„Time To Say Goodbye“: Abschiedsausstellung von Alexandra Vogt im Stadtmuseum Memmingen

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Ein Schneeberg, dem der Staubsauger zu Leibe rückt… Das eher absurde Foto von Alexandra Vogt, das den Flyer zur Ausstellung schmückt, kann ohne Not auch doppeldeutig als Abschied vom Winter interpretiert werden. © Tom Otto

Memmingen – Der Winter im Allgäu steht im Mittelpunkt der am 12. November 2023 eröffneten Ausstellung mit Werken der Fotografin, Malerin und Video-Künstlerin Alexandra Vogt im Stadtmuseum Memmingen.

Die kalte Jahreszeit als letzte im Jahreszyklus mit ihren Allgäuer Bräuchen und Mythen macht auf das Thema Abschied in verschiedener Weise aufmerksam. Zugleich ist die Präsentation auch ein Abschied von zwei Menschen aus der regionalen Kulturszene: Alexandra Vogt, die zuletzt im Unterallgäuer Kammlach lebte, verlässt ihre Heimat und brach noch am Abend der Vernissage nach Portugal in ein neues Leben auf. Und die Leiterin des Memminger Stadtmuseums Ute Perlitz, die über zwanzig Jahre als „Hausherrin“ im Hermansbau für gehobene, aufmerksamkeitsstarke, ungewöhnliche regionale Kultur sorgte, geht mit dieser Ausstellung in Ruhestand.

„Die Ausstellung lädt zwar zum Verweilen ein und sich vom Jahr 2023 zu verabschieden“, so Kuratorin Regina Gropper, aber sie wolle auch hinterfragen und biete düstere Momente durch das Arbeiten mit Licht und Leuchtkästen. Die Allgäuer Maskenbräuche des Klausentreibens mit den furchterregenden Gestalten und der Karneval mit der Verschleierung der Identität bringen auch das Verborgene im Menschen hervor – nicht nur das Beste. Alexandra Vogt drückt diese Ambivalenz in ihren Fotos bewunderns- und nachdenkenswert aus. Auch die Volksfrömmigkeit im Unterallgäu bildet die international beachtete Künstlerin ab; seien es nun die Zimmer der Marienkinder dort oder die Wirkungsstätte des 2018 verstorbenen Eremiten Heinrich Maucher zwischen Baumgärteund Märxle südöstlich von Babenhausen. Kuratorin Gropper sieht in Vogts Werk eine „einzigartige Kombination aus Ästhetik und emotionaler Tiefe“. Teils rätselhaft, teils absurd, manchmal humorvoll, manchmal tragisch halten ihre Fotos Momente im einsamen Allgäuer Winter fest.

Doch auch das Schöne, Behagliche und Wärmende der Weihnachtsbräuche bekommt seinen Platz. Ein eigens eingerichtetes Weihnachtszimmer lädt zum Verweilen und Spielen ein; der von Luther begründete Brauch des Schenkens oder das Allgäuer Christbaum-Loben sind dort thematisiert. Nicht nur dieses Weihnachtszimmer trägt die Handschrift von Museumsleiterin Ute Perlitz. Sie führt auch durch eine digitale Route mit QR-Codes und Kopfhörern durch ihre letzte Ausstellung. Bei der Vernissage am vergangenen Sonntag im Kreuzherrnsaal bedankte sie sich sowohl bei ihrem Stadtmuseumsteam als auch bei ihrem Chef, Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer, der ihr viel Vertrauen entgegenbrachte und ihr immer „freie Hand ließ“. Und wieder stand das Abschiedsthema im Raum, denn Kulturamtsleiter Bayer wird im kommenden Frühjahr ebenfalls in den Ruhestand gehen.

Die Sopranistin Isabell Münsch griff mit ihren Liedern, am Flügel von Stephanie Knaur begleitet, ebenfalls die Abschiede auf. Nicht nur mit dem Klassiker „Time To Say Goodbye“ beeindruckte sie das Publikum und gab der Vernissage auch akustisch künstlerische Höhepunkte.

Weitere Informationen

Die Ausstellung „Time to Say Goodbye“ ist bei freiem Eintritt noch bis zum 21. Januar 2024 im Stadtmuseum Memmingen zu sehen, an diesem Sonntag gibt es auch letzte öffentliche Führung mit Kuratorin Regina Gropper. Beim Langen Museums-Mittwoch am 6. Dezember 2023 kommt ab 17 Uhr auch der Nikolaus mit den Erkheimer Klausen ins Stadtmuseum und zur Ausstellung.

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