Ministerliste der Union für Ampel-Aus kursiert: Finanzminister Dobrindt – Merz nicht dabei

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Ein vorzeitiges Aus der Ampel könnte die Union in ein Dilemma stürzen. CDU und CSU wappnen sich – offenbar auch mit einer Art Teil-Schattenkabinett.

Berlin/München – Es ist eine Art Plan für eine Notfall-Regierung: In der Union kursiert eine Minister-Liste – sie zeigt, mit welchen Politikern CDU und CSU nach einem Ampel-Aus in ein Übergangs-Kabinett einziehen würden, ehe es Neuwahlen gibt.

Ampel-Misere könnte Union ins Dilemma stürzen – erste Kabinetts-Planspiele kursieren

Es sei nichts, was man sich wünsche, heißt es in Unionskreisen – aber es könne nach einem Auseinanderbrechen der Ampel-Koalition die Notwendigkeit geben, übergangsweise in einer Regierung mitzumachen. Für die Union entsteht dann nämlich ein riesiges strategisches Dilemma:

Einerseits mag man keinen Tag länger als nötig SPD-Kanzler Olaf Scholz stützen. Andererseits könnten gerade bürgerliche Wähler von ihrer Union verlangen, in Krisen- und Kriegszeiten eine stabile Regierung mitzuformen, statt das Land sofort in monatelangen Wahlkampf zu stürzen. Am Ende könnte gar der Bundespräsident die Union öffentlich ermahnen, Staats- vor Parteiinteressen zu stellen. Dieses Wort hat Gewicht, jedenfalls moralisch.

Ampel-Aus ein mögliches Szenario: Dobrindt und Bär könnten für CSU Ministerien übernehmen

Intern berät ein kleiner Zirkel um CDU-Chef Friedrich Merz und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt über mögliche Szenarien. Eines davon hat nun t-online im Detail publik gemacht, es gilt als nicht abwegig.

Wenn die Ampel platzt, könnte die Union sämtliche Ministerien von Grünen von FDP übernehmen. Der zahlenmäßig größere Partner am Kabinettstisch zu sein, würde zu den aktuellen Umfragewerten passen. Gleichzeitig dürfte Scholz in diesem Szenario aber Kanzler bleiben – auf Zeit, es gehe um einige Monate bis zu geordneten Neuwahlen vor dem regulären Termin im Herbst 2025. SPD, CDU und CSU hätten im Bundestag eine stabile Mehrheit.

Alexander Dobrindt und Dorothee Bär bei einem Statement im Kloster Seeon. (Archivbild)
Alexander Dobrindt und Dorothee Bär bei einem Statement im Kloster Seeon. (Archivbild) © Sven Hoppe/dpa/picture-alliance

Die spannendsten Details der Minister-Pläne: Dobrindt selbst würde das zentrale Finanzministerium übernehmen, eine Machtposition in jeder Regierung. Zwei kleinere Ressorts gehen dann ebenfalls an die CSU: Justiz für die Abgeordnete Andrea Lindholz, eine Juristin; Agrar für Parteivize Dorothee Bär, auch wenn sie mit dem Thema weniger vertraut ist.

CDU-Namen für eine Not-GroKo nach der Ampel: Spahn und Wadephul dabei – Merz soll Wahlkampf führen

Auf CDU-Seite deutet sich an, dass Merz nicht in ein solches Interimskabinett einrückt. Er soll Partei- und Fraktionschef mit Beinfreiheit im Wahlkampf bleiben und auch seinen Generalsekretär Carsten Linnemann behalten. Als Minister plant die CDU mit Jens Spahn für den Bereich Wirtschaft und Klima, mit Johann Wadephul aus Schleswig-Holstein als Außenminister, Julia Klöckner für Familie, Andreas Jung für Umwelt. Als Optionen fürs Forschungsministerium werden von t-online Nina Warken oder Nadine Schön genannt; für Verkehr Steffen Bilger oder Sepp Müller.

Fix ist die Liste nicht, kein Parteigremium hat sie je zuvor gesehen. Es geht vor allem wohl um ein Signal nach außen: Ja, wir wären vorbereitet auf den Tag X. Ebenso wird in der Union nach Informationen des Münchner Merkur an Szenarien für eine schnelle Neuwahl oder für den Umgang mit einer rot-grünen Minderheitsregierung gearbeitet. Letzteres gilt nach einem Ampel-Bruch in FDP-Kreisen als wahrscheinlich.

Christian Deutschländer

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