CDU-Politikerin trifft AfD-Chefin: Koalitionsstreit entbrannt – „Sowas ist nicht akzeptabel“

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Das Verhalten von CDU-Politikerin Saskia Ludwig stößt innerhalb der Koalition auf Missfallen – zumindest bei Ralf Stegner von der SPD.

Augsburg – Beim Festival einer rechten Denkfabrik in Ungarn trifft die CDU-Politikerin Saskia Ludwig auf AfD-Chefin Alice Weidel – Kritik gibt es nicht nur aus Unionsreihen, sondern auch von der SPD. „Sowas ist in einer Koalition mit der SPD nicht akzeptabel“, äußert der SPDler Ralf Stegner gegenüber der Augsburger Allgemeinen.

Weiter polterte er gegen die Fraktions- und Parteiführung der Union: „Dass Frau Ludwig gemeinsam mit Alice Weidel auftritt, dokumentiert ja, wo sie eigentlich hinmöchte. Und das ist eine Koalition zwischen Schwarz und Blau.“

Nach rechtem Treffen in Ungarn: Unionsfraktion rügt Saskia Ludwig für Auftritt mit Weidel

Zum Hintergrund: Die Brandenburger CDU-Politikerin nahm Anfang August am Festival des Mathias-Corvinus-Collegiums (MCC) in Esztergom nahe Budapest in Ungarn teil. Die Journalistin Annika Brockschmidt hatte auf Bluesky Fotos geteilt, die Ludwig und Weidel auf der Veranstaltung zeigen. Ludwig war laut MCC-Internetseite beim Podium „Eine neue Regierung in unsicheren weltpolitischen Gewässern“ am 1. August dabei. Ein Sprecher von Ludwig bestätigte der Deutschen Presse-Agentur später ihre Teilnahme. 

Das MCC gilt als Kaderschmiede der Regierung des ungarischen Ministerpräsidenten und Rechtspopulisten Viktor Orbán. Die Denkfabrik und Bildungseinrichtung importiert unter anderem Ideen rechter Publizisten aus den USA. Beim Festival war laut Facebook-Seite des MCC Orban zu Gast, ebenso Tech-Milliardär Peter Thiel, der bekannt für rechtskonservative Positionen ist.

Die Union beteuert aber: Die Teilnahme Ludwigs sei „nicht im Auftrag der Fraktion und ohne Wissen der Fraktionsführung“ erfolgt, erklärte eine Sprecherin der Unionsfraktion. „Ich finde nicht, dass die Partei- und Fraktionsführer der Union das einfach dulden können“, kommentierte Stegner.

Wie Ludwig in der Kritik: SPD-Politiker Stegner verteidigt Treffen mit Vertretern Russlands

Der SPD-Politiker selbst war im Mai für eine Reise nach Baku in Aserbaidschan zu Gesprächen mit russischen Vertretern kritisiert worden. Von Grünen- und FDP-Vertretern kamen damals Rücktrittsforderungen mit Blick auf Stegners Mitgliedschaft im Parlamentarischen Kontrollgremium zur Kontrolle der Geheimdienste.

Dass Frau Ludwig gemeinsam mit Alice Weidel auftritt, dokumentiert ja, wo sie eigentlich hinmöchte. Und das ist eine Koalition zwischen Schwarz und Blau.

Kritik kam auch aus Union und SPD. Stegner verteidigte sich vehement, er halte „jeden Kontakt“ mit Russland für sinnvoll. Außerdem seien diese Treffen „informell organisiert und finanziert“ gewesen und hätten auf privater Initiative beruht, entgegnete Stegner. Stegner sagte damals, er sei erstaunt, dass die Kritik so polemisch und unsachlich sei.

„Und dass einem Dinge unterstellt werden, für die man eigentlich keinen Anlass bietet.“ Dass man gerade als Mitglied des parlamentarischen Kontrollgremiums vorsichtig sei, sei doch selbstverständlich. Es sei nicht um Geheimverhandlungen gegangen. Umso überraschender nun die scharfe Kritik an Ludwig – müsste Stegner den Druck wegen des Treffens, der nun auf der CDU-Politikerin lastet, eigentlich verstehen können.

Annäherung an AfD und offen für „Mitte-Rechts-Koalition“: Ludwig sorgte bereits mehrfach für Kritik

Und auch Ludwig selbst hat sich in der Vergangenheit weit aus dem Fenster gelehnt. Denn sie zählt zu den schärfsten Kritikerinnen der SPD-Verfassungsrichterkandidatin Frauke Brosius-Gersdorf. Die CDU-Politikerin aus Brandenburg hatte auf dem Portal X gefordert, dass Brosius-Gersdorf ihr Amt an der Universität Potsdam ruhen lassen solle, solange die Plagiatsvorwürfe nicht vollständig ausgeräumt seien. Inzwischen sieht die Universität Potsdam nach Plagiatsvorwürfen einen Anfangsverdacht bei Ludwigs eigener Doktorarbeit.

Wegen Ludwig und Weidel: SPD-Politiker Stegner übt scharfe Kritik an Union – „Nicht akzeptabel“
Wegen Ludwig und Weidel: SPD-Politiker Stegner übt scharfe Kritik an Union. © Florian Gaertner/ dts Nachrichtenagentur/IMAGO/Montage

Ludwig sorgte schon mehrfach für Kritik. Im Januar hatte sie sich im Interview des Senders TV Berlin gegen eine Brandmauer zur AfD gewandt und offen für eine „Mitte-Rechts-Koalition“ gezeigt. Im Jahr 2017 führte sie ein gemeinsames Interview mit dem früheren AfD-Landeschef und ehemaligen Bundesvize Alexander Gauland in der „Jungen Freiheit“.

Von 2010 bis 2012 stand Ludwig als Landesvorsitzende an der Spitze der CDU Brandenburg. Von 2004 bis 2025 war sie Abgeordnete des Landtags, seit 2025 ist sie Bundestagsabgeordnete, zwischenzeitlich war sie in Bundestag und Landtag. (bg/dpa)

Auch interessant

Kommentare