Gutachter warnen: Ohne Vernässung bleiben Klimaschutzziele unerreichbar

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Kreisbote

Kommentare

Seit mehr als 50 Jahren ein Familienbetrieb: Jakob Obholzer und Kollegen beliefern Privatkunden auch heute noch persönlich. © Holly

Das Weilheimer Moos ist für viele ein faszinierendes Naturidyll: ein Ort, an dem zahlreiche Tier- und Insektenarten ihren Lebensraum finden. Gleichzeitig wird das Gebiet von Landwirten bewirtschaftet, und einige wenige Betriebe betreiben dort seit Generationen Torfabbau.

Weilheim - Für Professor Stefan Emeis (GRÜNE) hat das Moos jedoch eine weitreichendere Bedeutung: Es sei nicht nur schützenswert, sondern auch ein zentraler Baustein, um die Stadt Weilheim bis 2035 klimaneutral zu machen.

Das Moos erstreckt sich über eine Fläche von 1.350 Hektar. Laut einer aktuellen Studie, die ökologische und hydrologische Zusammenhänge im Gebiet untersucht, gibt es hier nicht nur intensive Landwirtschaft und Pferdehaltung, sondern auch Siedlungs- und Gewerbeflächen sowie aktiven Torfabbau. Doch die Wasserstände sind viel zu niedrig, heißt es im Gutachten. Das führt dazu, dass pro Hektar und Jahr zwischen 30 und 50 Tonnen CO2 ausgestoßen werden.

„Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass durch die Trockenlegung von Mooren viel zu viel CO2 freigesetzt wird“, erklärte Manfred Stork von der Bauverwaltung während der jüngsten Bauausschusssitzung. „Wenn die Moore feucht und nass gehalten werden, kann das CO2 gebunden werden. Das ist ein entscheidender Beitrag zum Klimaschutz.“

Zusammen mit dem Bündnis 90/Die Grünen stellte Emeis daher den Antrag, das Thema Wiedervernässung des Mooses erneut zu diskutieren.

Auch das Landratsamt Weilheim-Schongau kommt nach Auswertung der Studie zu dem Schluss, dass eine Einstellung der landwirtschaftlichen Nutzung, die Beendigung des Torfabbaus und das Ende der Entwässerung zwar die optimale Lösung wären. Stattdessen empfiehlt es die Einleitung von Wiedervernässungsmaßnahmen. Doch das Thema ist komplex und sorgte für intensive Diskussionen im Bauausschuss. Stadtratsmitglied Rupert Pentenrieder (BfW) brachte es auf den Punkt: „Ohne die Zustimmung der Grundbesitzer machen wir gar nichts.“ Er wies auf die Sorgen der Landwirte hin: „Da hängen Existenzen dran, und die dürfen wir nicht gefährden.“

Betroffene wollen Klarheit

Jakob Obholzer, dessen Familie seit 50 Jahren eines der wenigen Torfwerke im Moos betreibt, beobachtete die Diskussionen genau. Auf die Frage, ob sich der Torfabbau noch lohne, sagte er: „Für mich reicht es auf alle Fälle.“

Seine größte Sorge gilt jedoch dem Umgang mit den Menschen, die im Moos tätig sind. „Hier gibt es Landwirte, und viele kleinere Grundstücke sind in Privatbesitz“, so Obholzer. „Sollen diese Leute enteignet werden, oder kauft die Stadt die Flächen?“

Von Enteignung will im Bauausschuss niemand sprechen. „Wir reden hier von Privateigentum“, betonte Klaus Gast (CSU). „Wir müssen die Betroffenen mitnehmen, sonst kommen wir nicht voran.“

Auch die zweite Bürgermeisterin Angelika Flock (CSU) unterstrich, dass der Bauausschuss nicht alleine über den Antrag entscheiden könne. „Wir müssen den gesamten Stadtrat ins Boot holen“, erklärte sie. Der Bauausschuss beschloss, für das kommende Frühjahr eine Sondersitzung zu beantragen, um das Thema umfassend zu erörtern.

Bis dahin soll das Landratsamt gemeinsam mit Gutachtern und den im Moos arbeitenden Menschen weitere Gespräche führen und deren Perspektiven einbeziehen. „Existenzen wollen wir nicht bedrohen“, betont Flock.

Für Professor Emeis steht fest: „Wir haben die Aufgabe, den Klimaschutz immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.“ Dafür gebe es die Anträge. „Wenn uns das heute gelungen ist, bin ich zufrieden.“

Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.

Auch interessant

Kommentare