Eine Untersuchung des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung (WZB) hat interessante Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen politischer Präferenz und persönlichem Wohlbefinden hervorgebracht. Dem "Spiegel" zufolge, der die Studie vorab einsehen konnte, zeigt sich, dass Menschen, die die Alternative für Deutschland (AfD) wählen, tendenziell unzufriedener mit ihrem Leben sind als Anhänger anderer Parteien.
AfD-Wähler schätzen finanzielle Situation schlechter ein
Die Forscher befragten zwischen 2019 und 2021 in mehreren Zeitabschnitten insgesamt 5000 Studienteilnehmerinnen und -Teilnehmer. "Wir dokumentieren einen kausalen Zusammenhang zwischen der Unterstützung der AfD und einem verminderten Wohlbefinden bei neuen und marginalen AfD-Anhängern", heißt es in der Studie.
Dabei stellten sie fest, dass AfD-Wähler ihre finanzielle Situation häufiger schlechter einstufen und generell weniger zufrieden mit ihrem Leben sind: "Menschen mit hohem wie mit niedrigem Einkommen blicken gleichsam griesgrämiger auf ihr Leben, sobald sie sich in der AfD-Welt eingerichtet haben", so die Wissenschaftler.
Forscherin: AfD lebe von "Rhetorik der Negativität"
Ein zentraler Grund für diese Unzufriedenheit könnte laut Forschern in der negativen Ansprache der Partei liegen. "Rechtsextreme Bewegungen leben von einer Rhetorik der Negativität und überschwemmen ihre Anhänger mit negativ formulierten Themen und Nachrichten", erklärt Maja Adena, eine der Studienautorinnen gegenüber dem "Spiegel". Diese Negativität führe zu einer emotionalen Abwärtsspirale bei den Anhängern der AfD.
Die Untersuchung zeigt weiter, dass die Unzufriedenheit besonders stark ausgeprägt ist, wenn sich Menschen intensiv mit den Parolen der Partei auseinandersetzen. Steffen Huck, Co-Autor der Studie, ergänzt: "Statt Erleichterung verursacht die Partei dann zusätzlich größere persönliche Unzufriedenheit."
Die Forscher empfehlen daher anderen Parteien, sich von der negativen Themenbesetzung der AfD zu distanzieren und positive Ansätze zu verfolgen: Die erfolgreiche Rückgewinnung von Wählerinnen und Wählern braucht andere, positive Themen," so Huck.
Analyse widerlegt AfD-Wähler-Klischee
Lange wurde der klassische AfD-Wähler als männlich, ostdeutsch, alt und ungebildet eingestuft. Eine neue Analyse von "Zeit Online" hat diese Vorurteile nun teilweise widerlegt.
Laut der Analyse sind 14 Prozent der befragten Wähler mit 30 bis 39 Jahren vergleichsweise jung, 44 Prozent weiblich und 18 Prozent haben Abitur. Auch wenn die Wählerschaft der AfD im Osten überproportional hoch ist, lebt die große Mehrzahl ihrer Anhänger laut der „Zeit“-Analyse mit 76 Prozent im Westen.
Die Studie ergab zudem, dass die AfD aus fast allen politischen Lagern Unterstützung erhält. So gaben elf Prozent der Befragten, die im November 2023 die AfD favorisierten, an, gut zwei Jahr zuvor noch SPD -Anhänger gewesen zu sein. Von der FDP waren es neun, für die Union acht Prozent.
Früher hätten Menschen mit rechten oder rechtsradikalen Einstellungen CDU, SPD oder auch FDP gewählt oder sie waren Nichtwähler, erklärte Politikwissenschaftler Marcel Lewandowsky bereits im Oktober letzten Jahres in einem Gespräch mit FOCUS online. Lediglich Grünen-Wähler neigen laut Studie nicht dazu, die AfD zu wählen.