„Das Kanu des Manitu“ von Michael „Bully“ Herbig: Abahachi leistet Abbitte

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Ist das Feuer erloschen? 24 Jahre nach „Der Schuh des Manitu“ erzählt „Das Kanu des Manitu“ die Geschichte von Abahachi (Michael „Bully“ Herbig, li.) und Ranger (Christian Tramitz) weiter. © Luis Zeno Kuhn

„Das Kanu des Manitu“ startet in den Kinos. Nach 24 Jahren hat Michael „Bully“ Herbig seinen Erfolgsfilm „Der Schuh des Manitu“ fortgesetzt. Unsere Kritik:

Am Ende findet Abahachi den „Pfad der Wahrheit“ und dieser Film ganz zu sich. Da steht der als Indianer Kostümierte vor Ureinwohnern Nordamerikas; Regisseur Michael „Bully“ Herbig hat sie aus mehreren Stämmen für das Finale von „Das Kanu des Manitu“ versammelt. „Schon als kleiner Junge habe ich davon geträumt, ein großer Apachen-Häuptling zu sein“, bittet Abahachi für seinen Aufzug um Entschuldigung. Der Anführer der Gruppe, gespielt von Alan Tafoya, einem Jicarilla Apache der Red Side Plains People, schreitet auf den Verkleideten zu: „Hier wird keiner nach seiner Herkunft beurteilt.“ Eine berührende Szene und eine wunderschöne Utopie.

„Das Kanu des Manitu“ startet 24 Jahre nach „Der Schuh des Manitu“

24 Jahre nach seinem Erfolg mit „Der Schuh des Manitu“, den rund zwölf Millionen Menschen in den Filmtheatern gesehen haben, bringt Herbig die Fortsetzung in die Kinos. Und es zeugt von gesellschaftlicher Entwicklung, dass „Das Kanu des Manitu“ auf ein anderes Humorverständnis trifft – nicht nur, wenn es um kulturelle Aneignung geht.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Eine Bande Banditen lockt Abahachi und Ranger (Christian Tramitz) in eine Falle, um durch sie an das Kanu des Manitu zu gelangen, das Unsterblichkeit verspricht. Ihr griechischer Spezl Dimitri (Rick Kavanian) und dessen Fachkraft des Herzens Mary (Jasmin Schwiers) geraten mit in den Schlamassel, den Ölbaron Santa Maria (Sky du Mont) zu verantworten hat.

Herbig und seine Co-Autoren Tramitz und Kavanian haben ein rücksichtsvolles Skript geschrieben, das um die Bedeutung von Freundschaft und Wahrheit kreist. Verloren gingen darüber die naive Lust am Nonsens sowie die Anarchie des Ausprobierens, die 2001 für mitunter derbe Komik gesorgt haben. Viele Gags, die herübergerettet wurden, sind indes aus der Zeit gefallen, gerade für die beiden Hauptfiguren ist dem Trio wenig Neues eingefallen. Hier funktioniert die Fortsetzung lediglich über die Nostalgie-Schiene. Nach knapp 60 Minuten heißt es dann tatsächlich: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.“ Das Zitat aus Teil eins ist heute längst Allgemeingut. Tja, die beiden Blutsbrüder sind wirklich alt geworden.

Winnetouch ist Tanzlehrer in der „Rumba-Ranch“

Aufgefrischt wurden indes andere Figuren. Vor allem Rick Kavanian darf als Silben-verdrehender Dimitri wunderbare Dada-Kunst vorführen; der „Streckungsvollbeamte“ und die „Blümchengänse“ sind nur zwei seiner hinreißenden Kreationen. Winnetouch (ebenfalls Herbig), der affektierte schwule Zwillingsbruder von Abahachi, ist Tanzlehrer („Der mit Frau Wolf tanzt“) auf seiner „Rumba-Ranch“ und beweist als Rosaroter Zorro, dass er auch Action kann. An diesem Charakter ist am deutlichsten zu spüren, wie sehr der Film bemüht ist, niemanden zu verletzen.

Natürlich ist Herbig das bewusst. Deshalb betont er in seiner Inszenierung sehr viel stärker die Abenteuergeschichte. Er parodiert nicht nur das Western-Genre – er zitiert es bis in die kürzeste Kamera-Einstellung. Da macht Zuschauen Freude. Ebenso wie beim Entdecken der vielen Verweise, etwa auf „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, „Indiana Jones“, „Die drei Musketiere“, „Bullettproof Monk“ oder auf die Komödien mit Louis de Funès und vieles mehr. „Das Kanu des Manitu“ schwimmt hier sicher im Teich der Populärkultur.

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