„Tote“ Galaxie im frühen Universum überrascht Astronomen – „von immenser Bedeutung“
Mit dem „James Webb“-Teleskop sind Forscher auf eine unentdeckte Galaxie im jungen Kosmos gestoßen. Sie könnte die älteste ihrer Art sein.
Cambridge – Astronomen haben eine neue Galaxie entdeckt: Mithilfe des „James Webb“-Teleskops untersuchten die Forscher den jungen Kosmos und stießen dabei auf die bislang unentdeckte Galaxie. Das Besondere daran: Die Galaxie soll bereits tot sein – und womöglich die älteste jemals beobachtete Galaxie dieser Art. Erst letztes Jahr stießen Astronomen auf die vermeintlich älteste Galaxie im Universum.
Für Astronomen ist unklar, warum die Sternenentstehung der entdeckten Galaxie abrupt aufhörte
Galaxien bestehen aus Sternen, Gaswolken, Staub, dunkler Materie und Planeten, die durch die Schwerkraft miteinander verknüpft sind. Die neu entdeckte Galaxie mit dem Namen Jades-GS-Z7-01-QU soll es gegeben haben, als das Universum gerade einmal 700 Millionen Jahre alt war. Zu dieser Zeit – 700 Millionen Jahre nach dem Urknall – entstanden in der besagten Galaxie plötzlich keine Sterne mehr, weshalb sie auch als tote Galaxie bezeichnet wird. Das verblüffende: Der Rekord lag zuvor bei 1,2 Milliarden Jahren nach dem Urknall. Die neu entdeckte Galaxie ist also um einiges älter.
Die Ergebnisse veröffentlichten die Forscher in der englischsprachigen Fachzeitschrift Nature. Bereits seit 2022 liefert das „James Webb“-Teleskop beeindruckende Impressionen aus dem Weltall. Nun eine tote Galaxie so früh im jungen Kosmos zu entdecken, überrasche die Astronomen, wie sie selbst sagen. Es sei unklar, warum die Sternentstehung in Jades-GS-Z7-01-QU abrupt erloschen ist.
Eine Galaxie hört dann auf, Sterne zu bilden, wenn ein Schwarzes Loch entsteht
„Die ersten paar hundert Millionen Jahre des Universums waren eine sehr aktive Phase, in der viele Gaswolken kollabierten und neue Sterne bildeten“, sagt Tobias Looser vom Kavli-Institut für Kosmologie, Erstautor der Studie, in einer Mitteilung. „Galaxien brauchen einen reichen Vorrat an Gas, um neue Sterne zu bilden, und das frühe Universum war wie ein All-you-can-eat-Buffet.“ Mitautor Dr. Francesco D‘Eugenio, ebenfalls vom Kavli Institut für Kosmologie fügt hinzu: „Erst später im Universum sehen wir, dass Galaxien aufhören, Sterne zu bilden, sei es durch ein Schwarzes Loch oder etwas anderes.“

Die Sternenentstehung der neu entdeckten Galaxie könnte dadurch gestoppt worden sein, dass ihr etwa Gas fehlte. Ein supermassereiches Schwarzes Loch oder Rückkopplungen aus der Sternentstehung können dazu führen, dass Gas aus der Galaxie herausgedrückt wird und die Bildung neuer Sterne zum Stillstand kommt. Eine Galaxie kann aber auch „verhungern“, indem durch die Sternentstehung mehr Gas verbraucht wird, als durch frisches Gas wieder aufgefüllt werden kann. Was letztlich im Fall der entdeckten toten Galaxie der genaue Grund war, können die Astronomen noch nicht sicher sagen. Es sei laut den Forschern möglich, dass in einer späteren Epoche wieder Sterne entstanden seien.
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Astronomen beobachten die tote Galaxie weiter
„Um das frühe Universum zu verstehen, haben wir bisher Modelle verwendet, die auf dem modernen Universum basieren. Aber jetzt, da wir so viel weiter in die Vergangenheit sehen können und beobachten, dass die Sternentstehung in dieser Galaxie so schnell gelöscht wurde, müssen Modelle, die auf dem modernen Universum basieren, möglicherweise überdacht werden“, so Professor Roberto Maiolino, ein Co-Autor der Studie.
Die tote Galaxie werde nun weiter beobachtet, denn die „direkte Beobachtung ruhiger Galaxien im jungen Universum ist von immenser Bedeutung für unser Verständnis der Entstehung und Entwicklung von Galaxien“, betont Looser. Da Licht Zeit braucht, um große Distanzen im Weltraum zurückzulegen, ist der Blick durch ein Teleskop immer auch ein Blick in die Vergangenheit. Je weiter ein Himmelskörper von der Erde entfernt ist, desto weiter in die Vergangenheit blickt man. (tt)