatte. Im April und Mai flossen dann weitere 22 Milliarden Euro in europäische Fonds. Europäische Hauptgewinner sind die Börsen in Deutschland, Spanien und Italien mit jeweils zweistelligen Kursgewinnen. Der Dax legte seit Jahresbeginn trotz der jüngsten Einbußen um etwa 16 Prozent zu.
Finanzwelt bezeichnet Trump spöttisch als „Taco“
„Die Verunsicherung durch die US-Politik und schwindendes Vertrauen in die USA dürfte eine große Rolle für diese Entwicklung gespielt haben“, sagte BayernLB-Chefvolkswirt Jürgen Michels. Der Ökonom wies darauf hin, dass auffällig viele Mittel aus allen US-Fonds im April abflossen, als Trump die größten US-Zollerhöhungen seit der Weltwirtschaftskrise 1930 angekündigt hatte.

Trumps Zickzackkurs bei den Zöllen und die damit verbundene Verunsicherung der Anleger scheint sich nun zu rächen. Weil er nach martialischen Drohungen schnell wieder zurückrudert, bezeichnet die Finanzwelt den US-Präsidenten inzwischen spöttisch als „Taco“: „Trump always chickens out“, Trump kneift immer. Experten erwarten, dass der Trend der Abkehr von US-Aktien hin zu mehr Diversifizierung auch in der zweiten Jahreshälfte anhält, wenn auch in abgeschwächter Form. Nach Trumps Wahlsieg im November 2024 war die Prognose für Europa noch düster. (mt)