Gastronom löst mit Video über „unverschämte Influencerin“ Shitstorm aus
Weil ihr das Silvestermenü zu teuer gewesen sei, soll eine Influencerin Preisnachlass gefordert haben. Auf TikTok beginnt eine unappetitliche Suche nach ihr.
„Wir wären Ihnen aufgrund des hohen Preises dankbar, wenn Sie uns das Geld zurückerstatten“, soll in einer E-Mail an ein Hamburger Restaurant gestanden haben. Der Gastronom Oliver Riek veröffentlichte am 4. Januar auf seinem TikTok-Kanal @gastronomicus2 einen Screenshot dieser angeblichen Mail. „Andernfalls behalten wir uns rechtlich Schritte vor, zudem sind wir Influencer mit hoher Reichweite“, heißt es darin weiter. Den hohen Preis von 255 Euro für ein Silvestermenü habe man leider zu spät bemerkt.
Riek wendet sich in einem Video direkt an die Influencerin und angebliche Verfasserin der Nachricht. Er tippt sich an die Stirn. „Du bist einen Bewirtungsvertrag eingegangen, du hast es gegessen und bezahlt, da kannst du nichts mehr geltend machen. Vergiss es.“ Dass sie den Preis des Silvester-Menüs nicht gesehen habe, glaube er nicht, sowohl bei der Reservierung als auch bei der Kartenzahlung müsse sie den Preis gesehen haben. „Du drohst mit deiner angeblichen Reichweite? Deine Werbung bringt uns nichts!“ Zwei Millionen Aufrufe hat dieser Clip bereits.
Angebliche Influencer-E-Mail macht Gastronom aus Hamburg „wütend“
Die Influencer-E-Mail habe das Restaurant, in dem er arbeite, kurz nach Neujahr 2025 erreicht, sagt Riek BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Nachprüfen können wir das nicht, da Riek auch uns gegenüber seinen Arbeitsplatz geheim halten will und uns die E-Mail nicht zeigt. Seit 2015 teilt er angeblich echte Vorfälle aus der Gastronomie im Netz. Auf seinem TikTok-Kanal mischt er diese mit Satire-Videos. Mittlerweile folgen ihm dort 110.000 Menschen.
„Es gibt immer wieder Influencer, die ihre Reichweite als Druckmittel verwenden“, sagt der 43-Jährige. „Aber das war eine ganz neue Qualität.“ Kooperationsanfragen seien ja schön und gut, aber diese Erpressung habe ihn „wütend“ gemacht. Indem er „unverschämte“ E-Mails wie diese öffentlich mache, „drehe er den Spieß um“.
Rechtlich eine Grauzone, auch wenn er die Personen meist unkenntlich mache. Bei dem Screenshot der angeblichen E-Mail schwärzte Riek jedoch nur den Nachnamen der angeblichen Verfasserin. „Das war ein riesiger Fehler“, sagt er. „Ich habe meine Reichweite unterschätzt. Und dass auf TikTok so viele Vollpfosten unterwegs sind.“

Warum nach der angeblichen Influencer-E-Mail Chaos bei TikTok ausbricht
Da Riek nur den Nachnamen schwärzte, fingen TikTok-Nutzer an, nach dem Vornamen der Influencerin und Hamburg zu suchen oder bekannten Hamburger Influencerinnen. Dass Riek in Hamburg arbeitet, steht in seinem TikTok-Profil. Das Problem: TikTok schlägt Suchbegriffe, die häufig in Zusammenhang mit einem bestimmten Video gesucht werden, in Blau unter diesen Videos vor. In diesem Fall die Namen einiger Hamburger Influencerinnen.
Als Folge bricht bei TikTok Chaos aus. Mehrere Personen bekommen Hassnachrichten. Wir fragen Betroffene an, doch keine von ihnen möchte sich zu dem Vorfall äußern. „Unfassbar erschreckend, dass erwachsene Menschen einfach irgendwelche Frauen beleidigen, ohne zu wissen, ob sie es wirklich sind“, sagt Riek BuzzFeed News Deutschland. Er habe sich bei den Frauen entschuldigt, drehte Videos dazu, dass es sich bei ihnen nicht um die angebliche Verfasserin handele. „Das tat mir schon leid.“
Um zu vermeiden, dass weitere Frauen mit diesem Vornamen angeschrieben werden, nennt BuzzFeed News Deutschland den Namen nicht und bettet die TikTok-Videos in diesem Artikel nicht ein.
TikTok markiert häufige Suchbegriffe – „voll gefährlich“
„Ich habe gelernt, dass meine Reichweite mittlerweile missbrauchsfähig ist und ich damit ganz schön Schaden anrichten kann“, sagt Riek. Nie wieder will er den Vornamen einer Person zeigen. Ihm sei auch einfach nicht bewusst gewesen, dass die TikTok-Suche häufige Suchbegriffe in Blau unter den entsprechenden Videos vorschlage. „Voll gefährlich“, sagt er.
BuzzFeed News Deutschland fragt TikTok an, ob der Plattform bewusst ist, dass sich auf diese Art viel leichter Fake-News verbreiten und was sie dagegen tun. Bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (20. Januar 2025) haben wir keine Antwort erhalten.