Deutsches Eiskunstlauf-Goldpaar: Minerva Hase und Nikita Volodin sind weltspitze

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Das Siegerpaar Hase/Volodin beim Flaggenrundlauf in Peking. Deutsches Gold beim Grand-Prix-Finale gab es zuletzt 2017 für Aljona Savchenko und Bruno Massot. © MARK R. CRISTINO

Wie aus dem Nichts liefen die Berliner Paarläufer Hase/Volodin zum Grand Prix Sieg und zum Deutschen Meistertitel. Jetzt wollen sie den Erfolg festhalten und bis zu den nächsten Olympischen Spielen richtig stark werden.

Ausgerechnet Peking. Für Minerva Hase weckte das Grand-Prix-Finale in Chinas Hauptstadt eher traumatische Erinnerungen. Mit ihrem früheren Partner Nolan Seegert startete sie hier 2022 bei den Olympischen Spielen, wobei Seegert, Corona-positiv, vor dem Wettkampf in Quarantäne musste – auf engstem Raum, ohne Bewegung und ordentliche Verpflegung. Die Platzierung fiel entsprechend bescheiden aus. Und jetzt das: Nikita Volodin, Hases neuer Partner, musste genau vor dem bislang wichtigsten Lauf des Paars mit einer Grippe ins Bett.! Doch diesmal holten die beiden Eiskunstlauf-Gold, trotz Widrigkeiten. „Es war ein kleiner Horrortrip mit gutem Ende“, sagt Hase im Interview.

Nach dem Sieg im Paarlauf kann die Berlinerin endlich wieder lachen. „Wir konnten in der Woche vor dem Finale nicht trainieren, standen erst vor dem Kurzprogramm zwei Stündchen auf dem Eis und probierten“, erzählt sie. „Wir waren völlig überrascht, als wir in Führung gingen. Klar, dass da unser Ehrgeiz für die Kür geweckt war.“ Diese gewannen dann zwar die Italiener Sara Conti und Nicola Macii, aber nur knapp, so dass es für die Deutschen punktemäßig zum Gesamtsieg reichte. Eine Sensation, denn nach dem Wechsel von Bundestrainer Alexander König in die Eisschnelllauf-Sparte hatte sich eigentlich kaum mehr jemand Hoffnungen auf Paarlauf-Erfolge gemacht.

Minerva Hase und Nikita Volodin, hier bei ihrer Kür fürs Schaulaufen, starten seit 2022 zusammen.
Hase und Volodin, hier bei ihrer Kür fürs Schaulaufen, lernen derzeit neue Elemente und feilen an 100-prozentig konstanter Leistung. © IMAGO/Schreyer

Die Geschichte von Hase und Volodin, beide 24, ist auch ein ziemlicher Schnellschuss. Die zwei laufen erst seit Juni 2022 miteinander. Trainer Dmitri Savin (er betreut das Paar mit Knut Schubert und Rico Rex) brachte Hase mit dem Petersburger Volodin zusammen, nachdem Nolan Seegert seine Wettkampf-Karriere beendete. „Seitdem haben wir unregelmäßig trainiert, oft mit längeren Pausen, zum Beispiel wegen einer Show-Verpflichtung von Nikita, die er in Russland noch hatte, oder wegen einer Bundeswehr-Fortbildung zur Unteroffizierin, die ich absolviert habe.“ Hase bestreitet ihr Einkommen als Sportsoldatin und studiert Psychologie, Volodin hat bereits ein abgeschlossenes Sportstudium und wird von der Sporthilfe unterstützt. Wie Hase verrät, will er in Kürze richtig gut Deutsch lernen. Geht es da etwa um eine Einbürgerung? „Ja, die Olympischen Spiele 2026 sind der Plan“, freut sich Volodins Eispartnerin. Privat sind Hase und Volodin kein Paar. Hase hat einen Freund, Volodin eine Freundin. „So können uns private Streitereien nicht auseinanderbringen.“

Am vergangenen Wochenende gewannen die beiden praktisch auch widerstandslos die deutschen Meisterschaften. Doch nach dem Lauf ist vor dem Lauf. Nach ein paar Tagen Ruhe heißt es trainieren für die Europameisterschaften Ende Januar und die WM im März. „Wir wollen endlich kontinuierlicher aufs Eis, um in unserer Leistung konstanter zu sein“, sagt Hase, auch mit Blick auf die russischen Läufer, die irgendwann wieder an Wettkämpfen teilnehmen. „Die schlafen nicht und sind eine starke Konkurrenz. Wir wollen deshalb den Wurf-Flip lernen, und einige neue Hebungen. Bei Hebungen ist der Spielraum noch am größten, sich mit einer eigenen Handschrift zu profilieren.“

Tatsächlich zeigten die russischen Läufer Alexandra Boikova und Dmitri Kozlovski vor Kurzem einen vierfachen Wurf-Salchow in den Sozialen Medien. Hat das neue deutsche Traumpaar Angst vor so starken Mitkämpfern? „Nein, aber wir wollen eine ernsthafte Konkurrenz darstellen“, sagt Hase. „Der Grand Prix-Sieg wäre mit den Russen wohl schwieriger gewesen. Aber nicht unmöglich.“

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