Schwer bewaffnet auf Schienen: Wladimir Putin schickt angeblich Panzerzüge an Ukraine-Front
Wladimir Putin plant offenbar eine Großoffensive in der Ostukraine. Dazu passen Bilder eines russischen Panzerzuges, der im Donbass operieren soll.
Donbass - Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Oleksandr Syrskyj, warnt eindringlich vor der nächsten Großoffensive der Invasionsarmee aus Russland im blutigen Ukraine-Krieg.
Ukraine-Krieg: Wladimir Putin soll Großoffensive auf Donbass-Bastion Pokrowsk planen
Wie der General und Vertraute des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj der Online-Zeitung Kyiv Independent erzählte, soll Moskau-Machthaber Wladimir Putin bis zu 110.000 Soldaten vor der schwer umkämpften Donbass-Bastion Pokrowsk zusammengezogen haben.
Syrskyj warnte, dass die russische Armee im Osten der Ukraine über Pokrowsk hinaus in die angrenzende Region Dnipropetrowsk vorstoßen könnte. Es wäre nach Charkiw, Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson die sechste ukrainische Region auf dem Festland, in der russische Soldaten stünden. In diese Gemengelage passen Bilder, die die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti am Wochenende verbreitete.
Schickte Wladimir Putin einen Panzerzug? Pokrowsk steht im Ukraine-Krieg im Fokus
Putins Russland-Regime besitzt vier Panzerzüge, den „Wolga“, den „Amur“, den „Baikal“ und den „Jenissei“. Allesamt sind sie nach großen Gewässern der Russischen Föderation benannt. Ukrainischen Militärbloggern zufolge (siehe Posting oben) soll letztgenannter Panzerzug auf den aktuellen Fotos zu sehen sein. Der Jenissei ist ein 3487 Kilometer langer Strom in Sibirien. Russische Blogger behauten, der gleichnamige martialisch wirkende Zug sei in Richtung Pokrowsk unterwegs. Zu jener Donbass-Bastion also, deren Frontabschnitt der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow jüngst begutachtete, weil Putin mit den Fortschritten dort nicht zufrieden sein soll.
Andere Blogger schrieben dagegen von einer Übung. Bezeichnend: Im Donbass sollen viele Zugstrecken nach Jahren des Krieges zerstört sein. Schon seit Juli 2024 ist die ehemalige Bergarbeiterstadt mit vormals mehr als 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern von den Gefechten im Donbass betroffen. Seit Februar rückten immer mehr russische Verbände aus verschiedenen Richtungen kommend auf Pokrowsk vor. Das mutmaßliche Ziel der russischen Armee, die Stadt einzukreisen, ist bislang bei Weitem nicht gelungen.

Russischer Panzerzug Wladimir Putins: Mit sehr alten Geschützen bewaffnet
Dennoch haben russische Truppen die Stadt südlich umgangen und stehen mittlerweile an der Grenze zur Region Dnipropetrowsk. Syrskyj sprach von einem symbolischen Ziel des Moskauer Zirkels um Außenminister Sergei Lawrow, auch in diese Obast vorzudringen. Einen symbolischen Wert könnte auch der genannte Panzerzug „Jenissei“ haben, seine tatsächliche Schlagkraft gilt bei all den martialischen Bildern als sehr fragwürdig. Die verbreiteten Screenshots zeigen einen sehr alten BMP-2-Schützenpanzer und eine sehr alte 23-mm-Flugabwehrkanone SU-23, die wohl zur Verteidigung des Zuges genutzt werden.
Die Zwillingsgeschütze des Flugabwehr-Geschützes SU-23 haben unbestätigten Berichten zufolge eine überschaubare Distanz von 1,5 Kilometer. Sie wurden früher für tieffliegende Kampfhubschrauber und Erdkampfflugzeuge konzipiert. Nicht aber zur Abwehr moderner Luft-Boden-Raketen mit Infrarot-Suchkopf oder gegen wendige und sehr schnelle Kampfdrohnen wie die HX-2 aus deutscher Rüstungsproduktion.
Wladimir Putins Panzerzug: Leichtes Ziel für ukrainische Kamikaze-Drohnen?
Der BMP-2 kann sogar nur starr nach vorne schießen, was die Trefferwahrscheinlichkeit von angeblichen Zielen extrem einschränkt. Steckt also nur Propaganda hinter dem Bericht von RIA Novosti? Spekulation. Laut Online-Portal Defense Express (DE) kann der Panzerzug geschätzt nur 35 bis 40 km/h schnell fahren, was ihn zu einem leichten Ziel für Kamikaze-Drohnen macht.
Überliefert ist dagegen: Während die Ukraine etwa moderne gepanzerte Fahrzeuge „Hermelin“ erhält, müssen Putins russische Soldaten sogar mit „Stachelschwein“-Gefährten an die Front. Soll der „Jenissei“ folglich viel mehr ein öffentliches Ablenkungsmanöver sein? (pm)