Aufregung vor US-Wahl 2024: Macht Donald Trump den nächsten Staat zum Swing State?
Der Republikaner soll plötzlich in der Demokratenhochburg New Hampshire führen. Tatsächlich könnten die vier Wahlleute aus dem kleinen Staat die US-Wahl entscheiden.
Concord – Es ist eine kleine Sensation: Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump liegt in der Demokratenhochburg New Hampshire einer Umfrage zufolge angeblich knapp vor seiner Kontrahentin Kamala Harris. Außergewöhnlich ist der Vorsprung, weil der Bundesstaat seit 24 Jahren als Hochburg der Demokraten gilt.
Laut einer aktuellen Umfrage der Regionalzeitung New Hampshire Journal führt nun aber der 78-Jährige hauchdünn mit 0,4 Prozentpunkten vor Harris. Zuletzt gewann George W. Bush im Jahr 2000 als letzter Republikaner dort die meisten Wählerstimmen. Zu bedenken ist aber, dass es sich um einen absoluten Ausreißer handelt. So kommt das Dartmouth College in einer aktuellen Umfrage zu einem völlig anderen Ergebnis. Demnach liegt Harris in New Hampshire mit 21 Punkten vor Trump. Im Durchschnitt liegt sie nach Angaben der New York Times mit sieben Punkten vor Trump.
Swing State Pennsylvania rückt in den Hintergrund: New Hampshire könnte Trump zum Sieg verhelfen
Auch wenn New Hampshire nur ein kleiner Bundesstaat mit vier Wahlleuten ist, könnte der Ausgang dort entscheidend für die Wahl am 5. November sein. Denn sollte Trump tatsächlich dort die meisten Stimmen holen, käme er laut aktuellen Umfragen sogar ohne den größten und umkämpftesten Swing State Pennsylvania (19 Wahlleute) auf die erforderliche Mehrheit von 270 Delegierten.
In den letzten Tagen vor der US-Wahl 2024 zeigen die Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Harris und Trump. Laut der Statistikseite 538 führt Harris aktuell ganz knapp vor Trump. Auch die New York Times sieht Harris in den landesweiten Umfragen einen Punkt vor Trump.
Vorhersagen zur US-Wahl 2024 sind mit Vorsicht zu genießen
Die Wahlvorhersagen sind aber in den USA nicht ganz einfach. Denn die Medien sehen sich einer riesigen Datenmenge ausgesetzt. Immerhin gibt es alleine bei der Präsidentschaftswahl einundfünfzig separate Wahlen – eine in jedem Bundesstaat und eine im Bundesdistrikt Washington, D.C. Jede hat unterschiedliche Regeln und Vorschriften. Zudem gibt es keine landesweite Wahlleitung, die noch am Wahlabend das Ergebnis verkündet.
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Außerdem lässt sich nur schwer die Zahl der Wahlberechtigten in den USA berechnen. Denn mehr als fünf Millionen Menschen in den USA wurde zum Beispiel das Wahlrecht entzogen, weil sie im Gefängnis waren – in den allermeisten Bundesstaaten erlangt man es auch nach der Freilassung nicht zurück. Überproportional oft trifft das Schwarze. Sie wählen in der Regel häufiger Demokraten-Kandidaten, sodass die Republikaner meist Änderungen der Regeln für Häftlinge bekämpfen.
Bei der Wahl 2020 stimmten laut der US-Statistikbehörde rund 155 Millionen Amerikaner ab. Gemessen an der Bevölkerung im wahlfähigen Alter entsprach das einer Wahlbeteiligung von rund 66,8 Prozent – ein Rekordwert.

Trump und Harris brauchen Mehrheit der 538 Delegierten für Gewinn der US-Wahl 2024
Dann ist auch noch das Wahlsystem in den USA sehr komplex. Die Wähler bestimmen nicht direkt über den oder die Präsidentin, sondern sie entscheiden darüber, wem die Wahlleute ihres jeweiligen Bundesstaates ihre Stimme zugegeben haben. Wer von Trump oder Harris am Ende die meisten von den 538 Wahlleuten hat, gewinnt die US-Wahl.
Diese Wahlleute werden im Dezember zur formellen Abstimmung über den Präsidenten geschickt. Dabei gilt in aller Regel: Wenn ein Kandidat in einem Staat auch nur mit einer Wählerstimme vorn liegt, bekommt er alle Wahlleute in diesem Staat zugesprochen - außer in Nebraska und Maine stimmen alle Delegierten eines Staates als Block ab.
Swing States entscheidend: Warum es in 40 Staaten bereits jetzt sicher ist, wer gewinnt
Deswegen sind die sogenannten Swing States von besonderer Bedeutung. Zum einen senden sie zum Teil viele Wahlleute ins Rennen, zum anderen lässt sich nicht voraussagen, welcher Kandidat dort gewinnt.
Allgemein sagen Experten aber: Städter und Menschen an der Ost- und Westküste wählen häufiger die Demokraten. Wähler in ländlicheren Gebieten und in den Staaten im Südosten stimmen eher für die Republikaner. Aufgrund von historischen Erfahrungen gilt es schon jetzt in über 40 Staaten als sicher, wer gewinnt.
Der Wahlkampf konzentriert sich auf sieben Bundesstaaten in der Mitte, die in der Vergangenheit mal für die eine, mal für die andere Partei gestimmt haben. Sie werden in den USA „Swing States“ oder „Battleground States“ genannt, „Schlachtfelder-Staaten“. In Michigan, Pennsylvania und Wisconsin im Norden und in Nevada, Arizona, Georgia und North Carolina im Süden kommt es auf jede Stimme an. In Umfragen liegen die beiden Kandidaten in allen diesen Staaten aktuell höchstens rund zwei Prozentpunkte auseinander. (bg/dpa)