Fischertag 2024 in Memmingen: „Ruben I., der Advokat“ wird Fischerkönig

  1. Startseite
  2. Bayern
  3. Augsburg & Schwaben
  4. Kurier Memmingen

Kommentare

Memmingen hat einen neuen Fischerkönig: „Ruben I., der Advokat“ (Mitte) nahm beim Krönungsfrühschoppen auf dem begehrten Birkenthron Platz. © Hütter

Schmotz, Schmotz, Dreck auf Dreck, Schellakönig, wüaschta Sau! Der Fischerkönig 2024 steht fest: Mit seiner 2.530 Gramm schweren Königsforelle holte sich Ruben Freisinger beim Memminger Fischertag am 20. Juli den Sieg und trägt fortan den Titel „Ruben I., der Advokat“. Der (noch) amtierende Fischerkönig von 2023, „Christof I. (Heuß), der Valentin“, wurde beim Krönungsfrühschoppen traditionsgemäß mit einem „Fußtritt“ vom Thron gejagt.

Memmingen – Der Memminger Fischertag, der seit Anfang des Jahres 2024 als „Immaterielles Kulturerbe“ der UNESCO gelistet wird, fasziniert nicht nur die eigene Bürgerschaft; Besucher kommen oft von weit her, um dieses jahrhundertealte Traditionsfest wenigstens einmal live mitzuerleben.

Und sie wurden auch in diesem Jahr nicht enttäuscht: Los ging es bereits am Fischertagsvorabend mit dem Ausrufen des Fischertags auf der Bühne am Marktplatz durch den Büttel (Gottfried Voigt) in Begleitung der Stadtgarde und der Fischergruppe. Anschließend lud die Städtische Sing- und Musikschule im Kreuzherrnsaal zur Fischertagsserenade ein. Der Ruf des durch die Altstadt ziehenden Nachwächters verkündete das Ende des Fischertagsvorabends.

Mit dem Weckruf der Musikkapellen am darauffolgenden Morgen startete der Fischertag. Nach dem Einzug der Fischer am Schrannenplatz erklang wieder der Fischerspruch von Oberfischer Jürgen Kolb, der lautstark seine humorvoll verkleideten Empfindlichkeiten ins Volk schmetterte. Eine riesige Menschenmenge hatte sich auch in diesem Jahr entlang des Stadtbachs eingefunden, um das wohl größte Spektakel und Highlight der Memminger Feste hautnah zu verfolgen: das Ausfischen.

Nach dem Böllerschuss um Punkt 8 Uhr „juckten“ im strahlenden Sonnenschein der Morgenstunden 1.187 Fischer und Fischerinnen mit ihren Holzgabelbären mit den handgeknüpften Netzen bewaffnet ins kalte Wasser. Das Glück war dieses Mal Ruben Freisinger hold, dem mit 2.530 Gramm der dickste Fisch „ins Netz“ ging. Der ließ sich beim anschließenden Krönungsfrühschoppen im Stadion ausgiebig feiern. Doch zuvor wurde der amtierende Monarch „Christof I., der Valentin“ (Christof Heuß) mit einer Wegzehrung ausgestattet, „unsanft und mit Fußtritten“ aus seinem Amt gejagt, um den Königsthron für seinen Nachfolger freizumachen. Auf einer Sänfte getragen und begleitet von Marschmusik nahm schließlich der neue Fischerkönig, Ruben Freisinger – nun bekannt als „Ruben I., der Advokat“ – auf dem Birkenthron Platz. Nach dem Überreichen der Insignien begann offiziell die (einjährige) Regentschaft des 28-Jährigen, der im echten Leben seine Brötchen als Rechtsreferendar verdient. Am Abend präsentierte sich der neue Fischerkönig mit seinem Gefolge beim Zug durch die Altstadt seinem „Volk“. Gemeinsam mit der Stadtkapelle wurde anschließend auf dem Marktplatz weitergefeiert, bis der Nachtwächter zu später Stunde das Ende des Fischertags 2024 verkündete.

Kritik von Tierschützern

Der Fischertag in Memmingen wurde Anfang des Jahres zum „Immateriellen Kulturerbe“ ernannt. Diese Ehrung ist jedoch nicht unumstritten. Die Tierschutzorganisation PETA, die seit Jahren Kritik an der Traditionsveranstaltung übt, fordert, die Aufnahme ins Verzeichnis rückgängig zu machen. „Tierquälerei und Kultur schließen sich gegenseitig aus. Der ‚Memminger Fischertag‘ verdient ebenso wenig wie der Stierkampf die Auszeichnung zum immateriellen Kulturerbe, sondern muss aufgrund des Tierleids und des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz in die Geschichtsbücher verbannt werden“, so Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin und Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA.

Wie die Polizei am darauffolgenden Sonntag mitteilte, war während des Auswiegens ein Mitglied von PETA auf die Tribüne mit der Fischwage geklettert, bemächtigte sich des Mikrofons und plädierte gegen das Töten von Tieren. Polizeikräfte begleiteten ihn wieder von dort herunter. Dann stiegen drei PETA-Aktivistinnen auf den Brunnen vor der Tribüne am Marktplatz und hielten Plakate mit der Aufschrift „Memmingen: Fischen ist Mord!“ und „Bier statt Tier“ in die Höhe. Die Protestaktion wurde in der Folge als Versammlung eingestuft und die Teilnehmer zunächst so belassen. Nach einigen Minuten stiegen die Protestierenden freiwillig und aus eigenem Antrieb vom Brunnen. Die Polizei weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Demonstrationen bei der zuständigen Verwaltungsbehörde anzuzeigen sind.

Mit dem Kurier-Newsletter täglich zum Feierabend über die wichtigsten Geschichten informiert sein. Besuchen Sie den Memminger KURIER auch auf Facebook!

Auch interessant

Kommentare