Grüner Wasserstoff - Mit neuer „Energieinsel“ wollen die Dänen jetzt auch Deutschland helfen

Windräder statt Fischerboote

Die Insel vollzieht derzeit einen Strukturwandel, der europaweit einmalig ist. Früher lebte Bornholm von der Fischerei, doch deren langsamer Niedergang vernichtete Arbeitsplätze und führte zu Abwanderungen. Seitdem hängt Bornholm am Tropf der dänischen Regierung, die Randlage innerhalb Dänemarks tat ihr Übriges. Der Tourismus entwickelt sich langsam, reicht aber nicht aus, um den Wohlstand der Insel zu sichern.

Diesen Wohlstand soll wiederum die „Energieinsel“ sichern, ein deutsch-dänisches Projekt in Milliardenhöhe. Die Insel ist von gewaltigen Windparks in der Ostsee umgeben, weitere Parks werden gerade gebaut oder sollen hinzukommen. Drei Millionen Haushalte im gesamten Ostsee-Raum sollen einmal mit den Windparks versorgt werden.

„Wegweisendes Beispiel“

An der südwestlichen Küste Bornholms, die als nicht ganz so schön gilt im Vergleich zum Rest der Insel, kommt der Strom dann in riesigen Kabeln an. Von dort wird er entweder umgewandelt und per Hochgeschwindigkeits-Leitungen weitergeleitet, unter anderem nach Deutschland. Oder sogenannte Elektrolyseure wandeln ihn in grünen Wasserstoff um. Auf Natur, Artenschutz und sonstige Bedenken wird Rücksicht genommen, versichern die Projektmacher wie auch die Bürgermeister vor Ort.

„Das Projekt 'Energieinsel Bornholm' ist ein wegweisendes Beispiel für die transnationale Kooperation in Energiefragen, aber auch für die sehr aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an diesen Prozessen“, erklärte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) vor einem neuerlichen Treffen mit hochrangigen Vertretern der Insel, die Ende letzter Woche zu einem Besuch in Mecklenburg-Vorpommern weilten. Meyer hatte sich im Mai auf Bornholm persönlich informiert.

Wasserstoff am Nord-Stream-Ort

Von Lubmin, einst Anladepunkt für die beiden russisch-deutschen Nord-Stream-Gasleitungen, zweigen leistungsfähige Leitungen nach Süden und Westen ab. Der Bau einer Wasserstoff-Fernleitung vom nahegelegenen Güstrow-Glasewitz in Richtung Brandenburg war aus dem Wasserstoff-Kernnetz wieder herausgenommen worden. In Ertüchtigung und Neubau von gut 9000 Kilometer Gasleitungen sollen bis 2032 bundesweit fast 19 Milliarden Euro investiert werden. 

„Für Mecklenburg-Vorpommern und die ganze Ostseeregion bringt die Energiewende gleichzeitig Herausforderungen und große Chancen“, sagte Meyer. „Die Bereitschaft, voneinander zu lernen und eine enge Vernetzung der Nachbarn tragen dazu bei, dass wir das wirtschaftliche Potenzial im Bereich der regenerativen Energie bestmöglich nutzen.“ Die alte Fischerinsel Bornholm will sich neu erfinden - und Deutschland soll auch was davon haben.

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